Pflege-Prolet
Auf das Profil des entfremdete
Verbraucher, der aufgrund seine
situative ATL Leerstellen und
seine (Lebens-] Krise (-n]
Pflegeleistungen in Anspruch nimmt,
und so sich selbst entfremdet
und in der gesellschaftliche Mitte
(“Normalität”) verfremdet
wahrgenommen wird.
Er sucht Sicherheit und
friedliches Umsorgen an
sein Lebensabend und
findet diese in aller Regel auch.
Darum passt die Zuschreibung
“Pflege-Proletarier” treffenderweise;
aufgrund seiner dysfunktionale
oder Lebensqualität mit Handicap
erhält er schnell den
abgehängten Rand-Status des
“Nicht_Dazu_Zählenden.”
I Care a Lot
“I Care a Lot”, so ein Rezensent
sei mitunter “herrlich komisch” -
ein regelrechte schwarze Komödie.
Care wird bewusst nicht übersetzt
mit Pflege: “Ich pflege viel” oder
“Ich bin ein Vielpfleger” wären
Superkorrekt übersetzt, aber würden
das Skript dieser Schmonzette nicht
im mindesten gerecht: es
geht nicht um Pflege, sondern um
skrupulöse Betreuung und Fürsorge.
Das Abenteuer dreht sich um eine
gerichtlich bestellter Vormund
(legal guardian), um reine
Geschäftsmacherei, wo aufgrund
gesetztliche Bestimmungen
Kund*innen als dementiell verkauft
werden können um diese nach
Strich und Faden abzuzocken.
Profiteure im Gesundheitswesen,
die - das ist das Neue - extramural
auftreten, werden hier als Teil
einer verquerten Gig-Economy dargestellt.
Gewinnchancen witternd und
als Löwen sich aufbauschend,
um, als Blender geschäftsmäßig
Alltagslämmer aufzureißen
und brutal auszubeuten.
Seelenverkäufer
Dass “I Car a Lot”
Geflunkere mit Produkt
und Service wirklich so gut
funktioniert (im Film und Realität)
hängt zusammen mit den
gängigen Proletenstatus
des pflegerischen Subjekts.
Das 1989 von dem Neuropsychiater
Jean-Claude Marian gegründete
Unternehmen Orpea hat sich
2022 zu einem der Weltmarktführer
in der „silver economy“ entwickelt
und betreibt länderübergreifend
mehr als 1.000 Einrichtungen
mit "Totengräbermentalität".
In Oberhausen verhökerte ein Verkäufer in sein Büro jahrelang Telefontarifen
bis er merkte, er könne ebenso gut,
von Heute auf Morgen,
Hausservice und Betreuung
als “wertvolles” Produkt
verkaufen: Service
bleibt Service, wenn auch
unter anderen Vorzeichen.
Der Schlüssel zum Sujet
liegt übrigens in der Definition
der Demenz: ist (unhinterfragt)
Demenz eine “Krankheit” gehört
der Kranke weg oder weggesperrt -
der Lepra des 21. Jahrhunderts.
Jeder glaubt Doktor genug zu sein
um als Konjunkturritter profitables
Wissen über Demenz zu besitzen -
obwohl symptomal, leiblich, D. so
unsichtbar wie umgekehrt, Aussatz
äußerlich augenscheinlich.
Der Parasit
Pflege-Prolet hat als
parasitäres Wort das Zeug,
in die moderne Gesellschaft
aufgenommen zu werden
um eine politisches Subjekt
auszumachen.
Der Soziologe Michel Serres
hat das mit sein Buch “Der Parasit”
eindrucksvoll belegt; Figurationen
wie der Jokers und Pokerspiel
wurden durch ihm geläufig.
Dass der Theatralische, parasitäre Kunst,
sein Glück selbst zu machen, schon
bei Schiller & Co. bühnenreif war
sei nur als Fußnote angemerkt:
„Mit Mittelmaß und Untertänigkeit
erreicht man alles.” ...
“Der Schein regiert die Welt -
und die Gerechtigkeit
ist nur auf der Bühne.“
Der Operator
Wir verwenden stattdessen
der Begriff pflegerisches Subjekt:
eine singulare Vielheit,
durch welche die Ungezählten,
die Bedarf an Pflege anmelden,
gezählt werden.
Das pflegerische Subjekt
der sich bidirektional
versteht als ein
Operator der Selbstdistanz,
der sein Anrecht auf
körperliche Unversehrtheit
(bodily-integrity) reklamiert und als
Analysator der Selbstsorge
der symbolanalytisch gepolt,
die bürgerliche Gemeinschaft
von sich selbst trennt.
