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Freitag, 29. Januar 2021

Das Pflegerische Subjekt Teil 27 [j] - Pflegepattex



Pflege Pattex


Diese Leerstelle wird durch 

symptomale Lektüre, Satz um Satz 

beschrieben und definiert 

wie das “Es” als Ereignis 

perzeptiv wahrgenommen und professionell als Setzung des “Es” 

zur Darstellung kommt. 


Dieses “grammatologisches” 

Procedere wird in kongruente 

Handlungen übersetzt. 


Übersetzt in ein Pflege-Kanon 

deren überbrückende “Sprachspiele” 

zur Herstellung von Sozialleim dient, 

dass Risse im Pflegealltag 

zu Kitten vermag und in vulnerable 

Situationen nicht nur im 

Strukturellen Halt gibt. 


Der soziale Leim besteht eigentlich 

nur in dem Konsens, das in einer 

autopoietisch gesteuerte [Selbst-] 

Pflegeorganisation allen Beteiligten 

eine Chance zur Selbsterschaffung 

zu geben, je nach gegebene

Möglichkeiten, Ressourcen  (auch AAL)

und abrufbare Fähigkeiten 

(Capability Approach -Nussbaum et al.) 

 

Wenn wir hier Selbstpflege  thematisieren

so erstrangig klassisch. Senecas: mei curam ago - 

[ich sorge / pflege mich für mich] steht hier 

mit sein Panier vorn ins Feld aufgestellt.




Collagen


Anleihen bein Foucauld und Latour 

sind deswegen nicht weniger spezifisch. 


Leim, Pflegepattex benötigt Caring,

um mit ein ihr eigenen

Verknüpfungstypus

auf dem diskursiven Weg

im Akteurskollektiv ein gemeinsam

begehbaren Behandlungspfad

ausfindig zu machen.


Weniger um ein Architektonik 

darzustellen als vielmehr

brauchbare Collagen zu entwerfen,

gemeinsam mit dem pflegerischen

Subjekt, der her als proaktive

Prosument sich auch einbringt.


Der analytische Mehrwert

des Dispositivkonzepts,

die von reflective Practitioner

konsensual im Akteurskollektiv

erzielt werden geben dynamische 

Dispositiv-Typologien ab: 


generierte Inskriptionen, Passungen

und flexible Zuschreibungen die

als Kernsegmente sich topologisch 

gruppieren als immutable Mobiles

und Chamälionkompetenz erheischen.


Weil im Auftrag des pflegerischen Subjekts

Soziale Dramen zu bewältigen sind,

ist ein "surplus" an symbolanalytischer Pflegepräsenz das non plus ultra.


Wenn wir von Pflegepattex reden,

dann nicht um Caring als fiese,

notdürftig verleimte und

kleberige Disziplin zu skizzieren

oder als Kleister um

hübsche Tapeten auf rissige und

mürber Putz und wackelige

Wände aufzubringen.


Pflegerituale sind keine Spiegelungen

oder Ausdrucksformen der

Komponenten einer pflegerische

Sozialstruktur im Sinne, dass,

zwecks Behebung einer Gebrechlichkeit

resp. Unterstützungsbedarf,

das pflegerische Subjekt am besten

gedient wäre mit eine Reihe von

Mechanismen, die als eine

"Art von soziale Allzweckkleber" (Robin Horton)

(Zitiert bei V. Turner, Von Ritual zum Theater, 2009, 131)

dazu dient einer bestens funktionierende

Healthsektor zu fördern.





Instantane Entitäten als Hyper-Güter


Feldforschungen benutzen

zur Darstellung dieser Latoursche

Begrifflichkeit den Ausdruck:

"Dichte Beschreibung" - nach Ryle

und Geertz. Charles Taylor hat hier

in sein Quellen des Selbst darauf

zurecht aufmerksam gemacht

(Ffm. 2018, S. 155) in Verbindung

mit dem von ihm so genannte

BA-Prinzip (Beste Analyse - ähnelt

dem Evidenz Basierte Praxis - EBP).


Sie finden auch hier Eingang.

Nicht von Ungefähr: Pflegepräsenz

figuriert als Symbolanalytiker

Reichsche und Cassirersche Prägung.


Dichte Beschreibung (thick description)

definieren wir als sedimentiert Ausdruck

von pflegerelevante Verhaltensdispositionen

im Umfeld des Micro-Raum "Bett,"

weil ihre Dispositive (Foucault)

wesentlich dazu beitragen, das

pflegerische Subjekt zu konstituieren.


