Symbolanalytiker
"Die Soziologe kann die Genese
des symbolischen Denkens nicht erklären.
sie muss es als gegeben annehmen.
Die Gesellschaft kann nicht ohne Symbolik existieren,
man muss zeigen, wie das Erscheinen
des symbolischen Denkens das soziale Leben
zugleich möglich und notwendig macht."
Lévi Strauss - Zitiert in
Marcel Mauss, "Die Gabe" Ffm. 1990, S. 205
Wenn der Symbolanalytiker
mit Pflegepräsenz auftritt
ist er dem Gang des pflegerischen Subjekts
nur um wenige Millimeter voraus.
Des Quartierpflegers Job ist,
Selbstsorge zu unterstützen.
Selbstarbeit als Erkenntnisgeschäft,
um, ausgerüstet mit implizites
Vermutungswissen [Ereigniswissen],
den sequentiellen Lebensraum
des pflegerischen Subjekts
konvivial mit angemessener Kontingenz
mit zu gestalten anhand
kommunikative Handlungen.
Diese Rahmenauffassung besagt,
das pflegerische Ereignisfelder
i.d.R. nur indirekt als Pflegesektor
durch eine Sprache der "Symbole"
zugänglich gemacht werden können.
Eine Zulassung nach § 124 SGBV
ist zwar normativ geregelt
ist Formal als Zugang
praktizierte Metaphysik.
Das Polyseme (vieldeutige)
Wort "Symbol" wird hier
genutzt als pflegerelevante
"Molekül eines Rituals"
(Victor Turner - Das Ritual,
Struktur und Antistruktur 2000, S. 21)
bzw. im Sinne einer instantane,
intersubjektive Entität
bei konkret angewandte und
frei [Antistruktur] gestaltete Pflegepräsenz.
Das Symbol zeigt
in ihre Bedeutung als Wort
bzw. Term etwas, das auf keiner
andere Weise im Pflegeverlauf
zugänglich gemacht werden kann.
Insoweit unterscheidet Symbol sich
von der Allegorie, deren Bilder
uns wie Handyaufnahmen und
geknipste Fotos uns an ein Bereich
verweisen, den man auch direkt,
in wortwörtlich zu nehmendes
Aussagen beschreiben kann.
"Ich möchte ein Burger" kann analog "Ich habe Hunger" bedeuten;
ein "Ich will weg" umgekehrt als
"Hinlauftendenz" und der mit
Fingerzeig ausgewiesene Foto
einer ehemaliger Bleibe
Symbol einer dementiellen
Prozessentwicklung signalisieren.
Erstrangig ist der Symbolanalytiker
Gestalter, der pflegerische Poesie
und Poiesis in Sachen Caring
als Virtuose beherrscht,
in Form bringt
und anbietet.
Das Symbol ist in der Tat
konstitutiv für die
"subtileren Sprachen" mit der
Pflegepräsenz Spuren liest
um als Pflegescout Pflegepfade
zu ermitteln in der Pflegelandschaft
mit ihre 1000 Pflege-Plateaus (Deleuze et al).
Das Symbol verschafft in erster Linie
und nahezu ausschließlich Zugang
zu dem, worauf es sich bezieht.
Es kann sich nicht einfach auf
eingebürgerter Sprache verlassen.
Das ist der Grund, warum daszu
kreative Kraft, ja Pflegegenie nötig ist,
ein Symbol zu ersinnen, denn es
bedeutet, das Symbolen
keine Röntgenaufnahmen sind weil
das Gezeigte zum Teil verborgen ist.
Das Ausgewiesene läßt sich auch nicht
ohne weiteres vom Symbol trennen
und ebenso ungehindert erforschen
wie die gewöhnliche Bezugsgegenstände
unserer gepflegte Alltagswelt.
