Symptomaler Lektüre
Um symptomaler Lektüre
im pflegerischen Aktionsfeld
lesen und verstehen zu können
bedarf es pflegerische Hermeneutik.
Denn was sagt und der Namen
eines pflegerischen Subjekt,
die uns als Person begegnet
mit Namen: >Maria<.
Diese Name re-präsentiert
eine ganz besondere Mensch
und gleichzeitig, ganz allgemein,
das pflegerische Subjekt.
Der Eidetische Name
[Eidetik - Die Wissenschaft des Gesehenen]
wirkt hier als Referenten,
und zwar deshalb,
weil in die Lebenswelt der >Maria<
nur sukzessiv das Sein bzw. Wesen
des pflegerischen Subjekt aufleuchtet.
Techniken der Bedarsrecherche
Symptomale Lektüre ist Spurensuche.
Moderne Pflege bedient sich hier moderne Methoden: Das Internet der Dinge (IoT).
In dem Maße, wie Pflege-Ereignisse
von >Maria< selbst beschrieben
und durch "desengagierte"
stocknüchterne, rationale Zuschreibung
auf der mit eHomecare gut bestückte und gut gepflegte Arbeitsbühne
zur Darstellung kommt und
sorgsam in Szene gesetzt wird.
“[Pflege-] Ereignisse leuchten
wie ein Blitz auf und lassen uns
Vorkommnisse und Gegebenheiten
sehen, und blenden gleichzeitig,
werden im selben Moment
blind in dem, was ‘es’ aufblitzen lässt.”
(Heidegger)
Das aufgeblitzte ES ist das Phänomen
in der Pflege und so sehr Mythos,
horror vacui und Wirklichkeit,
bei Sigmund Freud und Stephen King.
Epiphanien der Moderne
Epiphanie - aufleuchten, aufblitzen -
es ist dieser gewisse Form
des pflegerische Subjekts
dass die Epiphanien der Moderne
im pflegerischen Ereignisfeld
als Spur in unsere Wahrnehmung
und Wirklichkeit hinterlässt.
Ein Spur (Levinas) und Aufweis
des Besonderen in unser Wahrnehmung
am obligaten Durchgangspunkt;
also dort, wo der pflegerische Lage
situativ kritisch wird: im Mikro-Raum
ringsum der Bettkante. Der kritische Punkt ist stets der
obligate Schnittstelle, wo Pflegepräsenz passiert
und geschieht.
Es sind diese Epiphanien,
Sternmomenten die wir folgen und uns den Weg weisen inmitten unsere Lebens und Leidensgeschichten.
Epiphanien, die als Perlenkette
unzähliger momentane Erlebnisse
bei jeder Schritt Spuren in
unsere Dasein hinterlassen
und zeitgleich durch selbssetzende,
selbstgewagte Schritte den
aufrechten Gang ermöglichen,
mit der wir unser Leben
in einen sicheren Spur bringen.
Autotelisch - niemand legt unser
Wille an den Ketten,
(gebeutelt allenfalls vom Sachgrundnotwendigem
[devoir de situation]) -
kreieren wir, durch unser
selbstbestimmter Gang und Gangart
und unsere ungezwungene
"Uno-Actu-Handlungen"
jene instantane, intersubjektive
Entitäten, die bei objektive
Betrachtung unserer Handlungsweisen
am Wahrnehmungshorizont
der "Person" >Maria< als
besondere, 'ganz spezieller' Teil
einer epistemologische, pflegerische
Phänomenologie erkennen lässt,
und allgemein gesagt, das sachlich
beschreibbare pflegerische Subjekt
als Sozialfigur, peu á peu,
[Pflege-] Prozessual generiert.
Das Pflege-Phänomenologie,
wie dargestellt als Evidenziteration,
mehr Handlungs- und Pflege- Möglichkeiten aufzuzeigen vermag, wie es ihr,
umgekehrt betrachtet, naturgemäß aufgegeben ist, stets nur unterhalb dem Level der hochgesteckten Zielen operieren zu müssen, insofern es seltenst gelingt,
das ganze Spektrum eines posse in ein res zu überführen. Mit Rolf Kühns Worte ausformuliert:
"Das Können im radikal lebens- [sprich: pflege-] phänomenologische Sinne von <Potentialität> ist mithin ein Selbstbesitz des Könnens
über seine inner-narrativen Möglichkeiten,
welche unmittelbar als solche im Vollzug und als Iteration verwirklicht werden."
