Liquid Moderne
Anlass (primum movens)
und Auslöser
um seine offene Zukunftsreise
zu beginnen, ohne je die Erinnerung
daran zu verlieren,
dass der erkannte,
handlungspflichtiger Notwendigkeit,
also das “devoir de situation”
der erste Handlungsimpuls war.
Ignorantia magister Arcesilas vocatur
(Unwissenheit wird der Lehrer des Fluchs genannt)
Diese intrasituative [Pflege-] Notwendigkeit
ist der dynamische Faktor, das Objekt klein a
dass das pflegerischen Subjekts
konstitutiv begründet.
Es ist, es war und es bleibt
das Ereignis,
den endlichen Ort
seines Auftritts
und welches darüber entscheidet,
dass die zu nichtigende
Leerstelle
verschwindet um sie
kuppelförmig
zu überbrücken
mit ein bunte Katalog
angepasste Maßnahmen
und zu umschwärmen mit
"aufgespielte" mithin
ins Spiel gebrachte
zweckmäßige Einsätze.
Es ist dieses Wirken und Gestalten
innerhalb der unser aller
liquid modernity (flüssiger Moderne),
die der Quartierpflegekraft
und Care-Craftsman
auf sein Arbeitsbühne
(sein Quartier in OB)
einen Zauber verleiht, die,
wie Mona Lisa’s Lächeln
auf ewig nicht verbleicht noch,
wie die Töne von
Beethovens 9. Symphonie,
je verhallen.
Das Nichtigen Dessen was als Leerstelle
erfasst wurde ist, so wie wir es verstehen,
ganz im Sinne John Locke, eine Löschung bzw. intrasituative Lösung
eines im Pflegeereignis geltend gemachte
BEDÜRFNIS (Pflegebedarf).
Bedarf-Bedürfnis, die zuerst und zumeist
in Erscheinung tritt durch ein UNBEHAGEN.
(Locke in der Leseart von Charles Taylor: "Quellen des Selbst" Ffm. 2018 S. 304)
Ein Unbehagen? Damit wird vage
ein Begehren und Verlangen umschrieben,
dass das Fehlen eines HYPER-GUT
(Gesundheit, Wohlbefinden, Lebensfreude, Glück)
zum Auslöser pflegepflichtige
kommunikative Handlungen wird, die sich als LEERSTELLE im Lebensmuster drückend, bedrückend und schwermütig
bemerkbar macht und ein teleologisches
Suchen und Sehnen ins Werk bringt.
Gott sei Dank gibt es wunderbarerweise
Probleme - für Menschen als solche
und bei Bedarf an Pflege, Betreuung
und Unterstützung sowieso:
"Es sind diese [Pflege-] Probleme,
die nicht der Mensch sich selber stellt,
sondern über ihn herfallen, die ihm auf Grund
der Tatsache, dass er lebt, aufgegeben sind:
also praktische Problemen schlechthin. ... Hieraus ergibt sich,
dass es kein theoretisches Problem
gibt, das nicht von etwas, das ist, ausgeht,
von etwas das unbestreitbar hier ist
und mein Verstand gleichwohl und eben
deshalb als Nichtseiendes, ein Nichtseinsollendes denkt.
Die Theorie - wie ausgefallen diese
Tatsache auch ist, sie muss immer
wieder hervorgehoben und betont werden - fängt also damit an, dass sie die Wirklickeit negiert und in Gedanken
die Welt destuiert [Dekonstruiert],
indem sie sie in Nichts verflüchtigt;
sie ist ein ideales Zurückziehen der
Welt ins Nichts, in den Zustand vor der Schöpfung, da sie ja in der Verwunderung darüber besteht, dass die Schöpfung IST
und den Weg ihrer Genesis in umgekehrter Richtung zurück legt. Wenn also das praktische [Pflege-] Problem darin besteht, zu bewirken,
dass etwas sein soll, was nicht ist,
so bsteht das theoretische Problem darin
zu bewirken, dass nicht sein soll,
was ist,
weil es in seinem Sosein
den Verstand
mit seiner Unzulänglichkeit irritiert"
José Ortega y Gasset, "Was ist Philosophie" München, 1968, S. 79ff.
