Horror vacui
Vakuumverpacktes bleibt länger frisch.
Das wissen wir nicht nur beim Kaffeepulver.
Schon Otto Guericke wies nach,
das Vakuummilieu Früchte
länger haltbar macht.
Es ist eine symoblische Figuration
des pflegerischen Subjekt,
dass es sich selbst als “Es” wahrnimmt mittels Recherche-Techniken, die das Nichtige, das "gerade mir
passieren musste" erlebt und erfährt als Intra-Aktionen - als Ereignis und Gegebenheit, dass er wahrnimmt als
instantane intersubjektive Entitäten
im luftleeren Raum seines Soseins.
Mit Karen Barad hängeln wir uns entlang
der Definition von Gesundheit:
"Das Schweigen der Organen" - also das
gewisse "Nichts" dass gleich ALLES bedeutet.
Was ist das Maß des Nichts?
Unendlichkeit,
Virtualität, Gerechtigkeit.
Nichts. Die Leere. Eine Abwesenheit von Materie.
Die leere Seite. Vollkommenes Schweigen.
Kein Ding, kein Gedanke, kein Bewusstsein.
Völlige ontologische Bewusstlosigkeit.
Der Gesunde denkt keine Sekunde daran
Gesund zu sein - aber hängt ein ganzer
lebenslange Leidenszeit an der realfaktische
oder als fixe Idee gegebene Zustand des
Krankseins: beim fehlen von Kraft,
mangelnde Antrieb und aufgezwungene
Hilfs- und Unterstützungsbedarf.
Der Sozialfigur ‘pflegerisches Subjekt’
fühlt sich so oder so eingesperrt im kugelförmigen,
fensterlosen Gefängnis der Zeit; sein Microkosmos die ihm unbarmerzig
nahe bringt, wie ausweglos eingezwängt und gefesselt er an Ketten liegt, die ihm gerade wegen deren Nichtigkeiten des ontisch Nichtgegebenseins ihm einschränken und greifen lassen nach Lückenfüller, die dieses NICHT und Leere auffüllen womit ausgesprochene
Bedarfe und Bedürfnisse zu ausgesprochene Proklamationen werden mit Anspruch auf
(welcher Arte auch immer)
zum Ausdruck gebrachter angemessener persönlicher Zuwendung. Zu verobjektivierte Entitäten im Raum
die es mit hilfe kongruente Maßnahmen zu beheben gilt zwecks Bewältigung mangelhaft gegebener interasituative Daseinsversorung in der zum Fall der Fälle dringend und drängend gewordene [Pflege-] Fall.
Zur Debatte steht seit Heisenbergs
Quantenmechanik das Wesen der Natur selbst.
Was auch gilt für eine pflegerische Ontologie.
Das physikalische wechselfällige Weltbild
der dynamisch im Raum unstet
wandernde Quanten dekonstruiert
die
klassische Ontologie mit statische
Hierarchien und deren deduktiv bestimmbare
Leitlinien, die bis ins Atomare alles
normativ vorprogrammieren konnte.
Es gibt keine vorher vorhandenen
einzelnen Objekte mit festgelegten Grenzen
und Eigenschaften, die manchen Interaktionen
vorgangig sind, noch gibt es irgendwelche
Begriffe
mit bestimmten Bedeutungen,
die verwendet werden könnten,
um ihr Verhalten zu
beschreiben;
vielmehr werden bestimmte Grenzen
und Eigenschaften von Objekten innerhalb
von Phanomenen und bestimmte
kontingente
Bedeutungen durch
spezifische Intra-Aktionen
in Kraft gesetzt,
bei denen Phänomene die ontologische
Untrennbarkeit intra-agierender
Vorgange bedeuten.
Nicht nur IoT basierte Messungen
sind materielldiskursive Praktiken
der Entstehung von
Materie,
deren Entitätscharakter sich als
Objekt klein a im Microraum positioniert,
und zwar genau dort, wo das
Kollektivsingular des pflegerischen Subjekt
seinen unabdingbaren Platz hat.
Pflegeereignissen sind sequentielle Phänomene
und auf der Zeitschiene seriell im
Raum geschaltte kontingente Konfigurationen
die der Entstehung von Materie als
pflegerische Gegebenheiten konstituiert.
Was in Folge kategorisiert wird
als Non fungible Token und damit
ihre eigene Dingcharakter und
Zuschreibung erhält.
Nicht als eine Idee oder Vorstellung
sondern aufgrund der Intra-Aktion
rechergierte Wirklichkeit wird dass, was
diese Adresse passierte, zur Transaktion.
