Team med-ipflege

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Gut aufgehoben

Montag, 19. Mai 2014

Tag der Pflege (k) ein amorphes Ereignis

Stell Dir vor: immer kriegt der 12 Mai das Prädikat "Tag der Pflege" ... und keiner geht hin oder nimmt es lichterloh wahr das (in D seit 1967) der 12. Mai im Zeichen der "Dame mit der Lampe" steht: Florence Nightingale.


Nightingale,als mutige Krankenschwester, verkörperte Demokrits Sentenz:  Mut steht am Anfang des Handelns und Glück am Ende. Sie wurde im Krimkrieg zur Ikone der Moderne Pflege. Die Frage stellt sich jedoch, flackert Ihr Leuchtkraft am Ende nur noch wie ein Windlicht, möglicherweise weniger wie ein Candle in the Wind?






Es stimmt schon, man muss nur geschwind langsam gehen, um immer in der Sonne zu bleiben. Aber muss deshalb die Pflege so wahnsinnig leicht auf Taubenfüssen daher kommen? So dezent, dass ihr feenstaubhafter Auftritt kaum wahrnimmbare Fussspuren hinterlassen? 

Symbolisch von Piero Manzoni in Sein Werk "Achrome 1961/1961" zur Schau gestellt. 

Gerollte Polsterwatte. Zu bestaunen im Schauwerk in Sindelfingen: blass, weich, weiß und unscheinbar ist windelweiche Watte in gerollter Form nahezu quadratisch weggepackt. Fixierte 63 Röllchen Fixiermaterial hinter staubgeschütztes Glas auf rotem Hintergrund. 

Wenn man so will, ein Quadratur des Kreises, als Darstellungskonzept. Das ist so Achrome wie amorph und ein echtes Sinnbild für die typische Atopik, die die Pflege als Ort und Ansehen in Gesellschaft und Politik einnimmt.

Amorphes gestalten und beweglich machen und als Kunstobjekt anschaulich Präsenz zeigen, das ist eine Kunst. Das zeigt aktuell zeitgenössische Kunst in der Ausstellung INCONTRI auf. 


Auszug Flyer zu INCONTRI
In der Pflege arbeiten wir noch dran, dass amorph wahrgenommene Leistungskomplexe als Pflegekunst wahrgenommen werden. Mit dem Pazimo, als Symbol auf Räder, ist das 2004 irgendwie schon adäquat als Kunstform umgesetzt - und vom Klischee der Taubenfüßen abgelöst hin zur Pflege on Demand. 







Manzonis Kasten - mit den windelweiche Watte - zeigt kantige Kunst mit 63 runde Ausformungen. Aber möglicherweise ist Manzonis Watterollensammlung brauchbar als neue Erste Hilfe Kasten: wenn man Pflege-Problemen nicht abgefedert kann soll wenigstens versucht werden diese abzupolstern?  

Und wenn Pflege am (ungeglückten) Ende anrüchiges Probleme beseitigen muss kann ihr das auch gelingen nach Manzoni Ent-Sorgung auf eine profitable Art und Weise zu machen. Warum, sollte es in der Pflege bis zum Himmel riechen und stinken, bitteschön nicht "bullshit" einfach & kunstvoll wegpacken? Und fertig. Manzoni verpackte luftdicht, mit bezeichnender Banderole (Merda d'artista), was sonst in Richtung WC abserviert wird. 

                                                     


Manzoni (viel zu jung am Herzinfarkt gestorben) machte als Künstler so Endgewerke auf feinere Art fass- und sichtbar. Wie eine Meisterschale für Who Cares?! Kunst will nicht die Welt , sondern nur unser Blick auf der Welt verändern.

Der Oberhausener Künstler Alexander Cornelius übersetzte 2017 Manzoni's Kunstkonzept aufs neue in eine neue Bildersprache. Hübsch umgesetzt auf sein sehenswerter Hompage: www.global-painter.de/de/sites/start.htm






Höchste Zeit, dass Pflegekunst mit Format diese Intention sich aneignet und mehr und mehr die Pflege Signaturstärke verleiht. Nicht nur am 12. Mai anläßlich Florence Nightingales Geburtstag (* 12. Mai 1820).

Signaturstärke mobilisieren und so selbstverständlich bewegen, dass gepflegte und bewegte Pflege unser Alltagsbild prägen.


Mittwoch, 7. Mai 2014

Eine Sorge weniger - meritorisches Gut & Wallraff alias Mr. Undercover aufgespürt

Da steht Kunst im Raum. Kunst setzt Zeichen. Und als solcher ist das Zeichen immer das Supplement der Sache selbst. Kunst mit Mehrwert.

Kunst macht aufmerksam auf das Symbol. Sie zeigt als externer Effekt, im besten Sinn des Wortes, mehr auf wie ein gewöhnlicher Blick durchs Glasfenster. Oder es ist schlechthin (wenn überhaupt) Kitsch statt Kunst. Symbolanalytik weist auf ein Signatur - sowohl bei originärer Kunst wie bei der Kunst angewandter Pflege. Beider spezieller Kennmerk: bei echte Kunst handelt es sich immer um ein meritorisches Gut. Ihre Mehrwert ist mehr wert als ihren Preis. Immer, ob gut gemachte Kunst oder bei Macher einer Pflege mit Format.

Das kann zu eine Überinterpretation führen. Dann, wenn Design und Formensprache mehr zugebilligt wird, wie billigerweise angemessen. 

Wenn das Gegenteil zutrifft kann es sein, das Kunst auf einmal futsch ist.

In Chemnitz passiert. Drei Kreuze entsorgt. Mit der lapidaren Hinweis: eine Sorge weniger. Kunst kann gefährlich werden. Kunst kann nicht gefallen und umfallen oder einfach nur Abfällig werden. 

Meritorische Güter sind eben so - nie auf Dauer gesicherter Gefälligkeit. Man kann sich ihrer entledigen und Kunst als 'erledigt' aus der Welt schaffen.

Nicht nur in Chemnitz fällt es auf Anhieb nicht sonderlich auf, wenn Kunst entsorgt wird. Doch bleibt eine leere Kunstlandschaft nicht folgenlos. 

Leerraum ohne Signatur und Symbolkraft setzen feindosiert den Vorgeschmack seelenlose Landschaften frei. Ödland. Leerlauf ohne abgespürter anagogischer Sinnhaftigkeit verweisen auf denselben Basic: reine Funktionalität. Sang- und klanglos ist was im schwange ohne rhytmischer Impuls. Schade drum.

Im Gesundheitswesen gibt es die nackte Wirklichkeit gemachter Pflege ohne gekonnte Kunst. Nützlich und zweckdienlich aber eigentlich nur auf beschränkt eines auf flacher Bahn verlaufender Werktätigkeit.



Trotz fehlender Symbolkraft wirkt das Machwerk eines auf linearer Reißbrett gezeichneter Pflegetätigkeit nicht einmal verkehrt und verzerrt; an sich hat es schon eine Eigenwert. Sie ist so wie sie erscheint und ist so, wie sie ist, weil sie so unscheinbar wirkt wie sie ist. Wer mehr will und gruseligeres will wird bei Mr. Undercover, Günter Wallraff fündig.


Screenshot Meedia.de vom 06.05.2014
Stoppuhrpflege ist so eine gut gemachte Pflege ohne Symbolschnickschnack. 

Nützlich und gar nicht so übel, wie sogar Mr. Undercover selbst an eigenem Leibe im Selbstversuch erfuhr. 

Nur das Weißbrot zum Frühstück war wohl nicht so sehr Wallraffs Geschmack. Alles andere war passend: gute Pflege und freundliche Mitarbeiter.

Wer es mag, mag Bauhauspflege vielleicht mögen. Warum kein Stoppuhr oder Zeitstempel anwenden? Ankarren, Schellemännekes machen, 'raus aus den Federn', 'rein in die Sachen', ran an den Tisch und fortwährend fort mit dem Ford zum nächsten Fließbandkandidaten; so funktionierte es ja, so oder so ähnlich, ja immer schon.

Ankarren, Schellemännekes machen u.s.w. lässt natürlich systematischer Pflege im Bau schrumpfen auf den skelletierten Rumpf radikaler Funktionalität. Funktionalität, die Trumpf ist in der häuslicher Pflege und im Bauwerk eines Pflege-Haus. Bauwerke, die im Format eines Klinikums als eine Care4factory die Instantiierung einer hilfsbedürftige Eigenschaft ausmacht. Oder sie sind rühmlich bekannt als ein mit satter Gebrauch von Euphemismen sauber gepflegte, (ab-) gesicherter Bastion eines von Parkbäume verhüllter Heim-Bau vor der Horizont eines Abendfrieden.

Nicht ohne Hintersinnigkeit. Denn auch Bauhaus gestylte Pflege hat Symbolkraft. Man nehme nur die Brille eines Architekten hinzu, beispielsweise eines Wittgenstein. 


Wittgenstein


Alles, nicht nur die Raumausleuchtung mit nackter Glühbirne in rein funktional geprägte Räumlichkeiten verkörperern umgeformte Ideen und sind in ihre Brutalität Museal gewordenes Gedankengut in Stein, poliertes Beton, kalter Stahl und glattes Glas. 

Screenshot http://www.metalocus.es
Ohne Bauhausphilosophie merkt man jedoch sehr schnell wie hinter dem Gemäuer reiner Funkionalität das der verbaute Lebensraum sich zum 'Bau' verzerrt. Ideale Brutstätten für Kafkaeske Lebenswelten und Verwandlungen aufgrund der Bauweise:  ... Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines Menschenzimmer ... wie Kafkas Held Gregor Samsa der Raum seiner Metamorphose aufs seltsamste erlebt. Das Bauhaus wird ein Bau, ein Klaustrum, eine genormter 12 qm enge Zelle das denkbar wenig Gefühl fürs gelebte Leben bietet und mächtig viel Ansätze bildet für stereotypische Wiederholungen: "Ich möchte lieber nicht", oder wie Bartleby es im New Yorker Wall Street es im Original zur Sprache bringt: “I would prefer not to.” 


Screenshot Bauhaus-dessau.de


Screenshot Haus-Wittgenstein.at
Wittgenstein hätte möglicherweise sein Spaß an das Gefühl der reine Funktionalität in der Pflege. So klar wie ein Watschen.

Ich gönne es ihm und seinesgleichen gerne, Exerzitien zwischen kahle Wände als wahre Wonne im explanatorischem Sinne der Raumwahrnehmung wahr zu nehmen.

Wer nicht auf das maximal Minimale des Pharresia getrimmt ist, fühlt geradezu eine explanatorische Lücke

Eine unbeschreibliches Defizit, weil bei allem bewusstem erleben und erkennen kein Raum da ist - Leerraum - um Lust und Leiden erklären und erläutern zu können.



Das ergibt ein Weltbild ohne Symbolkraft und meritorischer Design. 

Auch sie kommt uns 'hautnah' an:

wie düster schwarze Autokollonnen im Dauerregen,
wie umpflügten Ackerfeldern ohne Korn und Ähren
wie abgemähte Wiesen ohne Heublumen,
wie unerwiderte Liebe: 
ohne salzige Tränen, 
ohne ein inniger Kuß und 
ohne ein "Ich freue mich dass Du einfach da bist".

An ein Wort, manchmal sogar mit eine einzige wortlose Geste, 
kann alles hängen und abhängen.

Das vorbehaltlose "Ich mag Dich" in der Aussage vermag alles mit Symbolkraft aufzuladen.

Apropos: auch Wittgenstein weiß etwas vom richtig gepflegten und echt gespürten und fraktal gespurten Leben:

" Wissenschaftliche Fragen können mich interessieren, "
" aber nie wirklich fesseln. Das tun für mich nur "
" begriffliche und ästhetische Fragen. Die Lösung "
" wissenschaftlicher Probleme ist mir, im Grunde, "
" gleichgültig; jener andern Fragen aber nicht. "

Gut, wer merkt, wo und wie auch immer:
hier bin ich  Gut aufgehoben.