Unter immutable mobiles bzw.

dichte Beschreibungen werden

alsdann auch instantane

intersubjektive Entitäten verstanden,

die als Dispositive Auskunft

darüber geben, was das stille-

oder implizite- bzw. Ereigniswissen 

und Situationswissen ausmacht.


Um zu zeigen, wie eng Ereigniswahrnehmung

und dichtes Beschreiben sich in der

obligate Durchgangspunkt der Pflegepraxis

zu eine Einheit (immutable mobiles) als Entität

verdichtet, nehmen wir ein Beispiel

von Geertz:


"Stellen wir uns (...) zwei Knaben vor, die blitzschnell das Lid des rechten Auges bewegen. Beim einen ist es ein ungewolltes Zucken, beim anderen ein heimliches Zeichen an seinen Freund. 


Als Bewegungen sind die beiden Bewegungen identisch; vom Standpunkt einer photographischen, »phänomenologischen« Wahrnehmung, die nur sie sieht, ist nicht auszumachen, was Zucken und was Zwinkern war oder ob nicht gar beide gezuckt und gezwinkert haben. Obgleich man ihn nicht photographisch festhalten kann, besteht jedoch ein gewichtiger Unterschied zwischen Zucken und Zwinkern, wie jeder bestätigen wird, der ersteres fatalerweise für letzteres hielt. 


Der Zwinkerer teilt etwas mit, und zwar auf ganz präzise und besondere Weise: (1) er richtet sich absichtlich (2) an jemand Bestimmten, (3) um eine bestimmte Nachricht zu übermitteln, (4) und zwar nach einem gesellschaftlich festgelegten Code und (5) ohne dass die übrigen Anwesenden eingeweiht sind. Es ist nicht etwa so (...), dass derjenige, der zwinkert, zwei Dinge tut - sein Augenlid bewegt und zwinkert -, während derjenige der zuckt, nur sein Augenlid bewegt. 


Sobald es einen öffentlichen Code gibt, demzufolge das absichtliche Bewegen des Augenlids als geheimes Zeichen gilt, so ist das eben Zwinkern. 


Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt: ein bisschen Verhalten, ein wenig Kultur und - voilà - eine Gebärde."




Subjektivierungspraktiker


Bio-Macht  wird erhält auch im

Caringsektor einen micropolitische 

Rahmung, mit Einschließungen und 

Ausschlusspraktiken abgelehnter

Zuwendung vom Anbieter oder

abgewiese Angebotene

Entlastungsleistungen seitens

des Nutzers (mag ich nicht, will ich nicht, akzeptiere ich nicht);


Caring ist und bleibt

ein klebriges 

Gemische und Gemenge,

strukturieren und disziplinieren,


inclusive micropolitische

Machtpraktiken mit disziplinierendes locken und drohen,


die Institutionen und

Subjektivierungs-Praktiker

miteinander verbinden und verleimen


zu einer verknäulte und

verschachtelte Pflege-Kultur

unter Maßgabe

einer strategischen Funktion. 




Pflege-Klebstoffe


Dispositive stellen sozusagen

den kulturellen "Klebstoff" dar

innerhalb des pflegerischen

Ereignisfeldes.

(http://1v.com/wp-content/uploads/2018/07/Dorothy-Effekt.pdf S. 10 Fn. 23; i.V.m. Evans, P.A.L., Management Development as Glue Technology

in: Human Resource Planning 15 (1992), 85-105)


Es geht um Weisen des

Wissens und der

Handlungsbefähigung, 

die nicht ausgehend vom 

pflegerischen Subjekt

gedacht werden; 


es geht um Netzwerke

heterogener Elemente,

die größere Teile des

Bodenpersonals im Care-Sektor 

kulturell divers prägen


und die ihre Mitglieder als solche

allererst konstituieren,

um "eine Wirksamkeit, 

die von dislokalen, kontroversen 

Momenten ausgeht."


Symbolanalytischer Auftritt

kann als "Modell für"

Veränderungen bei lose Enden

und gelockerte, aufgedröselte

Fäden in der Pflegesituation

konzeptionell vorwegnehmen.


Re:visionäre Caring

vermag modellhaft sogar

ein "Kehre" zu bewirken,

indem es als "Modell von"

attributive Performance,

Umsorge und Daseinsversorgung,

neue Orientierungspunkte

vermittelt und innovative

Behandlungspfade tief im

Bewusstsein, im Herzen

und im Willen des

pflegerische Subjekt verankert.