Die soziotechnisch ermittelte Adresse
erhält Dingcharakter und kann per
TAN # immerfort verfügbar gemacht werden.
Auch noch Jahren nach stattgefundene
Datenmining behält sie ihren Status
als objetive Existenzialität bei.
Im Raum der Zeit leben wir.
Das kann zuwege bringen,
dass sogar uralte, zwischen
1848 - 1919 stattgefundene Zensus
zur Zeit der Habsburger Dingcharakter erhielt,
wie Wolfgang Göderle es treffend herausstelte.
Exit, Voice and Loyality
Nur selten weist seine Pflegesituation
einen profitablen Ausgang auf.
Ein Exit mit Heil und Heilung
durch Druck auf Klinke oder
Tastendruck mit Clickrate,
das fröhlich hereinspaziert kommt,
durch offene Türen oder
geöffnete MS-Window-Fenster
macht sich mehr wie rar.
Exit, Voice and Loyalty
(Abwanderung und Widerpspruch)
sind angesagt (A. O. Hirschman)
Vielfach reduziert sich das Alltagsleben
auf ein Art Minimalprogramm.
Darum, weil der adynamisch
gewordene Lebenswelt dem
élan vital abhanden kam und
der Alltag seine Seele entzogen wurde.
Die Ausahmesituatation des pflegerischen
Subjekts wird deswegen so kraß,
empfunden, weil es als Gratwanderung
bis in der unterste Flöz des Jemeinigen
gefühlt wird. Weil an Leib und Seele
spürbar wird, wie geringe, unschuldige und vulgäre Vergnügungen nur flüchtiger Pläsier bietet - als schaler Frucht, ohne Geschmack und fehlender Genuß.
Vermag das pflegerische Subjekt
sich aus diese Horror Vacui nicht
zu lösen bleibt ihr nur, sich zu figurieren
als kraft- und antriebslose
fenster- und seelenloser Monade.
Das ist dann die Lage der Kranken,
präfiguriert im Bettgestell als Microraum.
Leibnitz Monade wird somit hier in
originärer Weise diesseits bezogen
gedeutet im Sinne Taylors: "Die Monade ist ein Proto-Selbst"
(Charles Taylor. "Quellen des Selbst" Ffm, 2018, S.653)
Verwandlung
Glaubensarmut triggert schnell einer
Auffassung, als ob es kein
abstraktes Metapher eines
“übergesetzliches Recht” gibt,
das er proaktiv in Anspruch
nehmen kann und als
“Naturrecht” (Bloch) im Sinne eines
“Prinzip [Eigen-] Verantwortung” (Jonas)
auch mit geeignete Schwert-Gewalt
mit Justitias Beistand
(Justification Habermas),
mit Haut und Haar
verteidigen sollte.
Fatalistisches Dreinschicken
und sich selbst
als Rezipient definieren
scheint vielfach
das rechte zu sein um als
Leistungsempfänger
mühelos mit hohler Bettel-Hand
in Erscheinung treten zu können.
Mythologien von Parallelwelten mögen
auftreten und nebulöse Sphärenwelten
ihm einschüchtern mit wirkliche oder
unwirkliche “gesetzliches Unrecht”:
am Ende bleibt einer conditio humana
übrig als Konglomerat von
szientistisch wahrgenommene
[Pflege-] Vorkommnisse
bei der Jedermann und Jederfrau
eigenständig attributiv Stellung
zu beziehen hat.
(Siehe "Erkundungen der
Conditio humaine" Kap. 10 in
Charles Taylor: "Quellen des Selbst;"
prächtig und wirkmächtig an den
Montaignes Textur des (sehr geschätzten)
"Maximen & Reflexionen" entlehnt. Noch eine Schüppe legen wir drauf:
"Un/Bestimmtheit" in pflegerische Angelegenheiten ist nicht der Zustand
eines Vorkommnis als starres Dingsda als Ereignis/Vorkommnis/Gegebenheit [Token] dessen, "was dann und wann passierte,"
sondern eine nichtenden wollende Dynamik.
Das Spiel auf der pflegerische Arbeitsbühne mit ihre Un/Bestimmheit bedingt das Nicht/Handeln des Nicht(s)/Dingseins.
Aus der Perspektive der klassischen Physik besitzt das Vakuum keine Materie
und keine Energie.
Doch das Quantenprinzip ontologischer
Unbestimmtheit zieht das Vorhandensein
eines solchen Null-Energie- und
Null-Materie-Zustands in Zweifel
beziehungsweise lasst ihn zu einer Fragestellung
ohne entscheidbare Antwort werden.