Je stärker der Verlust an Gesundheit
der Wunsch nach Unterstützung
zum Gegenstand eines Bedarfsanspruch
geltend macht wird vom merkantil
fremd- [besser: selbst-] gesteuerten
pflegerischen Subjekt sein Identität
als "abgepuffert" wahrgenommen,
dessen Wunsch-Denken nur noch
symbolische Konturen zu tragen vermag;
so kunterbunt wie symbolische Kunst,
das eine immanente, temporärer Schutzhülle
und Gefühlt von (semireligiöse) Geborgenheit
bietet, das als Surrogat genutzt wird
um das Fehlen eines extern gelagertes Gefühl
schlechthinnige Abhängigkeit (Schleiermacher)
als veritables "Seinsinnesein" eines
"uns Umgreifendes" (Jaspers) zu ersetzen.
Die Notwendigkeit Pflegeprozesse in
Symbole ausdrücken zu müssen
dokumentiert dann auch das allseits
greifbare Unbehagen und die spürbare
Ungewissheiten die den abgepufferten
moderne Identität des
pflegerischen Subjekts innewohnt;
unsere Zivilisation zeichnet sich aus
als ein Säkularität die zunehmend mehr
symbolische Formen (Cassirer) benötigt
um sinnvolle kommunikative Handlungen
im pflegerischen Diskurs konsensual
als gelingender Pflege zu realisieren.
(Anleihen an u.A. Charles Taylors Säkulares Zeitalter Ffm 2009, S. 599 ff.)
Pflege kommt an wenn es ihr gelingt
Rahmenbedingung nach juste
EBP-Erkenntnislage (BA-Praxis)
abzustecken und gemeinsam
mit den Auftraggeber (den Prosument)
auch zu begehen.
Symbolanalytiker (Reich) sind so
virtuos wie Rückert, Dichter des größten
Deutsche Lehrgedichts: "Weisheit der Brahmanen" und nicht
selten genauso episch aufgestellt.
Rückerts Totenlieder weisen bis heute
ewig gültige Qualitäten auf.
Vertont von Gustav Mahler.
Sein Denkmal (Schweinfurt)
steht nicht unbedacht
dem Artikel vorangestellt.
Leistungswissen suchen und
buchen können, die von Solisten in eine BA
(Best Analyse) Praxis
auf der Pflegemarkt persönlich
angeboten werden ist dann
einer der Besonderheiten
die persönliche Pflegepräsenz
als Vorteil bietet: das
pflegerische Subjekt weiß
was dran ist, wenn er
ein Virtuose sucht und bucht;
bei ein Anna Sofie Mutter
erwartet ihm Geigenklang
und einer Heino Schlagergesang.
Egal, frei nach Geschmack: hauptsache virtuos.
Konzertkarten werden nie
wegen der Agentur gekauft.
Konzerte sind Magnete für angewandte Magie nur wg.
den Virtuosen - und den
"schmachtenden," erlebnishungrige
Konsumenten, die in Live-konzerten
manachmal als unersetzliche Prosumenten mitgröhlen und johlen: Woodstock und Live-Aid-Konzerte
wären ohnedem niemals legendär;
Pflege ohne den Virtuosen mit Tastsinn
klimmpert auf den mechanischen
Klaviatur der Funktionalität,
und enden nicht selten
zwischen 6 - 11 Jahre im Pflexit.
Was das Symbol meint,
und weshalb es bei der
favorisierte Pflegepräsenz
eine starke Bedeutung zukommt
beschrieb Ezra Pound
in unübertrefflicher Klarheit:
"Das richtige
und vollkommene Symbol
ist der natürliche Gegenstand"
Damit meint Pound, dass echte Symbole keinerlei Künstlichkeit innewohnen darf. Pflegerische Inskriptionen
verdichten sinnliche Ereignisse.
Sie werden Imaginationen, Sinnbilder und anklickbare Icons
in Digital-Akten, mit dem Ziel
Pflegeprozesse darzustellen.
Pflegeverläufe im richtigen
Licht zur Sichtbarkeit verhelfen.
dass ihre sinnbildliche Funktion
das der Abschnitt
nicht allen Sinn und
pflegerische Funktion einbüßt,
wenn jemand die Inskriptionen
im Pflegebericht nicht als
solcher versteht, wenn jemand
beispielsweise in einem
Habicht einen Habicht sieht.