Bidirektional - also irgendwie
etwas exzentrisch im Auftritt. Reflective practitioner: mit der Hang
das tragische Moment des
auf Pflege angewiesenseins ein
zu schlagen à Woody Allan: "Komödie ist eine Tragödie plus Zeit"
Reflektive Prägekraft und Pflegekraft
als Auftragnehmer und der Parasit, Operator und Rebell
als Auftraggeber: für beide Akteure gilt, dass sie jeweils in einem Punkte gleich
situiert sind:
sein "Ichzentriertheit und zweckgerichtetes
Streben erzeugt Unvernehmen (Ranciere),
mit bewusst in Kauf genommene
Unstimmigkeit und Unordnung. So wie der Pflegemarkt 2022 als Mono-Block sich selbst feiert,
so sehr kränkelt sie an ihre Makel
und Mängel: "Pflegenotstand"
Pflexit, Corona-Management,
Kostenexlosionen - sind nur Stichworte die andeutetn, dass, (wie so oft) monströse Kollose
von ihre schiere administrative Größe erstickt werden: darum weil die Anliegen der Kunden nur verwaltet stat behandelt werden. Heimverwaltung ist in Deutschland als Wort zwiespältig, so pfiffig wie
problematisch: Das Heim als Anstalt veranstaltet Pflege für Pfleglinge
und verwaltet deren Abläufe mit TQM-Tools, die, top-down, stets
erdrückend die Pflege belasten
und den Heim-Insassen erpressen:
mehr Geld - mehr Komfort;
ohne Moos nix los.
(gilt nicht immer; Goldgräberstimmung kann zu Totengräberbestimmung entarten,
wenn in Paris € 6.000 - € 12.000 mtl. kein
Garantie für beste Versorgung bieten)
Der Entwicklung des Rebells,
Parasit und Subjektierungspraktiker
ist eine neue Kategorie. Hervorgerufen durch
Stöße, Knuffe und Puffe des
Schicksals; nicht immer als
Fatum - oft auch selbstverursacht.
Unabhängig von der causa sui der Einwirkungskraft,
die als Operator in Frage kommt und als Geschehen [Token] im pflegerischen Ereignisfeld in
Erscheinung tritt: der Input
betrefft immer ein Eingriff im Leben einer Person, der erfäht, wie er
vom selbstgenügsam Gesunden
zum bedarfspflichtigen Nutzer
umformatiert wird und ein
Schicksalschlag untwerworfen wird.
Wie man auch immer Pflege definiert, es ist szusagen stets
eine Abweichung von der
unmittelbare, bedürfnisfreie
Linie organische [Selbst-] Regulierung
und systematischer Gesundheit.
Die im Pflegeprozess
bewusst herbei geführte Inakzeptanz
eines de:formierende Einwirke
mittes proaktive Widerständigkeit bedeutet
gewollte, geplante und realisierte re:formation.
Sie ist insofern re:volution, weil sie unmittelbar
die Entwicklung des Individuums,
des Ichs, der Persönlichkeit dient.
Es gehört zum Wesen des Menschen
das er bei Hindernisse und Schwierigkeiten
wachsen kann mit ein growth-mindset.
Sooft er sich inmitten aufgegebene
Widrigkeitn in der Lage
versetzt sieht, über sich selbst
hinaus wachsen zu müssen um
(last not least) deren Früchte
gewinnbringend vereinnahmen zu können.
Allein wird das selten oder nie vollständig gelingen
jedoch mit Unterstützung gehört es zum
tiefsten Erleben wozu der Mensch fähig ist
aus dem apathischen Stadiums eines Pleglings
hinaus wachsen zu können als proaktiv
agierenden, reifes pflegerisches Subjekt.
Eine Sichtsweise, die von Victor Frankl
einprägsam gelehrt und gelebt wurde.
Praktisch und Alltagstauglich handelt der fitte Nutzer eines
personsgebundenes Pflegebudget
schon Heute selbstwirksam innerhalb die enge Schranken unsere klassische Pflegewelt. Womit er als "Ohnmächtiger" der Pflegemarkt wirkungsmächtig
umzukrempeln vermag: in sein Microraum, mit Micrologiken
und mit Micro-Vertragskostallation
innerhalb einer ebenso fragilen
Risikogesellschaft.
Genauso, wie umgekehrt, auch ein chanchenreiche und mit Fortüne
anwendbare Gig-Economy
auf der Plan tritt, konfiguriert
mit der Typik einer volatilen, infinity demanding.
