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Gut aufgehoben

Dienstag, 12. Januar 2021

Das Pflegerische Subjekt Teil 26 [b] - Neue Idiome

 




Neue Idiome


Caring endet in ein Vielzahl
mit ein “Ruhet Sanft” als Schlusspunkt. 


“Ruhet in Frieden” [RIP] steht emblematisch 

auf so mancher Gedenkstein. Nicht immer 

ganz zutreffend. 


“Ich war euch nichts” 

für einen “Mann ohne Eigenschaften”

wird als Inskription außer bei Dichter 

wie Musil und andere Prosaisten,

kaum wirklich überzeugen.


Soziale Magie


Die Drehbücher und Skripte pflegerische 

Handlungsrepertoires schreiben 

die Akteure selbst, wobei sie sich 

um kommunikative Anschlussfähigkeit 

bemühen müssen, um an die kollektiven 

Erfahrungen, Mythen, Symboliken und 

Rituale des bereits Bekannten 

anknüpfen zu können. 


Ob die Inszenierungen der Skripte 

im pflegerischen Ereignisfeld als 

›geglückte Inszenierung‹ anerkannt 

werden und eine soziale Magie 

der sozialpolitischen Repräsentation 

ihre Wirksamkeit entfaltet, 

hängt nicht nur von der Performance 

der Akteure ab, sondern liegt auch 

im Ermessen des Publikums,

oder besser: des Sozialfigur eines

pflegerischen Subjekts als Publika. 


Sie haben letztendlich 

doch so etwas wie eine ›Wahl‹: 

zu einem gewissen Grad,

nicht zuletzt als Inhaber eines

bewilligten Pflegebudget.

Denn mit Geld in der Hand 

können sie effektiv und 

effizient selbst entscheiden, 

wem sie Vertrauen 

und Glauben schenken.


Nach Jentges, Die soziale Magie politischer Repräsentation  2010, S. 196




Widerstreit


Grabsteine am Ende einer Lebensweg. 

Manche Inschriften klingen 

wie eine pflegerische Perversität.

Wird “Ruhet Sanft” gelesen

kommt prima facies

Wunschdenken ins Spiel.  


“Ruhe” hallt immer als Echo nach, in

einer hochgestylte Erinnerungskultur

wenn eigentlich ein“Lass mich in Ruhe”

als Aussage über die Lippen kam. 


Verblichene gewidmet. Jämmerliche Jammer. 

Bei Unterlegenen als Memento Mori obendrauf 

gelegt, auf ihr kaltes Grabgelege. 

RIP - in Stein gehämmerte Resultaten, 

die als wünschenswert erachtete Zuschreibung 

das pflegerische Subjekt nach Ausgang

einer seltsame Widerstreit als Zuruf 

noch auf sein Totenbett mitgegeben werden. 


Als Spiegelbild einer unsanft und unruhige 

erlebte negative Anthropologie in einer -

unstrittig - unruhige [Pflege-] Weltgefüge.


Gedenksteine und Denkmale erheben stumme

Ansprüche und sind förmlich An-Klagen an ein

SGB abgesicherte Lebenswelt die als

Abschlussphrase das pflegerische Subjekt

als Opfer & Kläger in Personalunion Worte

einer säkularisierter Miserere mei deus

in den Mund zu legen pflegt.  




Immersion


Caring lebt von Immersion (Eintauchen).

Einzutauchen in die gelebte und erlebte 

[Pflege-] Welt des pflegerischen Subjekt 

gehört zum Handwerk selbständiger

Pflegepräsenz. Ohne dem gehts nicht.


Ohne dieses Abtauchen

kann das pflegerische Subjekt 

als Sozialfigur nirgendwo auftauchen. 


Dann wird sie nicht wahrgenommen.

Dann wird Pflege nur noch abgeglichen. 

Pfleger sind keine Kopisten, die ihren Job 

an standardisierte Pflegepersonen anpassen

und nur mit Denkschablonen arbeiten. 


Das pflegerische Subjekt taugt nicht als 

Strohpuppe und Karteileiche in ein

vom administrativen Apparatschik

gehütete und gehortete Betrieb.

Es sei denn, der Mensch

wird verwaltet statt gepflegt. 


Das finstere Grabgelege mit

dem lakonischen RIP Inskription

ist und bleibt ein Kuriosum.




Suggestions Potential


Caring veranlasst professionelle pflegerische 

Auftritt als Pflegefachkraft, noch im Nachhinein 

ein seltsames virtuelles Eintauchen in einen

Schattenwelt in Augenschein zu nehmen. 

