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Donnerstag, 4. Februar 2021

Das Pflegerische Subjekt Teil 28 [e] - Pflegerische Poesie

 


Pflegerische Poesie


Singularität bezieht sich nicht

auf etwas bloß Unwiederholbares

oder Unvergleichbares 

welches sich im Akt oder Geschehen

des Vergleichens oder Wiederholens 

wiederum entziehen würde. 


Es manifestiert sich weder als 

subjektzentrierter Caring-Ratio 

noch als kommunikative Pflege-Vernunft. 


Vielmehr beendet das pflegerische Subjekt

die Such nach universelle Geltung 

mit zwanghaft herbeigeführte 

Übereinstimmung an 

vordiktierte Standards. 


Die Poesie der Pflege ist Folge 

einer Poetologie des Wissens (Vogl

und erhält ihr liebens- und 

lebenswerte Charakter indem sie 

ein radikales Plädoyer (Advocacy) 

für das individuelle Leben wach hält. 


Reflective Practitioner sind in der Lage,

hinter der Wand des institutionellen 

“Wir-Bewußtseins” immer wieder aufs Neue 

poetische Momenten zu entdecken. 




Des Seyns-Gesicht


Denn das Wesen des 

pflegerischen Subjekts ist

“des Seyns Gedicht” (Heidegger):


Imagination. 


Durch professionelles Imaginieren 

vermag Caring immer wieder aufs Neue, 

vitales Leben anhand Bilderwelten 

in der Lebenswelt des Pflegealltags 

zu erwecken: Imagination ist das 

wichtigste Instrument des Guten 

bzw. gute Pflegekunst. 


In der situativen Praxis erfahren die

Dienstleistungsteilnehmer die Einmaligkeit 

ihrer gemeinsame Handlungssituation 

mit der Einzigkeit ihrer Bedürfnisse, 

Ansprüche und Ziele in einem 

gemeinsamen “Pluriversum”. 


Eine solche Einzigartigkeit entspricht 

einer responsiven “Singularität im Plural.” 


Die Pluralisierung der Anderen 

im Anspruchsfeld des Qualitätsereignis 

realisiert sich zunächst als Mitgegenwart, 

dann aber auch als kontextuelle, 

dramatische Verwicklung 

und als ein- und ausschließender 

Verkettungszusammenhang. 





Poetische Pflege-Satiren


Nach Persius in sein "Satiren"

[Heyden - 1738] gingen die Satiren hervor

aus bacchantische Singspiele; spontan,

aus dem "Stehgreif" ähnlich ein

Comedia dell'arte und gefasst als

"Dramatik"- abgeleitet von (gr.

Handeln bzw. Darstellen.


Pointierte intrasituative Auftritt bringt

den (lat.) Bacchant bzw (gr.) Dionysos

auf der [Arbeits-] Bühne

und präfiguriert die pflegerische Komödie.


Mit den Verweis auf das dramatische

des ecco hommo lugt Nietzsche

um die Ecke, der den Dionysos

mehrfach huldigte:


“... wehe der verhängnisvollen Neubegier, 

die durch eine Spalte einmal 

aus dem Bewußtseinszimmer heraus 

und hinab zu sehen vermöchte 

und die jetzt ahnte, 

daß auf dem Erbarmungslosen, 

dem Gierigen, dem Unersättlichen, 

dem Mörderischen der Mensch 

ruht in der Gleichgültigkeit seines Nichtwissens 

und gleichsam auf dem Rücken eines Tigers 

in Träumen hängend.“  




Psychologie des "um-die-Ecke-sehns"


Nietzsche machte es sich zur Aufgabe 

dem Tiger in uns einmal so richtig 

auf den Zahn zu fühlen und mit seiner 

„Psychologie des`Um-die-Ecke-sehns´“ 

eine Sprache zu schaffen – 


„Wir sind Alle nicht das, als was wir 

nach den Zuständen erscheinen, 

für die wir allein Bewußtsein und Worte – 

und folglich Lob und Tadel – haben“


Nietzsches Leben war ein Denken,

ein Schicksal, das sich in der Tragödie

entschied - im Zeichen des Dionysos: 


Und ich wüßte nicht, was der Geist

eines [Pflege-] Philosophen mehr 

zu sein wünschte, als ein guter Tänzer.

Der Tanz  - die Ritornell - nähmlich ist 

sein Ideal, auch seine [Pflege-] Kunst,

zuletzt auch seine einzige Frömmigkeit,

sein Gottesdienst."




