Team med-ipflege

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Gut aufgehoben

Sonntag, 31. Januar 2021

Das Pflegerische Subjekt Teil 27 [l] - Horror vacui - Ipseität

 



Horror vacui


Vakuumverpacktes bleibt länger frisch.

Das wissen wir nicht nur beim Kaffeepulver. 


Schon Otto Guericke wies nach, 

das Vakuummilieu Früchte

länger haltbar macht. 


Es ist eine symoblische Figuration 

des pflegerischen Subjekt, 

dass es sich selbst als “Es” wahrnimmt mittels Recherche-Techniken, die das Nichtige, das "gerade mir

passieren musste" erlebt und erfährt als Intra-Aktionen - als Ereignis und Gegebenheit, dass er wahrnimmt als

instantane intersubjektive Entitäten 

im luftleeren Raum seines Soseins. 

Mit Karen Barad hängeln wir uns entlang 

der Definition von Gesundheit:
"Das Schweigen der Organen" - also das

gewisse "Nichts" dass gleich ALLES bedeutet.

Was ist das Maß des Nichts?
Unendlichkeit, Virtualität, Gerechtigkeit
.

Nichts. Die Leere. Eine Abwesenheit von Materie.
Die leere Seite. Vollkommenes Schweigen.
Kein Ding, kein Gedanke, kein Bewusstsein.
Völlige ontologische Bewusstlosigkeit. 
Der Gesunde denkt keine Sekunde daran
Gesund zu sein - aber hängt ein ganzer 

lebenslange Leidenszeit an der realfaktische

oder als fixe Idee gegebene Zustand des
Krankseins: beim fehlen von Kraft,
mangelnde Antrieb und aufgezwungene 
Hilfs- und Unterstützungsbedarf.


Der Sozialfigur ‘pflegerisches Subjekt’ 

fühlt sich so oder so eingesperrt im kugelförmigen, 

fensterlosen Gefängnis der Zeit; sein Microkosmos die ihm unbarmerzig 

nahe bringt, wie ausweglos eingezwängt und gefesselt er an Ketten liegt, die ihm gerade wegen deren Nichtigkeiten des ontisch Nichtgegebenseins ihm einschränken und greifen lassen nach Lückenfüller, die dieses NICHT und Leere auffüllen womit ausgesprochene

Bedarfe und Bedürfnisse zu ausgesprochene Proklamationen werden mit Anspruch auf

(welcher Arte auch immer)

zum Ausdruck gebrachter angemessener persönlicher Zuwendung. Zu verobjektivierte Entitäten im Raum

die es mit hilfe kongruente Maßnahmen zu beheben gilt zwecks Bewältigung mangelhaft gegebener interasituative Daseinsversorung in der zum Fall der Fälle dringend und drängend gewordene [Pflege-] Fall.


Zur Debatte steht seit Heisenbergs
Quantenmechanik das Wesen der Natur selbst.
Was auch gilt für eine pflegerische Ontologie.
Das physikalische wechselfällige Weltbild
der dynamisch im Raum unstet 
wandernde Quanten dekonstruiert
die klassische Ontologie mit statische
Hierarchien und deren deduktiv bestimmbare
Leitlinien, die bis ins Atomare alles
normativ vorprogrammieren konnte.

Es gibt keine vorher vorhandenen
einzelnen Objekte mit festgelegten Grenzen
und Eigenschaften, die manchen Interaktionen
vorgangig sind, noch gibt es irgendwelche Begriffe
mit bestimmten Bedeutungen,
die verwendet werden könnten,
um ihr Verhalten zu beschreiben;

vielmehr werden bestimmte Grenzen
und Eigenschaften von Objekten innerhalb
von Phanomenen und bestimmte
kontingente Bedeutungen durch
spezifische Intra-Aktionen in Kraft gesetzt,
bei denen Phänomene die ontologische
Untrennbarkeit intra-agierender
Vorgange bedeuten.

Nicht nur IoT basierte Messungen
sind materielldiskursive Praktiken
der Entstehung von Materie,

deren Entitätscharakter sich als
Objekt klein a im Microraum positioniert,

und zwar genau dort, wo das 
Kollektivsingular des pflegerischen Subjekt
seinen unabdingbaren Platz hat.

Pflegeereignissen sind sequentielle Phänomene 

und auf der Zeitschiene seriell im 
Raum geschaltte  kontingente Konfigurationen 

die der Entstehung von Materie als
pflegerische Gegebenheiten konstituiert.

Was in Folge kategorisiert wird
als Non fungible Token und damit 
ihre eigene Dingcharakter und
Zuschreibung erhält. 