Wer ohne Quäntchen Dante oder Vergil,

ohne Bibliomanthie oder magische Poesie

respektive hilfreiche Performativen,

die methodische Wirklichkeit schaffen,

die Pflegesitutationen performativ modellieren und sich somit nackt, nüchtern und nonchalant

auf den Weg macht, pilgert und wandert

auf rasierklingenschmale Pfaden.


Das beschriebene RIP-Kuriosum

steht als Symbol eine Phraseologie.

Pflegerische Phraseologie wird

mit Diesem eine Kehre beschieden.


Eine SGB gesteuerte oberflächliche,

putzige Pflege mag als angepasste

Situationspolitur durchgehen.


Wir fordern und verwenden stattdessen

eine persönliche Zuwendung gegenüber

das pflegerische Subjekt, die mit 

dem Ausdruck Immersion 

gut umrissen und beschrieben wird


Palliative Care - Teil einer Q-Care - 

ist ohne Eintauchen, ohne inneres 

“mitgehen” nicht gut möglich.

Empathisches Einfühlungsvermögen 

steht nicht nur dort an erster Stelle

bei der hier vorgestellte

transversale Pflegemodell mit

transanalytische Performance in

intrasituative, pflege- und

betreuungspfichtigtige Ereignisfelder.


Kongruenter Immersion betont 

neben Zuwendung auch den 

aktiven Part des Immersierten, der, 

wenn es gut läuft, zumindest ein 

leichtes Kribbeln zwischen den 

Schulterblätter oder ein angenehme

kitzelnder Gänsehaut spüren sollte. 


Das pflegerische Subjekt ist mehr 

als der potentielle Rezipient 

der sich mit den sinnlichen Dispositionen 

des Sehens und Hörens seiner 

missliche Lage konfrontiert sieht. 


Immersion äußert sich geradezu

in einer bidirektionalen Dynamik 

mit sehr viel »Suggestionspotential«. 





Signifikationen 


In der der Fokus geraten nicht so sehr 

konzentrierte pflegetechnische 

Steigerungslogiken bei den Grad

feststellbarer Pflegeanspruch und der 

Umfang an registrierbare Bedarfe.

Vielmehr stehen reziproken Verhältnisse

zwischen pflegerisches Subjekt

und Objektive Leerstellen in

sein Lebensweltgefüge zentral. 


Der Rezipient [Empfänger] hat seinen 

Anspruch auf Pflege-Bedarf erst zu beweisen

um Beistand zu erhalten? Kein Problem

mit ein amputiertes Bein in der Hand. 

Nur dann kommt man nicht weit. 


Unproblematischer hätte der Antragsteller

bei den sogenannten Kostenträger wenn

er vorstellig wird mit seinem Kopf

unter den Arm. Aber dann i

st es zumeist zu spät. 


Vor ein Arbeitsgericht hat der Arbeiter 

nichts in der Hand - allenfalls sein Vertrag. 

Er stellt der Typik und das Dilemma 

des Opfer & Kläger in Personalunion perfekt da. 


Nur, bei der Arbeiter ist sein Status 

vor das Arbeitsgericht weitestgehend 

normativ austariert; zu ihm passt der 

Redefigur “Macht der Ohnmächtigen.”


Beim pflegerischen Subjekt ist seine

biopolitischer Macht zumeist pervertiert: 

er steht  bzw. liegt at bedside 

meistens einsam, hilflos und 

verlassen da - verlustig alles Dessen, 

was Wert und Würde ausmacht. 





Realitätsretter


Dieser Widerstreit ist eine 

instabile Zustand, 

die mit “ Schweigen 

als negativen Satz 

appelliert an Außenstehenden.


 Schweigen als Idiom, denn: 

”Man findet keine Worte”. 


Dem Widerstreit gerecht zu werden 

bedeutet: 


neue Empfänger, 

neue Sender, 

neue Bedeutungen (Signifikationen),

neue Idiome (Sprechweisen), 

neue Referenten einsetzen, 


damit  das Unrecht 

Ausdruck finden kann 

und der Kläger 

kein Opfer mehr ist. 


Eine neue anthropologischer 

Kompetenz (oder “Klugheit”) 

muss gefunden werden. 


Die damit anklingende 

Tonlage einer Advocacy 

ist hier der Basssaite,

die gezupft wird, wenn der 

Generalbass-Melodie hörbar wird

weil kongruenter

Pflegepräsenz ihre Harfe

auspackt um Q-Care einen

fesselnden Sound zu entlocken:


progressive Zukunftsmusik.


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