Entscheidend dabei ist
sein holistischer Blick für das Ganze.
Diese, am Micro-Entrepreneur
ausgerichtete Standort scheint zwar
für den Augenblick von der bisherige Pflegeindustrielandschaft mit
deren weiten Feld anextensiver Zuordnung
und Anordnungen zurück zu treten aber nicht um zermalmt und zerstört zu
werden wie die Trauben im Kelter,
sondern um hinüber zu fließen
innerhalb unsere Liquid Moderne, um
"kleine Zentren starker Ganzeheiten in Individuen zu Pflegen, die kleine Ganzen
vor das große Ganze zu stellen, die Universaltät zugunsten Individualität aufzugeben. Kampf - Überlebenskampf -
statt [Abend-] Frieden, Ordnung und
Ausgeglichenheit. ... Der Rebell erscheint,
der Anarchist erhob sich um die alte
Ordnung tiefgehend zu erschüttern.
... Der Krieg im [Pflege-] Himmel
ist ausgebrochen. Wer wird ihn
gewinnen, und wie wird der
zukünftige Frieden sein?"
"Der Rebell erschien, das Ich,
der Anarchist erhob sich,
[mit dem Motto Gut Aufgehoben]
und die alte Ordnung des Universums
wird tiefgehend erschüttert".
Symbolanalytischer Pflegepräsenz,
ausgerichtet an Kategorien
einer Gig-Economy mit deren
dynamisch wachsender infinity demanding
hat mit ihre offensichtliche Rückzug
auf der eingeengte, individuelle Ebene nur
eins im Sinn, um, ansetzend an der
Sanduhr / Flaschenhals einer
OPP als Ort, wo "ES" geschieht,
und wo Uno-Actu-Handlungen zu
objekte einer actual entity Formationen gerinnen,
als Start-Up! Punkt herauszustellen
um alsdann zu eine vollkommeneren allumfassenden
Ordnung auf der Pflegemarkt fortzuschreiten.
Nicht bis ins unendliche - im Gegenteil:
Das Ende des Rebells ist schon eingeläutet,
wenn der erste Schritt gewagt;
tritt Gesundung, Wohlbefinden und Heilung ein,
hervorgerufen durch bildsames,
veränderndes Umgestalten des ICH
begründet Pflege die Subjektivität NEU.
"Das rein individualistiche Ich
oder das reine
Individuum ist tatsächlich
eine Erdichtung
oder Abstraktion" -
ein auxiliäres Konstrukt;
Unterstützung ist am Ende der Versorgung
so überflüssig, wie sie sie als Bedarf und
Bedürfnis erst Pflege als Pflege schuf und
somit das pflegerische Subjekt sowohl
generierte wie figurierte.
Bis zum Ende der Rebellion auf der Pflegemarkt
ist der Auftritt des Auftrittsmenschen unausweichlich
da das pflegerische Subjekt ein Zweck aufgegeben
ist. Sie tritt als zweckmäßiges Handeln in
Erscheinung. Dahingehend, dasjenige, was sein
persönliche Alltag auf den Kopft stellte
und die Trajektorien seines je eigenem
Lebensprogramm eine Re:volte
aufzwängte aus freien Stücken ein Unvernehmen
entgegen zu setzen.
Realisiert dadurch, dass er seine Fähigkeit
in aller Freiheit und als Beweis seiner
schöpferische Kraft einbringt
als homo capable einbringt und einsetzt um Einfluss auf
seiner unfreiwillig geknechtete Zukunft zu
nehmen. Dahingehend seine eigene
Bedingungen zu schaffen und seine eigene
Situation für seine pflegerelevante Tätigkeiten
selbst hervorzubringen. Als Trotzmacht des
Geistes gegenüber schicksalhater Verpflichtung,
Bedarfe an Hilfselemente und Unterstütung
anfordern zu müssen. Das Credo des
pflegerische Subjekt lautet dann auch:
"Das zweckhafte Handeln
ist ein Handeln, dass ich
selbst geplant hat,
das mir nicht aufgedrängt
oder durch äußeren Zwang
vorgeschrieben wurde und
zu dessen Durchführung ich
meine eigenen selbstgewählten
Maßnamen treffe.
Durch den Zweck meines Handelns
werde ich schließlich
Herr im eigenem Hause,
erhalte die Macht,
die eigenen Wünsche auszuführen
und unbeeinflußt von
den Umweltsbedingungen
meinen eigenen Lauf zu bestimmen".
Jan Christiaan Smuts "Die Holistische Welt" 1938 - S. 246 ff.
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