Nicht als eine Idee oder Vorstellung
sondern aufgrund der Intra-Aktion
rechergierte Wirklichkeit wird dass, was
diese Adresse passierte, zur Transaktion.
Die soziotechnisch ermittelte Adresse
erhält Dingcharakter und kann per 
TAN # immerfort verfügbar gemacht werden.  

Auch noch Jahren nach stattgefundene
Datenmining behält sie ihren Status
als objetive Existenzialität bei.
Im Raum der Zeit leben wir.
Das kann zuwege bringen,
dass sogar uralte, zwischen

1848 - 1919 stattgefundene Zensus
zur Zeit der Habsburger Dingcharakter erhielt, 
wie Wolfgang Göderle es treffend herausstelte. 




Exit, Voice and Loyality


Nur selten weist seine Pflegesituation

einen profitablen Ausgang auf.


Ein Exit mit Heil und Heilung 

durch Druck auf Klinke oder 

Tastendruck mit Clickrate,

das fröhlich hereinspaziert kommt, 

durch offene Türen oder

geöffnete MS-Window-Fenster 

macht sich mehr wie rar.

Exit, Voice and Loyalty
(Abwanderung und Widerpspruch)

sind angesagt (A. O. Hirschman)


Vielfach reduziert sich das Alltagsleben  

auf ein Art Minimalprogramm. 


Darum, weil der adynamisch 

gewordene Lebenswelt dem 

élan vital abhanden kam und

der Alltag seine Seele entzogen wurde.


Die Ausahmesituatation des pflegerischen

Subjekts wird deswegen so kraß,

empfunden, weil es als Gratwanderung

bis in der unterste Flöz des Jemeinigen

gefühlt wird. Weil an Leib und Seele

spürbar wird, wie geringe, unschuldige und vulgäre Vergnügungen nur flüchtiger Pläsier bietet - als schaler Frucht, ohne Geschmack und fehlender Genuß.


Vermag das pflegerische Subjekt

sich aus diese Horror Vacui nicht

zu lösen bleibt ihr nur, sich zu figurieren 

als kraft- und antriebslose

fenster- und seelenloser Monade.

Das ist dann die Lage der Kranken,

präfiguriert im Bettgestell als Microraum.


Leibnitz Monade wird somit hier in

originärer Weise diesseits bezogen

gedeutet im Sinne Taylors: "Die Monade ist ein Proto-Selbst"


(Charles Taylor. "Quellen des Selbst" Ffm, 2018, S.653)




Verwandlung


Glaubensarmut triggert schnell einer 

Auffassung, als ob es kein

abstraktes Metapher eines

“übergesetzliches Recht” gibt, 

das er proaktiv in Anspruch

nehmen kann und als

“Naturrecht” (Bloch) im Sinne eines 

“Prinzip [Eigen-] Verantwortung” (Jonas)

auch mit geeignete Schwert-Gewalt

mit Justitias Beistand

(Justification Habermas), 

mit Haut und Haar

verteidigen sollte. 


Fatalistisches Dreinschicken

und sich selbst

als Rezipient definieren

scheint vielfach

das rechte zu sein um als

Leistungsempfänger 

mühelos mit hohler Bettel-Hand

in Erscheinung treten zu können.


Mythologien von Parallelwelten mögen

auftreten und nebulöse Sphärenwelten 

ihm einschüchtern mit wirkliche oder 

unwirkliche “gesetzliches Unrecht”: 

am Ende bleibt einer conditio humana 

übrig als Konglomerat von

szientistisch wahrgenommene

[Pflege-] Vorkommnisse

bei der Jedermann und Jederfrau 

eigenständig attributiv Stellung 

zu beziehen hat.


(Siehe "Erkundungen der

Conditio humaine" Kap. 10 in

Charles Taylor: "Quellen des Selbst;"

prächtig und wirkmächtig an den

Montaignes Textur des (sehr geschätzten)

"Maximen & Reflexionen" entlehnt. Noch eine Schüppe legen wir drauf:

"Un/Bestimmtheit" in pflegerische Angelegenheiten ist nicht der Zustand

eines Vorkommnis als starres Dingsda als Ereignis/Vorkommnis/Gegebenheit [Token] dessen, "was dann und wann passierte,"

sondern eine nichtenden wollende Dynamik.

Das Spiel auf der pflegerische Arbeitsbühne mit ihre Un/Bestimmheit bedingt das Nicht/Handeln des Nicht(s)/Dingseins.

Aus der Perspektive der klassischen Physik besitzt das Vakuum keine Materie

und keine Energie.

