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Montag, 1. März 2021

Das Pflegerische Subjekt Teil 50 [b] - Pflegerische Ontologie




Pflegerische Ontologie


Die Spur zur pflegerische Ontologie 

liegt beim pflegerischen Subjekt

in seiner Pflegegeschichte 

zwiebelschichtig (enkaptisch) 

verdeckt eingefaltet und 

legt die komplexe Struktur 

des pflegerischen Ereignis frei. 


Denn genaugenommen 

besteht das Ereignis aus zwei 

verschiedenen Teilen oder Zeiten, 

die zusammengehören 

und doch völlig unähnlich sind.


 



Das Realfaktische


Auf der einen Seite (1) 


dass, was passiert, 

zustößt, 

getan und 

erlitten wird, 

und sich zeigt

in Dingen und Sachverhalten 

als instantane 

intersubjektive Entitäten.


Vorzeigbar als 

kartographierte

immutable mobiles -


Entitäten verdinglichen

und verkörpern 

Ereignisse

als Verkettungen 

von Begebenheiten und 

pflegeweltliche Friktionen 

und Konflikte. 




Der Schleier des Gegebenen


Auf der andere Seite (2) 


liegt etwas, 

das in den Daten und 

Umständen nicht aufgeht 

und seiner Aktualisierung entkommt. 


Hier versammelt sich eine 

achronische Zeit 

mit einer Topologie 

jenseits der geschehende Gegenwart, 


hier öffnet sich eine leere Zeit, 

in der die verschiedenen 

Qualitäten, Merkmale und 

Aktionen gleichzeitig und 

widerspruchlos insistieren. 




Devoir de situation


Die Gegenwart, die als 

mobiler Jetztpunkt vergeht, 

und die pflegerisch Handelnden 

in Gestalt des pflegerisches Subjekt 

betrifft, übersteigt sich, 

hin zu einer Achronie, 

die das Pflegeereignis 

in seiner unausgetandenden 

Mannigfaltigkeit enthält.


“Wir handeln wie wir müssen.”


Das ist die Devise der achronische

Devoir de Situation 

oder, in Schillers (Wallenstein) 

Terminus Technikus 


“Ist der große Schritt

Nur erst getan, 

So wird der 

Notzwang der Begebenheiten

Ihn weiter schon 

und weiter führen.”


Denn, wo von zwei gewissen Übeln 

eins Ergriffen werden muß, 

wo sich das Herz

Nicht ganz zurückbringt 

aus dem Streit der Pflichten,

Da ist es Wohltat, 

keine Wahl zu haben,

Und eine Gunst ist 

die Notwendigkeit.

– Die ist vorhanden. 


Blicke nicht zurück.

Es kann dir nichts mehr helfen. 

Blicke vorwärts!

Urteile nicht! 

Bereite dich, 

zu handeln.


Das uns Gegebene als das uns Aufgegebene verstehen.
Selfenacting besonders als pflegerische Aufgabe

und Selbstarbeit (Andrick) im Hinblick 

auf der Verkörperung (Embodiment) eines

auf interagentielle Enaktivismus basierende Verständnis
von [Eigen-] Zeitlichkeit und 
Intersubjektivität

intraaktiv zu erfassen und zu bewältigen gehört

zu den phänomenologische Grundgegebene
die sich Dessen eingedenk: 


unsere Moderne ist periechontologisch verankert.

Sie ist alles andere als ein mechanisch Gemachtes. 

Das pflegerische Ereignisfeld ist nicht als ein
Fußballfeld zu definieren wo das Schicksal 

hart und entschieden auf ein schillernd bunter Spielball
tritt um zu ein imaginäres Tor zu erzielen.
Noch ist es ein deterministisch Überkommene, was

als Film ungefragt in unser Lebenskino abgespult wird, 

bei der irgendwann ein uns bekannter oder
unbekannter Regiseur nach Drehbuch und Laune
ein magische oder sportliche Story auf der Leinwand zauberte. 

Unser Leben ist Gabe und Aufgabe, 

was wir selber wirkmächtig, effektiv und effizient zu gestalten vermögen, auch dann, wenn ein "ich mag das Leben leiden"

(V. Frankl) als Quintessenz einer Bewältigungstruktur

mit Ächszen und Mühen mehr gelispelt

wie gesungen wird; das erste Schreien des Babys

vermochte nur so, nach dem ersten Atemzug
auf sich und seiner Pflegewelt in seiner Mikroraum
der Wiege als Sozial- und Lebensraum
aufmerksam zu machen;

vielfach wird am Lebensende nur selten beim
letzten Atemzug Verdeutlichtes vernommen.

Selbsterlangung

Als Schlussatz sei auf Michel Henry verwiesen,

der in sein Buch: L'essence de la manifestation - Dt. 
"Das Wesen des In- Erscheinung-Tretens" auf ein
"Sich-Selbst-Erleiden" hinweist, unter den 
Leitsatz:

"Das Sein, die Affektivität ist wesenhaft Leiden." ...


"Das die [pflegesensible] Existenz sich als ursprünglich
leidend enthüllt, hängt nicht von der Tatsache ab, 
dass sie unberechtigt und ungegründet da ist,
sondern von der Natur ihres Grundes, 
das Pathetische des Absoluten
liegt nicht in seiner Kontingenz, sondern in seinem Wesen.

Da das Pathetische des Absoluten in seinem Wesen als 

dessen innerste Möglichkeit liegt und das Leiden im Sein,

als das, was sich ursprünglich im <Sich-selbst-Erleiden>

phänomenalisiert, durch das es [als pflegerisches Subjekt]

konstituiert wird, hängt, was sich so [auf dem 

pflegerischen Ereignisfeld] phänomenalisiert, [intrasituativ]
von nichts 
anderem als dem Sein ab, 

dem Absoluten und seiner

universalen Struktur" - in die er / sie als pflegerisches 
Subjekt figuriert, agiert und reagiert - sie macht
"Das [schlechthinnige] Wesen der Affektivität aus." ...


"Denn was sich in der Ohnmacht des Leidens verwirklicht 

ist das Leid, ist das Sich-selbst-gegeben-Sein des Gefühls, 

sein An-sich-gefesselt-Sein in der vollkommmenen 
Verhaftung der Identität und in dieser vollkommenen 
Verhaftung an sich selbst, in der Selbsterlangung,
im Werden und Aufkommen des Gefühls in sich selbst

beim Genusse dessen, was ist,

ist Genuss, ist Freude."



M.Henry, ebenda, § 70 Seite 772 ff.