Pflegerische Komödie


Aufgeführte Pflege-Komödien auf der

Arbeitsbühne adaptiert mit Fug an

Dantes göttliche Komödie,

Balzac's menschliche Komödie.


Pointierte und präfigurierte

Pflegekunst, bei der das

dramatische Gespür für

schmetterlingsfröhliche

Poesie und Prosa der

Dichter und Denker abgeht,

verdient es nicht mit ihren Jobsiade Geld zu verdienen.





Pflege-Sound


Perlenketten glänzender Pflegepoesie 

in einer prosaische Welt knüpfen 

gelingt umso besser, 

je mehr professionelle Pflegepräsenz 

in der Pflegesituation zurücktritt und

selbst zu eine Fensterscheibe wird, 

um transzendente, einsichtige und

durchsichtige Pflegeprozesse

zu ermöglichen. 


Pflege ohne Poesie und übersteuerter

faktologischer Pflegeprosa führt

zu Lohnpflegegleichgültigkeit (Schroeter).


Pflege ohne Lyrik kommt stummer daher

wie ein Lied ohne Worten (Mendelsohn)

es wäre ein Alltags-Leben ohne Sound und

ebenso öde wie taktlos.


Pflegesound nach Fechner bedeutet


"In der Tat,
das dass, was von dem Menschen während seines Lebens 

den Lebenden sichtbar und spürbar ausgeht, 

nicht das einzige ist, was von ihm ausgeht. 


So klein und fein eine Erzitterung oder Schwingung sei, 

von der eine bewußte Regung in unserem Haupte getragen wird, 

das ganze Spiel bewußter Regungen 

aber wird von einem inneren Spiele unseres Hauptes getragen, 

sie kann nicht anders erlöschen, 

als daß sie Fortwirkungen ihrer Art in uns und 

endlich über uns hinaus erzeugt; wir können sie 

nur nicht ins Äußere hinein verfolgen. 

So wenig die Laute ihr Spiel für sich behalten kann, 

es wird über sie hinausgetragen, 

so wenig unser Haupt; nur das Nächste davon gehört 

der Laute und dem Haupte.


Welch unsagbar verwickelt Spiel von Wellen hoher Ordnung, 

die in dem Spiele unserer Häupter den Ursprung haben, 

mag über dem groben niederen Spiel, 

was unserem Aug und Ohr draußen vernehmlich ist, 

sich verbreiten, vergleichbar feinsten Kräuselungen 

über den großen Wellen eines Teiches, 

oder Zeichnungen ohne Dicke über der Fläche 

eines dickmaschigen Teppichs, 

der von ihnen die ganze Schönheit und höhere Bedeutung hat. 

Der Pfleger als Physiker aber erkennt und verfolgt 

nur das Spiel der Wellen niederer Ordnung draußen 

und kümmert sich nicht um das feinere, 

was er nicht erkennt.

 — Ob er es nicht erkennt, 

doch kennt er das Prinzip, 

darf er die Folge leugnen?"


Es gibt genug Leistungsträger 

mit rosarote Brillengläser im Dress

hilfloser Helfer uniformiert

oder Mitarbeiter 

mit tiefschwarz gefärbter Depri-Optik, 

die im Blickfeld nur noch Horrorszenarien

mit eindeutige Pflegix-Konturen 

in aller Klarheit wahrnehmen aufgrund 

u.A. permanent unterlaufene 

PPUGV- Bestimmungen. 




Unsichtbare Klangwelten


Transparenter Einsatz 

von Mensch und Maschine 

ist das Nonplusultra 

in Sachen Caring. 


Schon 1991 von Marc Weiser beschrieben  

in seinem Aufsatz »The Computer

for the Twenty First Century«:


»Die beste Technologie [incl. AAL

ist förmlich unsichtbar


Sie webt sich im Netzwerk des Alltags 

so sehr ein bis sie nicht mehr 

als Fremdkörper wahrgenommen wird.«


Unsichtbare Technik, die sich

in pragmatisch strukturierter

Quartierpflege behutsam einnäht:

Noch ist hier ein weites Feld:

“Ganz generell verfolgen 

große Hersteller immer noch einen

»Technology-push«-Ansatz, 

der die Anforderungen der Nutzer 

zu wenig oder zu spät berücksichtigt.


Auch die Evaluierung der 

Alltagstauglichkeit von AAL-Produkten 

und -Diensten finden momentan 

nur punktuell statt” (Haines et al. 2007).



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