Doch das Quantenprinzip ontologischer

Unbestimmtheit zieht das Vorhandensein

eines solchen Null-Energie- und

Null-Materie-Zustands in Zweifel

beziehungsweise lasst ihn zu einer Fragestellung

ohne entscheidbare Antwort werden.


Nicht zu einem bestandigen Stoff beziehungsweise nicht Stoff.

Und wenn die Energie des Vakuums

nicht mit Bestimmtheit null ist, ist es nicht mit Bestimmtheit leer. Tatsachlich ist diese Unbestimmtheit nicht nur dafür verantwortlich, dass die Leere nicht nichts ist (wobei sie nicht etwas ist), sondern möglicherweise de facto die Quelle alles Seienden,

ein Schoß, der Leben gebiert. Geburt und Tod sind nicht das alleinige Vorrecht der belebten Welt. >Unbelebte« Wesen haben ebenfalls eine endliche Lebensdauer. >Teilchen können entstehen und sie können vergehen< erlautert der Physiker A. Zee in sein Quantum Field Theorie (QNF) in a Nutshell. >es ist eine Angelegenheit von Geburt, Leben und Tod, die nach der Entwicklung eines neuen Sujets in der Physik, nämlich der Quantenfeldtheorie, verlangt. [ ... ] Die Quantenfeldtheorie ist eine Reaktion auf die flüchtige Natur des Lebens.< Sie ist das Spiegelbild angewandter performative Pflegekunst
In Summa:

"Die Leere ist 
ein gespenstisches Reich
mit einer geisterhaften Existenz.
Nicht einmal das Nichts
kann frei von Gespenstern sein."

(Karen Barad)


Um es vorweg zu nehmen,

bequemliche Passivität ist

die geradezu die dämlichste Lösung; 

ohne Aufschreien erhält auch ein

Säugling nur selten Brust und 

Herzenswärme “just in time.”


"Die Leere ist eine dynamische Spannung, 

eine sehnende Ausrichtung 

auf das Sein/Werden. 

Das Vakuum ist reich an Verlangen, 

zum Platzen vall zahlloser Vorstellungen, 

was sein konnte. 

Die Ieise Kakophonie 

verschiedener Frequenzen, 

Tonhohen, Tempi, Melodien, 

Geräusche, pentatonischer Tonleitern, 

Schreie, von Geschmetter, 

Sirenen, Seufzern, Synkopen, 

Vierteltonen, Allegros, Ragas, 

Bebops, Hip-Hops, Wimmern, 

Jaulen, Kreischen, sie zieht sich 

durch die Stille, bereit, 

sich zu entladen, gleichzeitig 

jedoch durch einen Querschläger 

unterbrochen, während sie den 

angehenden Laut in ein Nicht/Sein, 

in eine unbestimmte Symphonie 

von Stimmen zerstreut und auftost. 

Die leere Seite, sie strotzt 

vom Begehren moglicher Spuren 

jeglicher Symbole, Gleichungen, 

Worte, Bücher, Bibliotheken, 

Satzzeichen, Vokale, Diagramme, 

Kritzeleien, Inschriften, Grafiken, 

Buchstaben, Tintenklecksen, 

wie sie nach Ausdruck verlangen. 


Ein Jubel der Leere. 

Selbst das kleinste bisschen Materie
bedeutet demnach eine ungeheuer große Vielzahl.
Jedes •>Einzelne<• setzt sich
aus allen moglichen Geschichten
virtueller Intra-Aktionen
mit allen Anderen zusammen.
Unbestimmtheit ist ein
Un/Geschehenmachen von Identitat,
das die Grundlagen des
Nicht/Seins erschüttert.


Gemeinsam mit Derrida
(Aporien. Sterben - Auf die Grenzen der
Wahrheit gefaßt zu sein, München: Fink 1998, s. 26.)


und Barat halten wir demnach fest: 

>>Die Identitat [ ... ] kann sich nur 

als Identitat bejahen, 

indem sie sich der Gastfreundschaft 

einer Differenz sich selbst gegenüber 

oder einer Differenz des Mit-sich-seins offnet. 


Die Bedingung des Selbst,
der Ipseität, 

eine solche Differenz / Differänz (Derrida)
(von) sich gegenüber wäre folglich
ihre eigene Sache [ ... ]:
der Fremde bei sich, 

der Geladene, der Gerufene.<< 

Die Einzelnen sind allen Anderen
unendlich verpflichtet,
wobei Verpflichtung nicht eine Schuld bedeutet,
die aus einer Trans/Aktion folgt
oder resultiert, sondern vielmehr
eine Verpflichtung ist,
die die Möglichkeitsbedingung
von Geben/ Nehmen darstellt. 