Nicht zu einem bestandigen Stoff beziehungsweise nicht Stoff.
Und wenn die Energie des Vakuums
nicht mit Bestimmtheit null ist, ist es nicht mit Bestimmtheit leer. Tatsachlich ist diese Unbestimmtheit nicht nur dafür verantwortlich, dass die Leere nicht nichts ist (wobei sie nicht etwas ist), sondern möglicherweise de facto die Quelle alles Seienden,
ein Schoß, der Leben gebiert. Geburt und
Tod sind nicht das alleinige Vorrecht der belebten Welt.
>Unbelebte« Wesen haben ebenfalls
eine endliche Lebensdauer.
>Teilchen können entstehen
und sie können vergehen< erlautert
der Physiker A. Zee in sein
Quantum Field Theorie (QNF) in a Nutshell.
>es ist eine Angelegenheit von Geburt,
Leben und Tod, die nach der
Entwicklung eines neuen Sujets in der Physik,
nämlich der Quantenfeldtheorie, verlangt. [ ... ]
Die Quantenfeldtheorie ist eine Reaktion auf
die flüchtige Natur des Lebens.<
Sie ist das Spiegelbild
angewandter performative Pflegekunst
In Summa:
"Die Leere
ist
ein gespenstisches Reich
mit einer
geisterhaften Existenz.
Nicht einmal das Nichts
kann frei von Gespenstern sein."
(Karen Barad)
Um es vorweg zu nehmen,
bequemliche Passivität ist
die geradezu die dämlichste Lösung;
ohne Aufschreien erhält auch ein
Säugling nur selten Brust und
Herzenswärme “just in time.”
"Die Leere ist eine dynamische Spannung,
eine sehnende Ausrichtung
auf das Sein/Werden.
Das Vakuum ist reich an Verlangen,
zum Platzen vall zahlloser Vorstellungen,
was sein konnte.
Die Ieise Kakophonie
verschiedener Frequenzen,
Tonhohen, Tempi, Melodien,
Geräusche, pentatonischer Tonleitern,
Schreie, von Geschmetter,
Sirenen, Seufzern, Synkopen,
Vierteltonen, Allegros, Ragas,
Bebops, Hip-Hops, Wimmern,
Jaulen, Kreischen, sie zieht sich
durch die Stille, bereit,
sich zu entladen, gleichzeitig
jedoch durch einen Querschläger
unterbrochen, während sie den
angehenden Laut in ein Nicht/Sein,
in eine unbestimmte Symphonie
von Stimmen zerstreut und auftost.
Die leere Seite, sie strotzt
vom Begehren moglicher Spuren
jeglicher Symbole, Gleichungen,
Worte, Bücher, Bibliotheken,
Satzzeichen, Vokale, Diagramme,
Kritzeleien, Inschriften, Grafiken,
Buchstaben, Tintenklecksen,
wie sie nach Ausdruck verlangen.
Ein Jubel der Leere.
Selbst das kleinste bisschen Materie
bedeutet demnach eine ungeheuer große Vielzahl.
Jedes •>Einzelne<• setzt sich
aus allen moglichen Geschichten
virtueller Intra-Aktionen
mit
allen Anderen zusammen.
Unbestimmtheit ist
ein
Un/Geschehenmachen von Identitat,
das
die Grundlagen des
Nicht/Seins erschüttert.
Gemeinsam mit Derrida
(Aporien. Sterben -
Auf die Grenzen der
Wahrheit gefaßt zu sein, München: Fink 1998,
s. 26.)
und Barat halten wir demnach
fest:
>>Die Identitat [ ... ] kann sich nur
als Identitat bejahen,
indem sie sich der Gastfreundschaft
einer Differenz sich selbst gegenüber
oder einer Differenz des Mit-sich-seins offnet.
Die Bedingung des Selbst,
der Ipseität,
eine solche Differenz / Differänz (Derrida)
(von) sich gegenüber wäre folglich
ihre eigene Sache [ ... ]:
der Fremde bei
sich,
der Geladene, der Gerufene.<<
Die Einzelnen sind allen Anderen
unendlich verpflichtet,
wobei Verpflichtung nicht eine Schuld bedeutet,
die aus einer Trans/Aktion folgt
oder
resultiert, sondern vielmehr
eine Verpflichtung
ist,
die die Möglichkeitsbedingung
von Geben/
Nehmen darstellt.
