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Gut aufgehoben

Montag, 15. Februar 2021

Das Pflegerische Subjekt Teil 35 - Overprotectet Care



Overprotected Care


Pflege ohne Leerstellen 

ist überfürsorglich

und abenteuerlich. 


Die Franzosen sprechen von 

einem “Schlafenden Polizisten” 

wenn sie aufgeworfene

Bodenschwellen 

in 30-KM-Zonen beschreiben. 


Nimm typischerweise ein ambulante Dienstleister.


Da liefern weistungsabhängige Mitarbeiter wie kaffeabhängige Junkies auf standardisierte

Pflegepfade fix und foxi,

zügig und angemessen 

ambulante Pflege.


Gebrechlickeitskompensationskompetenz

die tunlichst ohne Ruckeln und Rütteln 

preisgünstig ankommt.

 

Da hört man klipp und klar:

"Nicht auszudenken,

käme uns >das pflegerische

Subjekt< in die Quere."  


Und die Angehörigen?


"Ohne deren >dazwischenreden<

sind wir schneller;

darum schicken wir meistens,

die Leute vor der Tür

wenn wir was tun.

Ist halt so."


Unser Chef ist Auftraggeber

und Boß genug.

Auf permanente Wünsche

von Kunden als Auftraggeber eingehen?


Auf solche Pflegetouren

mit schlafende Hunde,

die unversehens geweckt werden

wie schlafende Polizisten unterwegs: Da werden Touren zu Tortouren. So werden wir ausgebremst;

das passt in kein Terminkalender

und auf kein Tourenplan.

Klassische Anbieter werden auf derartige budgetgeregelte

Holper- und Stolperstrecken 

gut und gerne verzichten.


Soziale Dramen i.S. Victor Turner

und Umbrüche mit Übergangsriten

in Lebenskrisen finden bei

van Gennep Widerhall

(werden als Schwellen- bzw.

Umwandlungs oder liminale

[Lebens-] Phasen bezeichnet,

(V.Turner, "Vom Ritual zum Theater.

Der Ernst des menschlichen Spiels

Ffm. 2009, S. 36)

findet jedoch in der Nomenklatur

der Gesundheitsindustrie im

Sektor Care und Cure wenig

Gegenliebe:


Durchgangsstationen werden als

theatralische Störaktionen gewertet,

die Pflege- Ab- und Verläufe

auf der Arbeitsbühne im Heim,

im ambulanten Bereich und Klinik

gründlich erschweren, und dazu

flotte Pflegeprozesse unnötige,

'komplizierte' Pflegelogiken

als Ballast aufbürden


Dagegen stemmen sich 

selbständig auftretende 

Care-Craftsman. 


Sie wissen, das viele

Übergangsriten im pflegerische

Ereignisfeld einmalige, irreversible

Ereignisse sind, die oft signifikant

mit ein Raumwechsel wobei das Bett

zum Mikro-Raum und Micro-Kosmos

mutiert. Transitive Pflegeperformance

geht nicht selten einher

mit ein geographische Wechsel

wie Umzug (altersgerecht)

Einzug im Heim -

"Betreutes Wohnen"oder

als Mitglied einer Pflege WG"


Care Craftsman wissend,

nur allzugut, dass innerhalb 

systematische Raumfügungen 

bei umtriebsame Pflegewelten 

als die am höchsten

geschätzte Tugend gilt:


Weisungsabhängige 

Normkonformität.

Pflege, wo mehr gepresst

wie gestaltet wird.


In Form gebrachtes Expertentum.

Durch Standards Gegängelt

und "objektiv" Reglementiert

durch Direktiven in ein Direktionsrechtsgeleitete Hilfsystematik.


Das pflegerische Subjekt

als Experte seines eigens Lebens

ist da weder gefragt noch ist

seine Meinung angesagt:

es geht darum die Krankheit

und ihre Folgen abzuhelfen


Nicht darum den Person

zu Helfen sich selbst zu helfen (Selbstbestimmte Selbstarbeit)


“Eigenständigkeit ist überall 

am meisten verhasst. 


will nicht auf 

Wirklichkeit und 

das Schöpferische hinaus, 


sondern auf Formeln 

und Gewohnheiten” 

(Ralph Waldo Emerson). 


Anhand Standards und Routinen 

automatisch gelieferte, 

ritualisierte Pflege

“nach Vorschrift,” 

entartet rasend schnell 

zu overprotected Care





Opfer Dramaturgien


Die Notwendigkeit, sich dauernd 

durch das Ritual zu schützen 

und auf das Ritual beziehen zu müssen, 

bewirkt, dass auch engagierte, 

empathische und motivierte Pflegekräften 

sozusagen einer “Ideologie” verfallen - 


sie blicken nie bis auf den Grund 

der “nackten” Wirklichkeit 

und ersetzen “nackte” Tatsachen 

immer (wenn auch manchmal im

allerletzten Moment) durch [pflege-]

ideologische Pseudowirklichkeit. 


Das Problem besteht darin, 

dass der Leerstelle als Indikator 

für pflegerisches Handeln, 

wie eine Senke im Regen 

stets eine Pfütze bildet; 


die Leerstelle ist paradoxerweise 

immer bestückt und aufgefüllt - 

und sei es mit eigenes kuratieren 

oder externe Assistenzleistungen, 

die Schmalspurpflege und

Voodo-Pflege, mittels

Gebrechlichkeitskompensationskompetenz 

in Nursingformat bieten. 


Opferdramaturgien -


nicht ohne Zutun des Betroffenen - 

verschärfen die Problematik; 


das kuriose Phänomen 

einer Überversorgung ist meistens 

ein unterschwelliger Indiz  

für latent vorhandene Überforderung. 





Overkill-Care 


Mit ritualiserte, übergestülpte 

Fürsorglichkeit bezeichnet 

die Pflegewissenschaft 

ein Zuviel des Guten, des Unnötigen 

und des Überflüssigen. 


‘Gießkannenpflege’, die bisweilen 

gesunde Alltagsbewältigung pathologisiert. 

Dann, wenn fixes, statt flexibles Personal 

Alltagskompetenzen geschwind 

nach schema F übernehmen. 


Durch ein zuviel am Guten bzw.

“Overkill-Care,” wird nur erreicht, 

dass mühsam eingeübte Fähigkeiten 

verkümmern und verloren gehen. 


Manchmal bis dahin, 

dass das Vollbild einer 

(vermeidbarer) vollständiger Pflegefall 

sowohl verstört wie imponiert. 


Erschüttert, weil im vielschichtigen 

pflegerischen Erscheinungsfeld 

das komplexes Bild gewollter

Abhängigkeit (“Krankheitsgewinn”; 

“Co-Abhängigkeit”; 

“Tyrannei der Ohnmacht”) 

sich fratzenhaft blicken lässt 

und im Pflegeprozess mit Angehörigen 

eine ebenso tragende, 

wie schwierige Rolle spielt.   



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