I am Groot
Das pflegerische Subjekt ist so sicher
unsichtbarwie der abstrakte Baumbegriff.
Aber spürbar. Der Baum an sich ist Mythos.
Pflege an sich genauso.
Jeder einzelne Eiche, Tanne, Birke
oder Erle etc, repräsentiert,
jeweils jeder für sich,
den Baumart individuell,
ohne den Begriff “Baum” jemals
vollständig zu umfassen.
Geschweige denn, eine Abgrenzung
zuzulassen, ab wann wieviele Bäume
zusammen genommen
einen “Wald” ausmachen:
ab wann werden die Probleme
der zu Pflegenden überhaupt
im Modus “Groot” als doing generality
Probleme der Pflege wahrgenommen?
Groot besitzt als Kunstfigur
eigenbehörige Konturen,
Groot konkretisiert ein Drehbuch-Figur.
Ganz anders figurieren sich
das Narrativ und das Script des
pflegerischen Subjekts.
Dessen Figuration lehnt sich an
Charles Taylors / Heideggers Sinn von Sein, wonach wir
unser Leben entweder als narrative
Darstellung begreifen
oder wir verfehlen die Orientierung
sofern wir pflegerische und sonstige
Ereignisse nur als fakultative,
punktuelle, Nebensächlichlichkeiten
mit geringe beikömmliche
Bedeutung wahrnehmen.
(Charles Taylor, Die Quellen des Selbst, 2018, S. 94)
In der Realität gibt es nur
das krächzende Husten der
COPD Patient Karl,
die gehbehinderte Gerlinde,
die mental hilflose demente Carla
und der halbseitig gelähmter Horst.
In dieser <I am Groot> Perspektive
ist Caring de facto
nonkonformistisch angelegt.
I am Mona Lisa
»Einem Menschen
begegnen heißt,
von einem Rätsel
wachgehalten werden«
(Emanuel Lévinas).
I am Groot und mir selbst
ein Rätsel, oder komme
mit mein rätselhaftem
Lächeln rätselhaf vor;
ein echtes Unikat,
Zimelie bzw. Rara-
so oder so.
Summiert, anhand
„langphrasige
Intentionsketten”
(Blumenberg)
oder epische,
emphasiologische
Inskriptionen
(Hamann),
sei ausgeführt:
das pflegerische Dispositiv
als intrinsisch arrangiertes
Ensemble möglicher
Handlungsoptionen, und auf jeden Fall extrinsisch ein Ensemble gesellschaftlicher Kräfte (Marx),
wird als konviviale Operation
realisiert; quasi als
komplexes Normalitätsprinzip.
Anders gesagt: das Selbst
des pflegerischen Subjekt
ist kein Über-Subjekt
sondern definiert sich als Konglomerat, gewebt aus
die Fasern sprachlicher Austausch;
nur im ANT-affine Netzwerk.
Als ANT-Autorschaft:
Der Autor markiert
den Punkt, wo sich ein Leben
im Werk aufs Spiel gesetzt hat.
Aufs Spiel gesetzt, nicht ausgedrückt;
aufs Spiel gesetzt, nicht erfüllt.
Das pflegerische Subjekt
sublimiert der tragische Moment
des, sein Handeln
"unendlich" herausfordernde
pflegerischen Ereignis.
So, als "transformierte Leidenschaft"
(Hans Loewald) existiert das Selbst des
pflegerischen Subjekts.
Sublimation ist eine transformierte
Leidenschaft, die ein reifes Ich voraussetzt.
Die Impulse werden nicht
- wie bei der Verdrängung -
unterdrückt, sondern das Ziel
wird gehemmt, und die Regung
wird zu einem neuen Ziel geführt.
Dies geschieht mit Hilfe
von Internalisation, d. h. aus
der interpersonalen Objektbeziehung
wird eine intrapsychische Objektbeziehung,
ein "objet petit a" eine mobile Entität
mit immutabler Dingstruktur,
eine Änderung des seiner sich selbst
bewussten pflegerischen Subjekt.
Sublimation gehört zum Gebiet
der Ich-Entwicklung des Subjekts
(werde wer du bist) und der
Internalisation, welche sich
von der Abwehr unterscheiden.
Ihre dynamische Qualität
soll als Gleichstimmung
im breiten Sinne aufgefasst werden.
Letztes Ziel einer autokonstitutiv
und symbolanalytisch angegangene
Sublimation besteht demnach
in die Integration dieses inneren,
regressiven [rückläufiger aus
dem Status des "Gesunden"]
Selbst des pflegerischen Subjekts
in die alltägliche Außenwelt.
Rückführung zu ein möglichst
unbeschwerten conditio humana,
das niemanden mit unerträgliche
pflegerische Unterstützungsleistungnen
maßlos und zermalmend unterjocht.
"Die allgemeinste Formel,
die ich Ihnen von der
Sublimierung gebe, ist diese:
sie erhebt [das pflegepflichtiges Ereignis]
als Objekt ... zur Dignität des Dings
[instantane intersubjektive Entität]"
meinte Lacan in sein
Seminar VII, Berlin 1969.
Bei der Sublimierung
werden wir vorübergehend aus
der utilitarischen Welt des Kalküls,
aus der Welt allzubekannter Sorgen
emporgehoben, und wir dürfen
eine intersubjektive Beziehung zu
dem in der OPP-Pflege-Situation als Ding
wahrgenommene und kartierte immutable Mobiles
[instantane Entität] eingehen,
die uns nicht zerschmettert
oder zerstört, sondern
Caring eine dingliche Würde verleiht.