Ipseität definieren wir nach Michel Henry
(1963 - zitiert von Thomas Fuchs).
Wir bezeichnen damit eine elementare,
nicht objektivierende Selbstgegebenheit
in aller Erfahrung als Ipseität:
Wir können
nur von der Welt affiziert werden,
insofern wir uns selbst bereits präreflexiv gegeben,
selbstaffiziert sind.
Damit überhaupt etwas zur Erfahrung gelangen,
sich im Bewusstsein manifestieren kann,
muss ein elementares Selbstempfinden beteiligt sein:
„Selbst-Manifestation
ist
das Wesen der Manifestation“
Andererseits ist dieses basale Selbsterleben
nicht als eine nur formale oder transzendentale
Voraussetzung der Erfahrung zu denken,
als entkörpertes ‚Ich‘.
Es schließt vielmehr
die Dimensionen der Selbstaffektion,
der Leiblichkeit und der Zeitlichkeit ein,
das heißt die
Selbstgegenwart (Seinsinneseins - Jaspers)
eines leiblich und zeitlich verfassten [pfelgerischen] Subjekts.
Ipseität ist [nicht nur in der Pflege - dort aber besonders]
an ein elementares Leib- oder Lebensgefühl gebunden,
das heißt an die Affektibilität oder Selbstaffektion
des Leibes,
die sich weiter in viszerale, propriozeptive
und kinästhetische Empfindungen
differenziert.
Ipseität schließt auch eine basale
zeitliche Selbstkohärenz und -kontinuität
ein,
wie sie von Husserl in sein
„Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins“ analysierte.
"Ipseität des Wesens, seine Selbstaffektion in der Immananz der
reinen Affektivitäet
[des autosocilitierend {SELBSTANGEHEND} Gegebenen],
ist das Selbst-Sein des Subjekts als tatsächliches,
und konkretes Selbst [Seinsinnesein - Jaspers]
das ursprüngliche Selbst der Affektion, das als solche jede,
auch die sinnliche Affektion ermöglicht, sodass es,
nicht das logische Subjekt, den Gegensatz bildet,
sodass ihm, einem Selbst, der Gegensatz entgegengesetzt,
was er entgegensetzt, sodass sich ihm
das entgegengetzte Sein entgegensetzt,
sodass er rezipiert, was gerade nur von einem Selbst
rezipiert werden kann und somit jeden Gegensatz und jede
Rezeption überhaupt zugleich mit ihrer Identität ermöglicht.
Der innere Sinn gründet bei weitem nicht das Wesen der Ipseität,
sondern setzt sie als das voraus,
was seine Struktur selbst ermöglicht."
Direkt entnommen aus M. Henry
(L'essence de la Manifestation dt. 554)
Triumph
Der Fall aus dem erträumten Paradies einer vermeintlichen
"wünsch-dir-was-Anspruch"
auf kostenlose “Überfürsorge”
bei der der Konsument
als postmoderne Übermensch
aus prall gefüllte Regalen der
Mega-Möglichkeits-Märkte
Produkte und Problemlösungen nur
noch “aufschnappen” braucht,
was er meint zu brauchen,
figuriert sich Heute als ‘Pflegefall.’
Das temporäre Pflegeereignis
wird zum "Fall, dass der Fall" ist.
Eine temporärer Achsenzeit,
in der die Achse dessen verschiebt,
was bisher von Bedeutung war,
was bisher "ein und alles" bedeutete.
Das Ereignis bricht herein in die
Normalität des Alltags und
bringt das innerweltliche Zeitgefüge,
das Saeculum des Momentanen
ins Wanken. Die Zeitspanne
im obligaten pflegerischen Durchangspunkt erscheint als OPP und wird als
Ausnahmesituation erlebt,
die als Sonderfall hereinbricht,
als schmerzhafter Inzision klaffender Wunde und tiefer Einschnitt
im Lebenslauf des pflegerischen Subjekts.
Der Hybris “Ihr werdet sein wie Gott”
wurde gründlich ausgetrieben, seit der
Sars-Covid-19 Panepidemie sowieso.
Die Corona-Virus wurde
den Kampf angesagt;
das Pflegedilemma imgleichen.
Deswegen realisiert das
pflegerische Subjekt
sein Gesundheitskompetenz
eigenständig indem Es
im Ergebnis sich zu ein
selbstbestimmter, souveräner
und autonomer Mensch macht,
eine Art selbstgebasteltes
Homunculus.
Das Pflegerische Subjekt hat
schon deswegen gewonnen,
weil er sich nicht verloren gab.
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