Team med-ipflege

Team med-ipflege
Gut aufgehoben

Mittwoch, 9. Dezember 2020

Das pflegerische Subjekt Teil 9 [a] - Vor-Macht

 


9 (a) - Vor-Macht


Auch auf dem Pflegesektor tauchen, 

wie in jeder realistischen Machttheorie 

Allmacht und Ohnmacht 

des pflegerischen Subjekts auf
wenn auch nur als “mathematische”

Macht-Ideen in Groß und Klein. 


Denn das pflegerische Subjekt figuriert 

nicht als Sandmann mit E.T.A. Hoffmans 

irrationale, unheimliche Gesichtszüge 

und feurig glühenden Augen. 

Die Alles-Nichts-Exempel geht nicht auf. 


Fiktionen der Macht sind theatralische
Typen. So wie das einer unendlich Große 

(Typ Professor): der unfehlbare Experte, 

Alleskönner und Alleskümmerer. 

Auch das unendlich Kleine und machtlose 

ist Peter-Pan Fiktion (Typ: Patient):

der armer Kranker, arme ‘Socke’ und ‘Tropf.’ 


In Wirklichkeit stehen Allmacht und Ohnmacht 

sich nur gegenüber in der Konstellation 

Vor-Macht und Gegen-Macht. 

Als Begrifflichkeit keineswegs niegelnagelneu. 


Aristoteles spricht von 

ein “Anteil haben an nichts.” 

Dieser Startpunkt 

nahm Jacques Rancière 

zurecht zum Anlass 

für sein Theorie des Unvernehmens. 


Scheinbar Ohnmächtigen, ohne Reichtum, 

ohne Geld, ohne Macht und ohne Netzwerke 

an Beziehungen, ohne handfeste,

abrufbares Human- und Gesundheitskaptital: 

Leute! das sind Fiktionen! Schattenspiele! 


Jedermann und Jederfrau erst recht,

verfügt auch noch im untersten Höllenkreis
über die Vor-Macht, 

über ihr Unvernehmen, 

um ihr Anspruch 

im Pflegeprozess kongruent, wirksam

und sinnvoll geltend zu machen.





Lebendiger Metapher

Ikonisch. Als lebendige Metapher (Ricoeur) Sein Bild - seine Personalität

als ausgewiesene Foto auf der Gesundheitskarte ist so zwiedeutig wie das photographische Bild des Bundespräsidenten Steinbruck in Behörden

Sinnbild ist von eine wirkliche Repräsentanz der Macht - auch wenn weder am aufgeprägten König auf der Münze,

noch an das aufgehängte Foto in den Amtstuben echte Macht und Giltigkeit

verknüpft werden kann: das Geld gilt wie auch der Bescheid / das Urteil gültigkeit durch "Anwesenheit des Abwesenden" erhält. Was Logiker von Port-Royal zu Pascals Zeiten zu den Ausspruch verleitete "Das Portait Caesars ist Caesar" Von Louis Marin in Aufsätze und in sein Buch: "Le portrait du roi" aufgegriffen und

von Ricoeur in "Gedächtnis" dezidiert.

Durch Health-Literacy per IoT erfasste Textualität hindurch wird es darum gehen,

sich im Pflegebereich über das Sein des eingescreenten Bildes,

was sich auf den Monitor zeigt,

und seine Wirkungskraft zu befragen.

Durch sie hindurch – { travers eux}


Durch sie, das Gesamtbild, wie es sich im lokalen

sozialen Microraum des Bettes präsentiert,

nicht im kausalen oder instrumentalen Sinn

der nackten Pixelbilder die uns der CamCorder

als digitale Datencodes liefert. Das Bild als lebendige Metapher durchquert die

Textualität archiviertes Ereigniswissens.

Manchmal lediglich mit seinem allgemeinsten Namen »Bild« - "das ist Uli" - Manchmal verknüpft mit dem Namen, den das Bild trägt, "Uli von der Abteilung Attacke."