Auf dieser Arbeitsbühne hat
das pflegerische Subjekt
unbestritten sein Auftritt,
dort spielt er seine Stehgreiftheater,
indem er seine ihm vom Fatum
"auf den Leib geschriebene"
(Haupt-) Rolle einnimmt und
verdientermaßen frenetisches
Applaus erntet oder er endet
so tragisch, wie es das in Szene
gesetzte Skript als Spielplan hergibt.
I am Böhm
Konvivial, mit ein Tendenz zur
Entprofessionalisierung der Pflege
bedeutet “Pflegen mit
einer Hand in der Hosentasche,”
ihrem inneren Gesetz folgend,
das konviviale Pflege
scheinbar einen individuellen
Pflegeplan transzendiert,
weil auf ein selbstbestimmtes
pflegerisches Subjekt ausgerichtet;
zutreffend ist jedoch nur,
dass die individuelle,
psychische Biografie das Maß
kongruent angewandter (EBP)
darstellt und befähigt,
humaner Pflege auszuüben.
Konvivialität mit effektive
Copingstrukturen (Bewältigungsmuster)
ist jedoch nur scheinbar ein
Metaparadigma; in Wirklichkeit
und in der Praxis ist das
Pflegeprinzip immanent aufweisbar
aufgrund personifizierte Inskriptionen
im Lebensverlauf und Pflegeprozess.
Konkretisiert veranschaulicht:
Erkrankt ein Mensch an Demenz,
so gewinnt das limbische System,
seine Gefühlswelt, die Oberhand.
Also muss man ihn auch
auf der Gefühlsebene ansprechen:
eben limbisch!
I Care
Pflege mit ein i davor wird populär.
Und über Netflix: I Care a Lot.
Filmreife Pflege
Ein Plädoyer für eine
limbische Sprache kann
Daseinsversorgung entscheidend
verändern: Begegnungen werden
persönlicher, das Umfeld individueller
und Caring ganzheitlicher. Holistisch ist hier das Fachwort,
das konzeptual zumeist bei erfolgreiche Copingstrukturen irgendwie als sokratisches Modell federführend im Raum steht.
Der Gebrauch des Caring-Dispositivs
erfolgt im Modus esse in effectu:
“Er ist das, was er tut”
(Peter Drucker in
“The Effective Executive”).
Etwas wortmächtiger
und dichterischer fällt
der spiegelverkehrte Antwort aus,
wenn wer [Nietzsche] fragt:
Wer ist Groot?
I am Zarathustra
»Wer ist uns das pflegerische Subjekt?
Wie soll er uns heißen?«
Und gleich mir selber
gabt ihr euch Fragen zur Antwort.
Ist er ein Versprechender?
Oder ein Erfüllter?
Ein Erobernder?
Oder ein Erbender?
Ein Herbst?
Oder eine Pflugschar?
Ein Arzt?
Oder ein Genesener?
Ist er ein Dichter?
Oder ein Wahrhaftiger?
Ein Befreier?
Oder ein Bändiger?
Ein Guter?
Oder ein Böser?
Ich wandle unter Menschen
als den Bruchstücken der Zukunft:
jener Zukunft, die ich schaue.
Und das ist all mein
Dichten und Trachten,
daß ich in Eins dichte
und zusammentrage,
was Bruchstück ist
und Rätsel und grauser Zufall.
Und wie ertrüge ich es,
Mensch zu sein,
wenn der Mensch nicht
auch Dichter
und Rätselrater
und der Erlöser
des Zufalls wäre!
Die Vergangnen
zu erlösen und
alles »Es war« umzuschaffen
in ein »So wollte ich es!« –
das hieße mir erst Erlösung!
Wille – so heißt der Befreier
und Freudebringer:
also lehrte ich euch,
meine Freunde,
meine ko-kreative
Care-Craftsman!
I am Satyr
"Dem Winde tut mir gleich,
wenn er aus seinen Berghöhlen stürzt:
nach seiner eignen Pfeife will er tanzen,
die Meere zittern
und hüpfen unter seinen Fußtapfen.
Der den Eseln Flügel gibt,
der Löwinnen melkt,
gelobt sei dieser gute unbändige Geist,
der allem Heute und allem Pöbel
wie ein Sturmwind kommt, –
Der die Pöbel-Schwindhunde haßt
und alles mißratene düstere Gezücht:
gelobt sei dieser Geist aller freien Geister,
der lachende Sturm,
welcher allen Schwarzsichtigen,
Schwärsüchtigen Staub in die Augen bläst!–
der Distel- und Tiftelköpfen feind ist
und allen welken Blättern und Unkräutern:
gelobt sei dieser wilde gute freie Sturmgeist,
welcher auf Mooren und Trübsalen
wie auf Wiesen tanzt!
Ihr höheren Menschen,
euer Schlimmstes ist:
ihr lerntet alle nicht tanzen,
wie man tanzen muß –
über euch hinweg tanzen!"
"Was liegt daran, daß ihr mißrietet!
Wie vieles ist noch möglich!
So lernt doch über euch hinweglachen!
Erhebt eure Herzen,
ihr guten Tänzer, hoch! höher!
Und vergeßt mir auch das gute Lachen nicht!
Diese Krone des Lachenden,
diese Rosenkranz-Krone:
euch, meinen Brüdern,
werfe ich diese Krone zu!
Das Lachen sprach ich heilig;
ihr höheren Menschen,
lernt mir – lachen!"
Nietzsche - Schluss vom
"Also sprach Zarathustra"
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