Ultramoderne Pflege ist
sprachbessessen und
Dokumentationshungrig
um nicht sagen zu müssen:
'süchtig nach Sprachspiele.'
Sinnbilder werden benötigt,
weil die alltägliche Sprache
eine zu hermeneutische
Evolution durchläuft.
Die Pflegeakte, wenn jeder
Beteiligte sich einbringt,
sollte auch von jeder
verstanden werden.
Dazu sind zwei Kompetenzen
besonders gefragt
symptomale Literalität
und ein analytisches Vermögen,
die Literalität als parasitäre
Beikömmlichkeiten des Alltags
umgestaltet zu brauchbare
Anpassungen und Einpassungen
die ein erlebte und erlittene
biotopic disruption geschickt
verknüpft mit ein bestmögliche
sinnvolle und zukunftsoffene
Zukunft gestalten mit
negativer Capability,
adäquat John Keats Definition von 1817
in Bezug zu Shakespeare:
“Ich meine mit neg. Befähigung
[Capability Approach]
wenn ein Mann [resp. Pflegekraft]
es erträgt in Unsicherheiten,
Rätseln, Zweifeln zu sein,
ohne sich von der Suche
nach [pflegerelevante] Tatsachen
und Vernunft beirren zu lassen.”
Kongruente Kontingenz
beim pflegerischen Subjekt
in sein individuellen Bereich
der Selbstpflege kapabel
und konvivial zu gestalten
ist kardinaler Handlungsansatz
i.S. einer pflegerische Ontologie
als inkonsistente Mannigfaltigkeit
im obligat handlungsflichtigem
Durchgangspunkt (OPP).
Wie in der Leibnitzwelt nichts aus der
prästabilierten Harmonie fallen konnte (so ähnlich wie im KV + PV gesteuerten
Gesundheitssystem) weil alles voller Sinn war,
so kann in der phänomenologisch vom pflegerischen Subjekt auf Kurs gebrachte
Pflegewelt Husserlscher Prägung eigentlich
nichts aus der Synthesis des Subjekts fallen,
weil sie "Sinn macht". Und wenn sich dann,
trotzdem ein Phänomen dagegen sträubt,
dann ist das eine 'Widerfahrung', ein
Unvernehmen, die den homo capax
(das pflegerische Subjekt, dass sich seiner
capability approach, seiner Befähigtsein
bewusst ist und kapabel - als Möglichmacher - auftritt), aber ihm nicht aus den Bahn wirft. Denn selbst seine extremst
denkbare Pflegesituation ist nie Unvergleichlich.
Unvergleichlich ist eigentlich unmöglich - jenseits des
Horizonts einer mögliche Synthese. Befähigter und geschickter Pflegepräsenz und med. Service
finden immer "irgendwie" einen passenden Zugang
oder angemessener, individuellen Zugriff,
um konvivialer Pflege, proaktiver
Betreuung, zugewandter Begleitung und
achtsamer Unterstützung bieten zu können;
Gig-Economy einer Pflegepräsenz tritt entweder
auf als wirkliche Möglichkeitsmacher
oder sie katapultiert sich selbst mittels ein
"Unfähigkeitsansatz" und Inkompetenz in
der Sphäre selbstverschuldeter,
absoluter Bedeutungslosigkeit.
Selbstarrangierte, lautloser "Entlassungsproduktion"
durch stilles verschwinden vom Pflegemarkt;
wer nichts kann, kann gehen;
nur starke Berufspräsenz bleibt bestehen.
Pflegepräsenz
Gesundheitserwerb als Merkmal
der Pflegekunst wird, in Anlehnung an
Ernst Cassirer nicht auf die Pole
Subjekt bzw. Objekt verteilt,
sondern Pflegekunst macht sich
als symbolische Form eigenständig;
"Kunst im Zwischen-Raum" quasi
als "Objekt klein a" im
Gestaltkreis (V.v.Weizäcker)
des pflegerischen Subjekt.
