Instantane intersubjektive Entitäten
Die Leerstelle in der Pflegesituation,
ist der Durchgangspunkt bei vielschichtiger
Wahrnehmung, die sich mit eigenartiger
Matrix darstellt: als Singleton.
Mit Singleton wird eine
Elementar-Menge bezeichnet.
Das elementare Ereignis findet statt
als Attribut des persönliche Da-Seins;
sie wird kartiert als instantane
intersubjektive Entität -
analog einer Hochdruck
auf meteorische Wetterkarten.
Das Hochdruckgebiet trägt
einen Namen als elementares Ereignis.
Singelton, also singuläres Ereignis,
und gleichwohl verknüpft mit zahllose,
wesentliche, hinzukommenden Faktoren
und Parameter (Sonne / Wolken / Temp. /
Luftfeuchte / Ausdehnung / Regen).
Dargestellt als Ereignis extra nos.
Von Whitehead so definiert:
Wenn wir überdies bedenken,
wie Newtons andere Beschreibungen
für die organistische Theorie fruchtbar zu machen wären,
stoßen wir auf die überraschende Tatsache,
daß wir das atomisierte Ausdehnungsquantum,
wie es einem wirklichen Einzelwesen entspricht,
mit Newtons absolutem Ort
und seiner absoluten Dauer identifizieren müssen.
Ebenso behält Newtons Beweis Geltung,
daß sich Bewegung nicht auf den absoluten Ort bezieht,
der seinem Wesen nach unbeweglich ist.
Daher bewegt sich ein wirkliches Einzelwesen niemals:
Es ist, wo es ist und was es ist.
Um diese Charakteristikum
durch einen Ausdruck hervorzuheben,
der den Begriff >wirkliches Einzelwesen
enger mit unseren normalen Denkgewohnheiten verbindet,
werde ich anstelle des Terminus >wirkliches Einzelwesen‹
auch von einem wirklichen Ereignis< sprechen.
Die wirkliche Welt ist also aus wirklichen Ereignissen aufgebaut;
und wegen des ontologischen Prinzips
sind alle Dinge, die es in irgendeinem Sinne von >Existenz gibt,
durch Abstraktion von wirklichen Ereignissen abgeleitet.
Ich werde den Terminus >Geschehnis‹
in dem allgemeineren Sinne eines Nexus
von wirklichen Ereignissen verwenden,
die auf irgendeine bestimmte Art
in einem extensiven Quantum
aufeinander bezogen sind.
Ein wirkliches Ereignis ist
der Grenzfall eines Geschehnisses
mit nur einem Element.
Whitehead, Prozess und Realität Ffm. 2015, S. 149
Extra nos - als Hinzukommendes,
als unerwartete Überraschungsmoment
ist das Pflegeereignis nur substrat,
kein Substanz; atmosphärische
Verwerfungen, Chaos, die nur
mit angemessener (Lorenz-) Attraktoren
sich zu Verläufe und Trajektorien
Handlungskonsistent prognostizieren lassen.
Roland Nitzsche beschrieb 1971 in seinen "Überdrussgesellschaft" S. 18 ahnungsvoll,
was heute, 30.05.2022 gang und gäbe ist:
"Die Zukunft steht vor dem Bewußtsein,
als das Chaos unbegrenzter Möglichkeiten,
das nicht einmal das bare Leben garantiert".
Die Eigendynamik
der Leerstelle hat
somit eine Wertigkeit
(Singelton) mit der
singuläre Bezeichnung [1].
Das Einzelereignis, das
separate, originäre Vorkommnis
und pflegerische Geschehen
mit der Menge [1] EINS
zählt unter Umständen
gleichwohl in ihr Gefolge
zahlreiche Kardinalsymptomen.
Im Bereich Nursing typisch
beim Erfassen von Symptomen, eingescreente realfaktische Tropen aus den digitale, Internet basierte
Welt der Dingen (IoT) - oder direkt at bedside durch singulär erbrachtete Pflegemanufaktur bei z.B. entzündliche Vorgängen
(Calor, Dolor, Rubor,
Tumor, Functio Laesa) und
Sekundärsymptome
(Puls, RR, PO² AF, Labor etc.);
in Summa eine Dynamik mit Furor
und doch unkonstruierbar -
eben eine “stürmische”
Entwicklung - leicht Chaotisch,
gruppiert collageartig Strukturiert
auf eine Pflege-Wetter-Karte;
von Latour als
“Immutable Mobiles” in der
Szientistische Literatur
eingeführt.