Anders gewendet:
"Wir sind Geschöpfe, die durch Herausbildung bestimmter Gewohnheiten
in letztlich kontingente Zusammenhänge
eingebettet sind. Von dieser aber können
wir uns aber ablösen, sie umbilden und
ummodeln." (Taylor, QdS. Ffm. 2018, S. 307)
Angefeuert mit ein oft unbestimmtes
Unbehagen als zündende
Funke, Input und Impuls.
Ein Unbehagen, das als "Unvernehmen"
(Jacques Rancière) zu eine Anregung, biopolitisches Dispositiv und Initiative
einer Bewegung [im Gesundheitssektor]
mutieren kann.
Das Unbehagen, das,
neuroplastisch ins Werk gesetzt,
sich symbolistisch figuriert
erscheint mit epiphanische Qualitäten
im pflegerischen Mikro-Raum
und dessen pflegerelevante OPP - Durchgangspunkt
in der Person
des pflegerischen Subjekts,
als autotelische Persönlichkeit
entfaltet, der schwierige Situationen
umwandelt (Metabletica)
zu bewältigende Herausforderungen,
und nebenher (attributiv, beikömmlich)
noch die Fähigkeit besitzt,
eigene Möglichkeiten zu erkennen
und sich erreichbare Ziele zu setzen.
Kombiniert mit die nötige Energie,
echte Handlungsalternativen zu realisieren,
die eigenen Kompetenzen
stetig zu verbessern,
und die Konzentration auf
einen beschränkten
Umweltabschnitt zu lenken.
übrigens ist Agieren als
attributives reagieren nicht freiwillig.
Wer als pflegerisches Subjekt
um seine Handlungsmöglichkeiten
weiß gerade in sein selbst
erkanntes, bedarfspflichtige
Pflegesituation und trozig
untätig bleibt, sei ein bekannte Wort
des Dichters ins Gedächtnis gerufen:
"Wer [Unterstützung] begehrt,
ohne zu handeln,
brütet Pestilenz aus"
(Wiliam Blake)
Es ist ein "Sprichwort aus der Hölle"
dass dem Sprichwort:
"Erwarte Gift von stehenden Wasser"
entspricht;
aktives Nichtstun ist passives Tun.
Also ein probates Mittel um seine
eigene Pflege-Fall als ein
Pflege-Hölle zu erleben
(schlag nach bei Dante).
Das alles ist ein Leidbild und
steht direkt gegenüber
konträres Spannungsfeld
mit dem Leitbild professoneller
Pflegepräsenz:
Begeisterung (Flow)
bei zeitgleicher stocknüchterner
"Desengagement."
Desengagement bedeutet,
sich selbst nicht
mehr so wichtig zu nehmen
professionelle Distanz zu wahren und
seiner Selbstaufmerksamkeit
zu reduzieren aufs Wesentliche,
nämlich sich zu konzentrieren auf das,
was als Flow-Faktor "Dran" ist.
D. H. Lawrence hat das hin und her
springenden, von Moment zu Moment
hüpfende Wesen des pflegerischen Subjekt
als ein implizites Glaubenssystem
beschrieben, die sich aus Bedeutungslos
gewordene Bedeutungen im Bereich der
angegriffene Gesundheit und gemächliches,
selbstgenügsames Wohlbefinden
und die maximal erreichbare Seelenruhe
peu á peu (weiter-] entwickelt.
"Kein Zuhause, kein Tee. Unbekümmerte Sorglosigkeit.
Ewige Gleichgültigkeit.
Vielleicht ist es nur
die große Pause
zwischen Sorgen.
Aber nur in dieser Pause
geschieht es,
geschieht es,
dass man auf die
Bedeutungslosigkeit
der Bedeutungen stößt -
wie alte Hülsen,
aus denen nur
Staub herauskommt.