Epiphanien appellieren,
wühlen auf, reißen ein und
stellen direkt ein Bezug
her zu den "Namen" >Maria<.
Denn es sind die Narrative
die uns den Menschen als
Menschen erkennen lassen,
anhand Inskriptionen.
Anhand Zuschreibungen
die uns als immutable Mobiles
bzw. "objekt klein a" (Lacan)
imponieren.
Pflegekräfte gehen meist
auf leise Sohlen.
Katenpfötchenmäig. Stets auf der Hut.
Indianer in die unendliche Weiten
der Pflegeprärien und Panepidemien
Sie lesen Symptomen als Lektüre
und erkennen Spuren (Levinas) von Büffel
und von Pferdehufen apokalyptischer Reiter.
Bestens vertraut mit Recherchen im WWW,
um als Scouts sich verdient zu machen
in den weiten wilden Westen als freiberuflicher Outlaw
mit feurigem Blick
und Homo Sacer (Agamben)
mit Weitblick und Einsicht.
Spuren sind Trajektorien,
die nicht nur aus Sicht von Historiker wie Marc Bloch Geschichte schreiben
(Apologie der Geschichte 1980, Dortmund, S 71: siences par traces), sie prägen auch beim pflegerichen Subjekt seine je eigne Pflegestory.
Pflege ist process tracing, zu Deutsch das Aufspüren
oder Nachverfolgen eines bestimmten Vorganges.
Caring versucht den kausalen Prozess –
eine Kausalkette oder Kausalverbindung –
zwischen einer unabhängigen Variable (das pflegerisch Subjekt)
und dem Ergebnis der abhängigen Variablen,
die sein strukturellen Alltag situativ
und obligat (OPP) bestimmen,
(Devoire de situation) zu identifizieren.
Ist doch das pflegerisches Subjekt Repräsentant eines
"Entwurf des Menschseins"
(Heidegger) mit ein aufweisbares,
grundlegendes Merkmal dessen,
was es bedeutet ein Mensch zu sein,
nämlich das "Unheimlichste" zu sein,
ein Ausgestoßener und Heimatloser."
[Heidegger Einführung i.d. Metaphysik, Tübingen, 1953, S. 112 ff.]
Als homo sacer steht er diametral
gegenüber dem weisungsabhängige
Pflegekraft positioniert. Spiegelverkehrt
aufgestellt wider der willige Angestellte
der in vorauseilende Gehorsam
loyal auf Kommando flink und
flott mit schlürfenden Latschen und
launige Lohnpflegegleichgültigkeit
sein Job ausübt - nach Schema F,
exakt so, wie vorgeschrieben.
Selbständiger Pflegepräsenz
firmiert sich als Machbarkeitsmacher.
Sie sammeln Fakten, nutzen
evidentes, stilles [implizites] Wissen,
so sicher und plausibel
wie Winitou, Häuptling der Apachen,
ohne Metaphysik einfach
Ereigniswissen sammeln indem sie
"nur" Spurenlesen und Fährten aufnehmen.
Karl Weick zitierte Karl May nie,
hat aber in sein "Prozess des Organisierens"
mehr für Findigkeit ins Spiel
gebracht wie so mancher Irokese.
Aufgegriffene Symptome,
die Pflegescouts auf
richtige Fährten bringen
erlauben und ermöglichen
Ausbeute nach erfolgreicher
Jagd anhand zielgerichtete
Behandlungspfade, die,
basierend auf Ereigniswissen
das pflegerische Aktionsfeld
im Umfeld des pflegerischen Subjekts
wirkmächtig zu figurieren..
Epiphanien dürfen uns in
unsere ultramoderne
Pflegelandschaft gerne dazu
verlocken, unsere
eigene Kräfte und Ressourcen
einer schöpferische Artikulierung
effektiv und selbstbejahend
als Zukunftsgestalter zu zelebrieren.
