Team med-ipflege

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Montag, 4. Januar 2021

Das Pflegerische Subjekt Teil 18 [e] - Attributive Pflege

 


Attributive Pflege


Attributive Pflege weist 

einen Labyrinth-Struktur auf, 

dem die Ariadnefaden fehlt. 


Caring ist auch kein Irr- und Lustgarten 

in barocke Manier, die zum 

kurzweiligen Vergnügen einlädt 

mit diverse, kunstvoll eingebaute 

Luxus, die, je mehr “Komplikationen,” 

je besser, den Wert des 

manieristische Rätsel steigern 


Das verschnörkelte pflegerische Labyrinth 

trägt nicht das Signatur 

“Glashütte A. Lange & Söhne,” 

aber hat dafür das Charakteristikum 

eines Netzwerks oder Rhizoms 

und verläuft mit diverse Varianten 

über 1000 Plateaux auf und ab. 



Das Rhizom


Attributive Pflegeprozesse

bewegen sich seltenst wie Perlenketten

geschnürt an drahtige Kausalketten entlang.


Gott liebt Adverbien (Joseph Hall)

und Symbolanalytiker Attributive:


"Gott liebt Adverbien und schert

sich nicht darum,

wie gut etwas ist,

sondern darum,

wie wohl es getan ist" 

 

(Charles Taylor, Quellen des Selbst. S. 396) 

 

Halls Aussage steht im

Pflege-Katechismus an

wirklich prominenter Stelle.


Fluren in den Kliniken mögen spiegelblank sein; Pflegeprozesse

verlaufen eher nicht auf

homogene, eindimensional

strukturierter spiegelglatten Ebene ab.


Pflegeplanungen verlaufen eher 

in rhizomatische Gangsysteme, 

die in alle Dimensionen des zumeist 

mehrschichtig aufgestellte 

pflegerisches Subjekt wuchert. 


Attributive Pflege umgrenzt meistens 

keine glatte Fläche sondern weist 

vielmehr den Charakter 

einer vertiefte Oberfläche auf. 


Bei attributiver Ansatz kann

jeder individueller Pflegeverlauf jeweils

vom standardisierten Behandlungspfad 

gut und gerne abweichen und in

angemessenere, plausiblere Wege münden. 


Das Aneignen sinnvoller Behandlungspfade

die das Verhältnis von Handlung und Handelndem 

geben Pflege ihre Bedeutungsfülle zurück,

die sie in dem Maße verlor, wo Pflege sich

selber definierte als Gebrechlichkeitskompensationskompetenz.


Attributive Pflege ist eine Operation, die im 

weitesten Sinne des Wortes, 

pathos und praxis einschließt,

die Gegenstand der Attribution sind und

aus den unterschiedliche Einschreibungen

(die als Vorkommnisse im pflegerischen Ereignisfeld

wahrgenommen und im pflegerische Memory

[digitales, individuelles und kollektives Gedächtnis]

aufgezeichnet wurden) zu konvivial verwertbare

Zuschreibungen (ascriptionen) wurden

mit der Pflegepraktiker hantieren.


Pflege attributiv zu rahmen (framing)

bedeutet, ihre Transaktionen mit Prädikaten

aufzuladen. Dies geschieht in 3facher Form:


(1) Prädikaten halten Pflegesituation entweder offen 
oder sorgen für deren Vollzug  
 
(2) Prädikaten können in zwei unterschiedliche Attributionssituationen die gleiche Bedeutung besitzen

 

(3)Prädikate bei mehrfacher Attributionsereignisse  
ermöglichen den Asymmetrie beizubehalten  
und zu wahren zwischen Zuschreibungen an  
das Selbst des Prosumenten und Nutzer  
der Gig-Economy (self-ascirbable) und  
die Zuschreibung an den Anderen, (other-ascribable)  
die im pflegerischen Ereignisfeld vorrangig  
das Akteurskollektiv umfasst (neben den Angehörigen).

 

Denn unstrittig werden pflegerische Handlungsfelderaus  
unterschiedliche Perspektive auch sehr unterschiedlich
wahrgenommen; das faktische Ereignis, 
gepaart mit Verdrängung, Verleugnung,  
Verklärung, Verkennung, Verzerrung um nur ein  
Handvoll attributive Merkmale, zu nennen,  
die das objektiv erfasste Pflegeereigniss zum  
subjektiven Spielball denaturalisiert.
In gewisser weise kompensiert  
die Attribution operatives pflegerisches Handeln,  
bei der die Kompensation darin besteht, einfühlsam  
die Attribution an jemanden in der Schwebe zu halten,  
und zwar allein deshalb, um den so 
attributiv zurückgehaltene psychischen  
Prädikaten einen stabilen deskriptiven Gehalt zu geben.