Diese Eigenständigkeit bringt den
Symbolanalytiker hervor (R. Reich)
und bezieht sich auf die Bindung
der Form an subjektive Produzenten
nämlich des pflegerische Subjekt,
der rein subjektiv,
konsumierende Rezipient ist
und, objektiv, auch Gestalter
und Produzent seiner eigene Gesundheit
ist und somit als Prosument
auf die Bindung an objektiv
vorhandene Wirklichkeiten angewiesen.
Gesundheit kann nicht rein objektiv
wahrgenommen werden; sie wird
erfasst als "symptomaler Lektüre."
Fest gemacht an den konkreten Person
und in Beziehung zur Um- und Mitwelt
dann auch beschrieben
als immutable mobiles bzw.
instantane intersubjekive Entität
respektive "Objekt klein a"
Gesundheit entsteht als
dynamischer Prozess
der lebenden Formen in uns,
in unserer Erkenntnis
der objektiven Welt.
Pflegekunst
Pflegekunst ist nicht die Summe
einzelne Phänomene,
das bestimmten intersubjekiv
wahrnehmbare, intrasituative
Gegebenheien, Vorkommnisse und
Ereignisse at bedside anhand
plausible, praktisch vorgefundene,
evidenz basierte Inskriptionen
zugeschrieben
Vielmehr ist Gesundheit
eine wirksame Form,
welche die Betrachtung
unserer persönliche Relationen
zur Welt ständig neu gestaltet.
Gesundheit, definiert als
"Abwesenheit von Krankheiten"
setzt dabei, im Bedarfsfall
(Pflegefall als Fall
das der Fall ist - Wittgenstein)
als Pflegekunst die betroffene
pflegerische Subjekte in ihre
individuelle Symbolnetze in Bewegung.
Darum ist Pflegekunst,
neben der Sprache eine besonders
wirksame symbolische Form, da sie
als Pflegepräsenz in der Gestalt
des Symbolanalytikers
unmittelbar sinnlich
aufgenommen wird.
Das Bild, welches wir uns von
der Pflegewelt machen, ist abhängig
von unseren Wahrnehmungen,
die begrifflich gefasst und
arte legis gedeutet werden.
Subjektivierungspraktiker
Die erfasste "symptomale Lektüre"
umreißt das pflegerische Ereignisfeld
und ist schon während der Wahrnehmung
strukturiert; diese reglemenierte Ordnung
zu decodieren bzw zu dechiffrieren
wird von den geschulten und akkreditierten Symbolanalytiker
professionell aufgenommen
und als Inskriptionen im
Pflegeverlauf bzw.
Pflegeprozess dokumentiert.
Diese Gestaltungsmöglichkeiten,
die versiertes technisches können
als Care-Craftsman bündelt mit
weisungsfreie, selbständiger Auftritt
seine Handlungen in Einem mit
inspirierendes, symbolanalytisches
Know-How, was, in dieser
professsionelle, ko-kreative
Kombination, zugleich die
Bedingung für die
Möglichkeit von Pflegekunst
und ihr größter Vorteil ist: sie ist und bleibt spannend;
sowie erklärte Feind_in einer
tödliche Langeweile.
Fn.
Aristoteles prononcierte Definition
von "Praktische Weisheit" [phronesis],
meint keine Wissenschaft,
sondern ein nicht vollständig
artikulierbares Gespür;
seine Know-How-Definition ist mit obige
Beschreibung des Sujektierungspraktikers
und Care-Craftsman seelenverwand.
Insofern praktisches Wissen des Weisen
davon handelt, wie man sich in jeder
einzelne Situation zu verhalten hat
und dieses Wissen weder
gleichzusetzen ist mit der Kenntnis allgemeiner Wahrheiten noch
auf sie zurück zu führen ist.
(Charles Taylor, "Quellen des Selbst" Ffm. 2018, S. 231)
Siehe auch Jörg Kleinhenn: Die Konstitution
des pflegerischen Subjekts; 2012 Diss.
insbesondere S. 218 ff.
Performativität und Pflegepraxis
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