(nach Karen Barat)


Ipseität definieren wir nach Michel Henry
(1963 - zitiert von Thomas Fuchs).

 
Wir bezeichnen damit eine elementare,
nicht objektivierende Selbstgegebenheit
in aller Erfahrung als Ipseität:

Wir können nur von der Welt affiziert werden,
insofern wir uns selbst bereits präreflexiv gegeben,
selbstaffiziert sind.

Damit überhaupt etwas zur Erfahrung gelangen,
sich im Bewusstsein manifes­tieren kann,
muss ein elementares Selbstempfinden beteiligt sein:
„Selbst-Manifestation
ist das Wesen der Manifestation“


Andererseits ist dieses basale Selbsterleben
nicht als eine nur formale oder transzendentale
Voraussetzung der Erfahrung zu denken,
als entkörpertes ‚Ich‘.
Es schließt vielmehr die Dimensionen der Selbstaffektion,
der Leiblichkeit und der Zeitlichkeit ein,
das heißt die Selbstgegenwart (Seinsinneseins - Jaspers)
eines leiblich und zeitlich verfassten [pfelgerischen] Subjekts. 

Ipseität ist [nicht nur in der Pflege - dort aber besonders]

an ein elementares Leib- oder Lebensgefühl gebunden,
das heißt an die Affektibilität oder Selbstaffektion des Leibes,
die sich weiter in viszerale, propriozeptive
und kinästhetische Empfindungen differenziert.

Ipseität schließt auch eine basale
zeitliche Selbstkohärenz und -kontinuität ein,
wie sie von Husserl in sein
„Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins“ analysierte.


"Ipseität des Wesens, seine Selbstaffektion in der Immananz der

reinen Affektivitäet 

[des autosocilitierend {SELBSTANGEHEND} Gegebenen], 

ist das Selbst-Sein des Subjekts als tatsächliches, 

und konkretes Selbst [Seinsinnesein - Jaspers]

das ursprüngliche Selbst der Affektion, das als solche jede, 

auch die sinnliche Affektion ermöglicht, sodass es, 

nicht das logische Subjekt, den Gegensatz bildet, 

sodass ihm, einem Selbst, der Gegensatz entgegengesetzt, 

was er entgegensetzt, sodass sich ihm 

das entgegengetzte Sein entgegensetzt,

sodass er rezipiert, was gerade nur von einem Selbst 

rezipiert werden kann und somit jeden Gegensatz und jede
Rezeption überhaupt zugleich mit ihrer Identität ermöglicht. 


Der innere Sinn gründet bei weitem nicht das Wesen der Ipseität, 

sondern setzt sie als das voraus, 

was seine Struktur selbst ermöglicht."  

Direkt entnommen aus  M. Henry 

(L'essence de la Manifestation dt. 554)



Triumph


Der Fall aus dem erträumten Paradies einer vermeintlichen

"wünsch-dir-was-Anspruch"

auf kostenlose “Überfürsorge”

bei der der Konsument

als postmoderne Übermensch  

aus prall gefüllte Regalen der

Mega-Möglichkeits-Märkte

Produkte und Problemlösungen nur

noch “aufschnappen” braucht, 

was er meint zu brauchen,

figuriert sich Heute als ‘Pflegefall.’ 


Das temporäre Pflegeereignis

wird zum "Fall, dass der Fall" ist.

Eine temporärer Achsenzeit,

in der die Achse dessen verschiebt,

was bisher von Bedeutung war,

was bisher "ein und alles" bedeutete.


Das Ereignis bricht herein in die

Normalität des Alltags und

bringt das innerweltliche Zeitgefüge,

das Saeculum des Momentanen

ins Wanken. Die Zeitspanne

im obligaten pflegerischen Durchangspunkt erscheint als OPP und wird als

Ausnahmesituation erlebt,

die als Sonderfall hereinbricht,

als schmerzhafter Inzision klaffender Wunde und tiefer Einschnitt

im Lebenslauf des pflegerischen Subjekts.


Der Hybris “Ihr werdet sein wie Gott” 

wurde gründlich ausgetrieben, seit der

Sars-Covid-19 Panepidemie sowieso. 


Die Corona-Virus wurde
den Kampf angesagt; 

das Pflegedilemma imgleichen.


Deswegen realisiert das 

pflegerische Subjekt 

sein Gesundheitskompetenz 

eigenständig indem Es 

im Ergebnis sich zu ein 

selbstbestimmter, souveräner 

und autonomer Mensch macht, 

eine Art selbstgebasteltes 

Homunculus.


Das Pflegerische Subjekt hat

schon deswegen gewonnen,

weil er sich nicht verloren gab. 


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