Nur in dieser [von der pflegerische
Situation auferlegte im
Durchgangspunkt des Lebens-Zyklus
uns aufgegebene {MMW}] Pause
geschieht es,
das man auf die Bedeutungslosigkeit der Bedeutungen stößt
und auf die andere Dimension.
Die Realität der Zeitlosigkeit und des Nirgends ... nichts ist so bedeutungslos
wie die Bedeutungen."
Bedeutungslose Bedeutungen
das zur welkes Stroh Feld
ausgedörrte Belangen
hinterlassen beim pflegerischen
Subjekt mit Fug ein Unbehagen.
Dieses Unbehagen kann umschlagen.
Bis ins Triebhafte.
Lawrence schrieb einer der ersten
sexuell aufreißend geschriebene
Romane - trotz oder eben
wegen die Bedeutungslosigkeiten
der Bedeutungen: Lady Chatterley's Lover.
Unbehagen, die eine umtriebiger
Wallensteinsche Passionata
mit fetter Pflegesound beschreiben,
die des öfteren in Sucht
und fataler Sehnsucht
an die Grenzen des Menschenmögliche
und menschlich Machbaren stößt;
der Typik pubertierende Jugendliche
ist hier präfigurierend.
Das in Betreuung- und
Pflegesituationen oft erlebte
herausfordernde, aggressive
Verhalten von (demente) Personen
gehört zum Feld des Unbehagens
Ungebremste Emotionen
als Ausdruck
des Unbehagen, die
ungefiltert vom pflegerischen Subjekt als "Botschaft"
gesendet werden;
meistens als neurologische
Störungen mit Neuroleptika
"Erfolgreich" behandelt
und die behagliche Ruhe ist
Wiederhergestellt.
Das Unbehagen erloschen,
der Mensch ist
"ruhig gestellt" und / oder auf eine besondere art
emotional kalt gestellt.
Professionelle Pflegepräsenz
ist hier auch hybride.
Pflege die nicht nur nach
M. Mauss als eine Art Hybride
aufgestellt sein sollte
als Gabe und Aufgabe.
(M. Mauss "Die Gabe" 1990 S. 168)
- ja gerne!
Aber kann Pflegepräsenz
ein heilender "Heiland"
ins Werk setzen?
Man vergegenwärtige sich:
die meisten Menschen in
unsere westl. Gesellschaft
erlebten die letzten 60 Jahren
nach WOII eine permanent
Wohlstand und fügten sich
ebenso bequem und sorgenfrei
ein in sichere und abgesicherte
Sozialstrukturen.
Nie im Leben echt herausgefordert
stets von Babybeinen an versorgt
und umsorgt. Der normale Bürger
wird erst ab ca. 75-85 Jahre Pflegebedürftig
und, wenn wirklich heftig und deftig,
dann, dank moderner Medizin entsteht
hoher Bedarf auch i.d.R nur sehr kurz
bis zum Ableben:
Erst in der Pflegesituation wird
das konsumfreudige praktische Subjekt
zum abhängige pflegerische Subjekt meistens werden Menschen erst
dann, und nur dann existentiell
herausgefordert - und er sich diese
Herausforderung nicht stellt,
verkümmert, verdörrt und verbleicht,
aufgrund toxische gewordene
fein dosiert erlebte Noxen,
die, für sich genommen,
(Stw. Wohlstandskrankheiten)
weder Gift noch Qual bedeuten.
Es ist ein Hybris -
wenn fehlgeleitete Erwartungshaltungen
mit markiger Marketingspeech
im Auftrittsprofil einer Pflegekraft
zu einer unlösbaren fixen Idee ausartet
Musiker mögen es machen
und als Motto sich
mit ein (Alles wird Gut)
präsentieren;
Pflege-Punk tut sich da
schon eher schwer
Gut und Böse miteinander
geschickt zu verschmelzen:
"Mit einem Stein in der Hand
als Souvenir von der Mauer in Berlin/
Klopfen wir an die Hintertür
vom neuen Paradies"
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