Immutable Mobiles
Kartographien von Ereignisse
als unbewegliche Entitäten zu deuten,
dazu gab es bei Latour ein Anlass:
Die Entwicklung der Druckmaschine
ermöglichte erstmals eine
1:1- Datenübertragung. Eine
"Übersetzung ohne Korruption."
Dies bedeutete, dass Karten,
Bücher und Zeitungen als
immutable, exakt gleiche
Drucksachen in großem Maßstab
hergestellt und vertrieben
werden konnten -
aus einer Presse gedruckt
und mobilisiert.
Hinzugefügte, unveränderbare
Bilder (Atlanten) konnten
jetzt Text aussagekräftig begleiten.
Worte waren nicht mehr
die einzigen Mittel,
um Ideen zu vermitteln
oder Ereignisse zusammenzufassen.
In unserem digitalen Zeitalter sind
unser Smartphones, PC, Kameras
die Pressewalzen der 19. Jahrhunderts.
Horizonterweiterung
Handy bringen in Echtzeit
auf dem Display die instantane
(das, im Da [intrasituativ] west)
Wirklichkeit. Im Live-Modus
ungefiltert als Stream und ohne
Retouchiermöglichkeiten.
Ungefärbte Horizonterweiterung.
Ortsübergreifend und
derart realgetreu abbilden,
sodass ein momentanes, virtuelles
verschränken, verschachteln und
verknüpfen von persönliche Daten 1:1
möglich wird. Die Corona-Pandemie
2020 hat justament hier aufgezeigt,
welche Ressourcen brach liegen.
Wie nie zuvor in der Geschichte
können Fenster aufgerissen werden
im engmaschigen Netzgewebe,
in der pflegerischen Subjekt sich oft
unbeweglich und hilflos gefangen weiß.
Diorama
Der Eingriff im Alltagtäglichen
ist undenkbar; wenn ein pflegerische
Zugriff im situativen Innenverhältnis
beim pflegerischen Subjekt
angezeigt erscheint,
schießt sie als Diagonale
Quer über den momentanen
Situation hinaus und dazu so sehr "zwingend" (devoire de situation)
das mit Fug Pflegepräsenz die Rolle zukommt als "Exzentrische Positionalität" wahrgenommen zu werden, die
benötigt wird um das "von Außen" hinzukommende (extra nos) pflegepflichtige Ereignis zu beheben zwecks "Bereinigung" der Bedarfssituation - soweit möglich.
Signifikant wird diese Anforderung seitens des pflegerischen Subjekts, in seiner Eigenverantwortung gem. § 6 SGB XI wenn er seine, ihm behindernde existenzielle
Leerstelle hervorhebt mit ein :
“Mir fehlt dies oder das” -
“Bitte helft mir.”
Auf keiner der zur Schau
gestellte allgemeinen Panoramabilder
lässt sich das pflegerische
Ereignisfeld abbilden.
Sie offenbart sich - oder,
(in Abraham Kuypers kongeniale
Umschreibung)
das pflegerische Ereignis
zeigt sich stets
dreidimensional:
diaromatisch.
Alles im Blick, alles zugleich
und zeitgleich
und dennoch unmöglich
als quasi Vivisectio
eindimensional als
Protokoll beschreibbar -
man sehe es bei
der Visionär auf Patmos.
(Offenbarungen des Johannes)
Der dioramatische Blick hat dabei beides: der Innenweltschau wie auch Außenwahrnehmung. Was Johannes sieht und beschreibt ist seine Innenwahrnehmung; sie entspricht der Erlebensstrom,
die jeder "Betroffene" auf seiner Weise kontextualisiert
in einer mehr oder weniger treffend artikulierte
"Health Literacy" bzw. symptomale Lektüre.
Was der Adressat der Offenbahrung betrifft, so sind es die Leser / Zuhörer, die die in der Außenwahnehmung
mitgeteilte Inskriptionen nur soweit deuten,
folgen und verstehen, wie kompetente Lebensführungshermeneutik ein passgenaue, kongruente und achtsame Dechiffrierung des Vorgestellten erlaubt. Alles andere wäre ein herumdeuteln in Searlschem Sinne,
der mit sein "Chinesisches Zimmer" treffend skizzierte,
wie Kommunikation scheinbar perfekt funktioniert,
aber für den Beteiligten ohne Sinn und Verstand abläuft.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen