Team med-ipflege

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Gut aufgehoben

Samstag, 8. Januar 2022

Trashedy - Theaterkunst auf Pflegekunst-Niveau




Mit Haut und Haar - und Schuh - eingebunden zu werden in Performance Theater ist schon ungewöhnlich. Ich saß am 07. Jan 2022 in erster Reihe und verlieh mein Schuh als temporäre Requisite Trashedy - war Programm. Performance wie Pflege: Pflege ist ja Trash vom Feinsten: die Abweichen vom breiten Weg der Gesunden ist der erste Schritt auf der schmalen Pfad der Pflege. Frau Oppelt - mit oder ohne Schuh - zeigte eine unerwartete Präsenz. Geschmeidige Ausdruck, elastische und plastische Bewegungen, elegant verspielt und mit kuriose Umschläge in Tempo, Mimik, Gestik, Handlung und Darstellung - der Sound war dynamisch wuchtig und der Dramaturgie mehr wie nur  angemessen. Grazil erscheinen zu können, verletzlich, ernst - um im nächsten Moment rüde, verführerisch, leidenschaftlich, bösartig und schrille Pointen zu setzen: dass lässt eine große Karriere vermuten.  Bei TV und Theater wird man sich an dieses Gesicht und Performaneein gewöhnen müssen: ein changieren mit wahnsinnig gutes Maskeradenspiel zwischen Faust und Mephisto - mit neckische harlekinsche Züge einer Commedia del Arte zwischen beiden Extremen. Ich bin begeistert.  Herr Daniel Rothaug wurde an der Wand gespielt. Meine erste Eindruck - die ich nachher revidierte: Frau Oppelts Figuration wäre ohne seine ins statische abgleitende Spiel überhaupt nicht VOR-stellbar. Es war Rothaugs Stärke: hinter Oppelt ZURÜCK zu stehen um die aufgeführte Sozialdramaturgie überhaupt voll entfalten zu können. Als Einzelperson wer er der perfekte solistische Parallelgesellschaft - dazu bedurfte es nicht einmal eine Kostümierung: Person, Präsentation und Proklamation waren eine Unio Mystica. Sein gut herüber gebrachte spiegelbildliches Gegenstück und austariertes Gegenüber im Duo verdient ein uneingeschränktes:  Bravo!


Das spielerische Duo hätte nicht zu gestalten vermocht ohne den schlichten Leinwand mit deren simple Zeichnungen. Trickreich: denn durch simple Strichfiguren wurde die Kulisse zu dem, was Kulisse sein sollte: BEI-Werk. Hinführung zum Gesagten mit Gewagtem. Das ist gelungen - mit reibungslose Wechsel von Ton, Licht und Bilddarstellung. Diese Background ließen das gut synchron gespielte Schauspieler-Duo so viel Raum, dass es als Gesamtkunstwerk wirken konnte.

Natürlich fehlte der Schuh des Manitu - die ich gerne als Krankenpfleger beitrug: denn das Spiel auf der Arbeitsbühne und Schauspielbühne ist genauso Performance: man weiß oft nicht was einem im nächsten Moment erwartet, auch wenn alles vorgeschrieben ist und evidenz basierte Praktiken (sowohl im Theater wie in der Pflege gibt es Scripts und Regieanweisungen) Handlungsabläufe Struktur geben: so ist und bleibt doch das faszinierende Spiel - das Unscheinbare (das Objekt klein a) das Spannende. Bei rund 15 Besucher (gute Bildungselite-Querschnitt im Überzahl mit mehr grüne Öko-Background [Zwischenapplaus als Indikator] wie ich als CDU - Wähler)  war das Equipment nahezu identisch umfangreich aufgestellt. Für Theater mit Tiefenwirkung. Nachher sah ich ein Marvelfilm auf SAT1 - viel opulentere Aufmachung und bombastischer Story mit berühmte Stars - aber die Tiefenwirkung zwischen 18.00 - 18.50 Uhr war sehr viel intensiver, sehr viel nachhaltiger. Ich erkenne mich persönlich wieder, erkenne unsere Gesellschaft, erkenne die Notwendigkeit des Theatralischen - die Notwendigkeit, mit erneut in Frage gestellte Ritualen, neue Routinen neu als Gestaltungsprozess ins Spiel zu bringen. 


Das für Pädagogen noch eine Fülle als Informationen auf der HP des Theaters OB zur Verfügung gestellt wurde rundet das Projekt "Trashedy" perfekt ab: auch das unnütze Wissen, das in D. jede Sekunde 89 Pappbecher vermüllt werden (Stand 2014) ist einer der iTüpfelchen, die es wert machen über Wertvolle Theater in OB zu schreiben.

Performancetheater macht Hoffnung, dass nicht nur Pflegekräfte mit dem festen Vorsatz, den Planeten auf SEINE Weise und auf ihre Weise - soweit machbar und möglich - mit dem Prädikat: GUT  AUFGEHOBEN - auf den Weg der Geretteten und Genesenden zu leiten. 

Hin zu der konkreten Utopie, gemäß des Prinzip Hoffnung. Hin zu dem Paradies des nach Leib und Seele Gesunden - als Mitmensch, Bürger und des DU im Anderen, der nur das Spiegelbild meiner oft mir selbst verborgenen alter Ego repräsentiert. 

Gut das Theater rüttelt und schüttelt damit unsere Zukunft nicht aus dem Tritt gerät.

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