Symptomale Lektüre ist nicht nur rein pflegerisch gesehen, die Wahrnehmung von
Symptomen als "Einheit des Beisammenseins
in einem Bewusstsein" (Husserl), die eine epistemische
Möglichkeitsbedingung des Vergleichs
mit dem Gesunden darstellt.
Dass ist das pflegerische 'fundamentum relationis,'
eine ebenso fragile wie aktuelle Beziehungseinheit.
Das lässt sich auch weiter fassen:
es kann die fragile Einheit des Beisammenseins
in einer Beobachtungsreihe an der Bettkante sein,
nicht die Einheit im Bewusstsein des bedarfspflichtigen
pflegerischen Subjekts, sondern
die Einheit von EBP-Methodik und der durch
sie produzierten Resultate.
Symptomale Lektüre besteht allerdings aus
ebenso plausibel wie problematische Inskriptionen.
So unentbehrlich und evidenzbasiert die Datenlage
auch immer ist: es birgt das Problem der
Homogenisierung und Normalisierung des
zu vergleichenden unter der Ägide einer
standardisiertes Leitmodell oder Leitkultur.
Differenzierungen werden dann als Abweichungen
von einer Regel gesehen und, wenn nicht als Fehler,
so doch als individuell, akzidentiell oder sogar
als marginal gewertet: "das bisschen Temperatur
bedeutet nichts; der Schmerz kann gar nicht
so schlimm sein, das Schwitzen ist nur Anstrengung"
(Siehe: Philipp Stoellger: "Unvergleichlich? Vergleich als Umgang mit dem
Inkommensurablen" S. 332 ff.)
Of Truth and Sacrifice
Mit das wahre (truth) Beschreiben
des pflegerischen Subjekts,
der seine Opferrolle (sacrifice)
“von knall auf fall” erlitt, und,
das Ereignis, wie für jeden Gesunden,
“wie aus dem Nichts kam”
wird die christliche Schöpfungsformel
eines creatio ex nihilo zum Emblem
der transversalen Vernunft (Welsch),
deren Gestaltungskraft Pflege
Gesicht und Ansehen verleiht.
Baudelaires Verse veranschaulichen
pflegerische Poesie. Seine "Blumen
des Bösen" schildern in ihre
tiefsinnigste und tiefgründigster Ausdruck und Prägekraft:
"Ich habe jedem Ding
[jedes Objekt klein a]
die Quintessenz entzogen,
Du hast mir Schmutz gegeben,
ich habe Gold daraus gemacht."
[Zitiert bei Charles Taylor, "Quellen des Selbst" Ffm. 2018, S. 761]
Zu finstre "Fleurs du mal" Ereignisse
passt grimmig lauter
Metallcore mit höllisches Lärmen.
Aufschrei gegen Geschick
und brutaler Alarmbereitschaft
gegen [Pflege-] Widerwärtigkeiten
Denn: wo,
wenn nicht in
das Unvernehmen (Rancière)
gegen die Leerstelle
eines horror vacui
liegen die Wurzeln
moderner Caring.
Wo, wenn nicht hier
wird der Pflegekraft zum
Ja - Pflege ist Kriegskultur,
die mittels Pflegekunst sich stellt
gegenüber die Blumen des Bösen,
deren Schrecken oft einhergeht
mit einer "makaberen Neugierde"
(Martin van Creveld, "Kriegskultur" Graz, 2011, S. 234)
beim Betrachter der malade Pflegesituation;
das ist irgendwie wie "Breaking Bad"
gräulich schön und fesselnd.
Auftrittsmenschen
Pflegepräsenz 2022 ff.
kann nicht anders auftreten
auf ihre Arbeitsbühne,
als in eine dramatischer Rolle.
Sie spielt nicht ungerne
wider das finstere Spektakel
einer pflegerischen Ausnahmesituation
einen mächtige Streich.
Natürlich und theatralisch.
Pflegekultur mit unbekümmerter,
pathetischer Erhabenheit
versus erniedrigender
Pathologien und Passionen:
Gut Aufgehoben
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