Caring ist komplex.

Gerade deswegen

universell einsatzfähig wie

Pflegepattex als Kontaktkleber.


Caring schafft nicht nur ein

gut verleimte Zusammenhalt

sondern ist aufgrund ihre

innere multiple Inhaltsstoffe

besten geeignet eine

unendliche Tiefe herzustellen,

die, nach Jakob Böhme (hier tiefsinnig

Meister Eckhard folgte)

"Grund" und "Ungrund"nannte

bzw. Byssos und Abyssos (griechisch).

Byssos bedeutet "Tief" und

Abyssos "jenseits aller Tiefe"


Caring verbindet durch Klebstoff;

sie kommt als instantane intersubjektive

Entität zwingend dazu, ohne selbst

in der Materialstruktur einzugehen.

Unlösbar als Kontaktkleber

verändert sich sich selbst nur

von gelartig klebrig am Anfang,

über weich pastös als Wirkstoff

bis zur ausgehärteten

Bombenfester Halt und Stütze.


Caring gedeiht nur im konjunktiv

und verfügt insofern - wenn es

gut läuft - über Jean Pauls Witz

und Gewitztsein (Ereigniswissen)

die er als Konjekturalbiographie

(Selbsterlebensbeschreibung)

„als Labetrunk für Bedürftige“ schrieb.


Turner bemerkt zutreffend:

Caring als verbindender und

Wunden heilender Kitt

- als Fixierungs-Set -

funktioniert, mit ihre konjunktivischen

Tiefen der Liminalität nur als ein

transformierendes Selbstopfer.


"Nur auf diese Weise,

durch Destruktion und

Rekonstruktion,

d.h. Transformation,

kann eine authentische

Neuordnung entstehen."


Das strenge NT-Wort: "Wenn ihr

nicht werde wie die Kinder" erhält hier

eine erweiterte, neue Bedeutung:


Wenn bisherige Fixierungs- und

Ordnungsprozesse im Bedarfsfall

nicht aufgegeben werden,

indem der sozialstrukturelle,

pflegepflichtig gewordene Sphäre

nicht temporär aufgegeben wird

und das pflegerische Subjekt

sich nicht auf eine

generalisierte prima materia,

einen Klumpen menschlicher Ton,

reduzieren lässt, kann es

nicht sinnstiftend verwandelt

oder neu geformt werden,

um neue Erfahrungen zu machen.


(Turner, 2009, S. 134)





Signitive Erfassung


Dass Pflege-Pattex als soziale Kitt 

und sowohl intrasituativ wie auch 

intersubjektiv anwendbar ist,

weil es ausreichend zäh- und

dickflüssiger Konsistenz aufweist,

sei als Präliminarium vorausgestzt: 


der teuerwerte Pflegejoker 

ist bottom-up am Werke. 


Karrieretüchtiger, strebsamer

top-down Pflegepolitik geht

anders zu Werke: kalkulierend und

jonglierend, mit gedroschenes 

[pseudo metaphysisches] Stroh, 

ewig auf der Personal-Suche 


nach Macher und Mucker; 

je billiger die Leute 

je besser für Heute.


Perfektion? 

Fehlanzeige.


So oder so.


Angezeigt wird bestenfalls

ein Pflegepattex-Collage,

gebastelt aus unzählige

gleimte Bruchstücken,

Fetzen, Schnippsel,

Resten, Zuschnitten, 

und gebrochen Erzählungen.


Am Ende: Stückwerk,

bestehend aus eine geklebte,

begreifbare verwandelte  Realität.


Umformte und umgebaute 

Narrativen und Sorgen,

die das pflegerischen Subjekt

ein faszinierende Signatur verleiht

als inperfektes Gesamtbild, 

versiegelt mit der Maxime:


“Ich mag das Leben leiden.” 




Dennoch


Geklebte und verleimte Pattex-Pflege.


Antifragile Hyper-Realität.


Vogelperspektiven

Präsenzpflege, die den Adler

als Falkner majestätisch,

ohne Leine leitet:


Weltbild mit neuer Blick eines Gut Aufgehoben


in einer Risikogesellschaft,

in der sich das pflegerische Subjekt sich eingelebt als Teil einer

Gesellschaft der Singularitäten.


















 

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