 

(Nach P.Strawson in Paul Ricoeur, Gedächtnis, Geschichte, Vergessen, München 2004 S. 195)



Pflege-Universum


Attributive Caring ist atopisch strukturiert 

und besitzt weder Zentrum 

noch Peripherie; ihr labyrinthisches 

Geflecht ist endlos mit ein endlos 

wuchernde Binnenraum. 


Eine Pflege-Monadologie,

die weder innen noch außen kennt, 

noch Fenster die das Pflege-Universum 

von innen beleuchten oder

von außen dem Martial-Scientist

Perspektive erlauben.


Wird Caring keine temporär gestreckte

Wegbeschreibung zugewiesen, 

engmaschig versehen mit 

richtungsweisende Hinweisschilder 

auf ihre stationäre Trajektorien

(das Übliche im normalen Pflegebetrieb)


dann bleibt nur noch das Modell 

übrig, die Caring als Projekt 

des pflegerische Subjekt versteht 

und persönlich modellhaft realisiert. 



Pflege Pfeilschnell


Das pflegerische Labyrinth 

als zielorientierte Prozess besteht 

aus eine Reihe von Intervallen 

bei der “der fliegende Pfeil ruht.” 


Schwäbisch und bajuwarisch gesagt

"Mach fei g'schwind langsam" -

a rechta Chrischt langsam thuat"


Pflegeprojekte und Pflegemodelle 

ergeben sich aus extrahierte Realitäten und Irreales Pflege-Phänomenen mit

infinitesimale Teilungen, die

überwiegend das meist dämmrige

pflegerische Ereignisfeld bestimmen.

 

Aufgezeichnet als kommunikative,

sukzessive, pflegerelevante 

Zuschreibungen.


Skizzierte Handlungsverläufe,

EBP signierte, plausible Präsuppositionen

die abschnittsweise untergliedert

werden in kleine Alltagsschritten

und diese wiederum in oft noch

kleinere Parkinsonsch Trippelschritten.


Letztlich beschreibt attributive Caring  

ein unendliches pflegerisches 

Interpolationsprozess 

mit ein beliebig fortsetzbare 

Intervallidierung des pflegerischen 

Kontinuums - sofern Heilung 

bei akutem Pflegebedarf den 

Pflegeprozess nicht limitiert.




Monströse Oszillation


Attributive Caring erhält,

als Pflegeprozess, aufgrund ihr Interpolationsprozesse

(nicht ganz zu Unrecht) das Gepräge einer 

“monströsen Oszillation,”  


Attributive Pflege ist nicht

wie ein Pralinenschachtel klar

und verführersich figuriert.

Pflege (Care) verhält sich

eher deckungsgleich mit ein

diffuses mathematisches Modell

mit (für Außenstehenden)

völlig "unverständliche Formelkram."


Bei gut durchkalkulierte und passender

Pflegepräsenz gilt: die Vektoren, 

Attraktoren und fraktale Funktionen

können nur als unstete Inskriptionen

wahrgenommen und berechnet

werden, als Vagheiten.


Oder, wie der Kybernetiker 

Norbert Wiener es formulierte: 

als “nowher differentiable functions.” 

(Nirgends differenzierbare Funktionen)


Für pragmatische Symbolanalytiker 

sind monströse pflegerische Modelle nicht 

weniger Chaotisch und seltsam 

wie Lorentz-Attraktoren aufgebaut, 

was jedoch nicht hindert, capable EBP-

Vorhersagen zur Wechselfälligkeit zu

wagen, anhand elementare 

Pflege-Meteorologien und exakt 

erworbene Daten zur situativen 

Gut- oder Schlecht-Wetterlage at bedside.  



Pflege-Meteorologie


Attributive Caring weiß darum, 

eine irritierende, zersetzende 

Beikömmlichkeit zu sein.


Von wegen "Schön-Wetter-Macherei" 


“Es” ist das Andere, dass das 

pflegerische Subjekt wuchernd 

und metastasierend im organischem 

Gefüge seiner sozialen Beziehungen erlebt. 


Lückenreißererfahrungen tauchen 

aus dem Nichts auf und zerstören 

Gesellschafts- und Alltagsstrukturen, 

obwohl, oder weil (?!) “Es” [nur] eine 

inkommensurable Leerstelle darstellt. 


Sie ruft zwar “eine vernünftige Schätzung 

unsere lebendig Kräfte” (Immanuel Kant) 

hervor aber bleibt dabei doch 

durch und durch inkommensurabel. 



Pflege-Katalog


Niemand vermag ein Fusselchen 

der unheiligen Trinität, noch einen 

Prise von Corona und Demenz 

mit der Pinzette einer [Pflege-]

Wissenschaft aufzugreifen -

pflegerische Entitäten “immateriell.” 


Attributive Pflege wiegt sich dann

auch eher als denken,

das sich durchweg als Deutung

darstellt; Stellung beziehend

driftend auf den Wellen des Chaos.


Wogendenes Schilfrohr,

stets hin und her wankend und geworfen.

Vom Winde verweht und ebenso

fragil wie volatil dynamisiert

nach Pascalschem Muster,

(Der Mensch ist ein denkendes Schilfrohr“)


Pascal statt Platon. Kurs haltendes

wogendes Schilf statt fixiert

auf ein [Meta-] Physischer

Standpunkte und auf statisch stabile

Sockel aufgepropft

wie aufgepflanzte Fählein,

wetterwendisch flatternd,

bei unverrückbarer,

statuenhafter Positionsbestimmungen.


Unsichtbar und unscheinbar, so dass auch 

[Pflege-] Experten scheitern bei 

der Versuch, die subtraktive “Leerstelle” 

im Gefüge unsere rätselhafte Normalität 

geschickt mit ein Kniff herauszugreifen 

und in ein anschauliches, passendes 

Schächtelchen zu präsentieren; 


ihre Isomorphien sind und bleiben 

Abschattungen einer

diesseitige Schattenwelt.

Gegebenheiten pflegerische

Teilwelten sind selten so spektakulär

aufgemacht wie knallbunte Urlaub- und Werbeprospekte

oder präsentieren sich als 

umfassender Pflege-Katalog: 


“Schaut her:

dat isses,

da musse hin, 

da musse gucken,

so isses.” 




Herr der Pflege


Attributive Pflege erinnert an Film

und ist großes Kino.


Die Beziehung zwischen der Kontinuität 

des im obligaten pflegerischen

Durchgangspunkt (OPP - durée) 

erfasste Pflege-Ereignis und der

Diskontinuität unserer Wahrnehmung

erinnert an den Film als Film.


Auch ohne Zelluloid besteht der Film

aus einer Serie von unbewegten Bildern.


Diese rasende Abfolge der Bilder 

imitieren wirkliche Bewegung. 

Der Mechanismus des Films ist 

mithin unserem gewöhnlichen

Wahrnehmungsprozess at bedside

analog, ja er reflektiert ihn. 


Dieser Prozess besteht darin,

aus allen Eigenbewegungen und

aller Figuren eine unpersönliche,

abstrakte und einfache Bewegung

herauszulösen. Inskriptionen 

und Zuschreibungen im Pflegeprozess 

sind sozusagen die Bewegung überhaupt,

die als Uno-Actu-Handlungen

in Erscheinung treten. 



Pflege-Kinematographie


Der Kunstgriff des Kinematographen

besteht darin diese Bewegung

im Apparat als Drama, als Krimi,

als Story niederzulegen

und sie per TV, Kino,

oder Youtube etc. dem Publikum

zur Verfügung zu stellen. 


Pflege-Kunst setzt die Individualität

jeder Einzelbewegung zusammen, die 

sie als symptomaler Lektüre in

Einzelbilder gelesen und

intern abgespeichert hat.


Pflegekunst ist - oder sollte (Prof. Angelika Zeglin BGW-Fachtagung 23.03.2021)

Storrytelling sein,

ausgeformt und aufgespielt

als individuell auf der Arbeitsbühne gestaltete Öffentlichkeitsarbeit


So rekonstruiert Caring beim pflegerischen 

Subjekt aus anamnestisch erhobene

“anonymen” Daten, Worten,

Gesten und Bewegungen jene

persönlich Zuschnitt,

über erforderliche und

kongruente Pflege-Bedarf.  


Diese filmreife Kunstgriff

unseres Erkennens. ist das Narrativ,

von der Pflegepräsenz lebt.


Ob es sich nun darum handle,

das Werden und Wachsen,

das Heilen und Gesunden

zu denken, auszudrücken, abzuhelfen,

zu begleiten oder professionell

zu unterstützen wir tun nichts weiter, 

als einen inneren Kinematographen

in Tätigkeit zu setzen. 


Derart also, dass alles vorhergehende sich

in Bergsons Worten (1912) zusammenfasst: 


Der Mechanismus unseres

gewöhnlichen Denkens ist

kinematographischen Wesens.  


Auf dieselbe Weise

«verfährt auch die moderne

Pflege-Wissenschaft nach der

kinematographischen Methode.


Denn zum Wesen der Wissenschaft

nämlich gehört Handhabung von Zeichen,

die sie an Stelle der Gegenstände

selbst setzt»


Diese Zeichen geben «eine starre Ansicht

der Wirklichkeit unter festgelegter Form»




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