Dann durchquert das Foto, das Bild auf dem Display

eine Pflege-Geschichte, ein gepixelt und

in schöngefärbte oder malifiziert gemalte Typologie. "Die Galle in Zimmer 12" ist sicher kein Kosewort Es verwirklicht, verherrlicht, verklärt und ist manchmal

mit seinem Dispositiv oder seinen Möglichkeitsbedingungen

auf ewig und unläsbar verschweißt.

Das Bild durchquert Textualität. Pflegedokumentationen oder auch nur schlicht Krankenakten, die zu dem gehören,

was man erst seit rund 200 Jahren als Patientenakte nennt, oder – ursprünglicher – diese überhaupt begründet. Das in Textualität, in Befunden, Anamnesen, Kurven und Konzilen etc. überlieferte "Krankheitsbild" sich mit das Bild des Menschen verschmilzt. Das Bild dessen was der Bedarfspflichtig

zeigt repräsentiert seine Befindlichkeit,

die im Behandlungszimmer aufgerufen; den man an der Strippe hat wenn man ihm zuhause anruft oder zur Rede stellt, oder ihm und sein Verhalten rechtfertigt und beurteilt.

Es ist diese Art und Weise des Bildes, die den Ohmächtigen zum Mächtigen macht: weil er als König Kunde Prestige besitzt. Weil er als Budgetnehmer so mächtig ist dass er ein Heer Freelancer (Landskechten) als Service-Kräften um sich scharen kann. Weil infinity demanding es ihm ermöglicht

souverän seine ATL-Kompetenz so zu

gestalten, dass er auch dann,

wenn er auf seinem Thron sitzt, sich fühlen kann wie der Sonnenkönig Ludwig XIV.


Zu dessen morgendlichen Aufstehzeremonien

zählte eingeladen zu werden, dass als 
Privile galt. Gäste empfing
der Monarch gern auf dem Toilettenstuhl.


Prestige und Pflegepräsenz kreuzen sich am pflegerischen Durchgangspunkt,

bei der der Re-Repräsentationseffekt bildgebende Verfahren ihre Trümpfe ausspielt.

Unter Aufweis des sichtbaren Porträteffekt, mittels gescreente Aufzeichnungen zeigen sich Aufschlüsse, di,e verquickt mit seiner symptomaler Sprache,

im Diskurs der Rede einen handlugns- und bedarfpflichtigen "Gesamteindruck" - die dann bei allen kommnikative Handlungen immer ikonisch zu Sprache kommt,

weil das Erscheinungsbild stets zentral steht.


Genau dieses "hausgemachte" Menschenbild
durchquert die Textualität einer symptomale Lektüre
und verändert sie; durchquert durch es,
verwandeln es textual erfasste Pflegeprozesse.
Wechsel, Verwandlung, Metabletica,
Meta-Morphose und vielleicht besser noch:
Verkehrung. Mächte des eingescannten Bildes,
erfaßt im Durchgang und im transitus
durch ein Vielzahl singuläre Inskriptionen und
unspezifische, dem Ereignis nur angehefete TAN-#: 

Durch sie hindurch tritt das Sein des bildhaft

archiverten pflegerischen Subjekt hervor und
wird seine Wirkungskraft zu befragen sein.


Der Ort der Repräsentation gibt
am Monitor oder Bildschrim
Aufschluss über ein in der Zeit oder im Raum
Abwesendes oder vielmehr ein Anderes, 

und es vollzieht sich eine Substitution 

dieses Anderen durch ein noch Anderes 

an seiner Statt. 


Wie zum Beispiel in jener originären, 

jener Ur-Szene des christlichen Abendlandes: 

der Engel am Grab am Morgen der Auferstehung 

– »er ist nicht hier, er ist woanders, 

in Galiläa, wie er gesagt hat« –


hier wird das Das/Es des toten Leibes 

und seine Trägheit  ersetz durch eine Botschaft, 
welche die »Kraft« einer Aussage aufscheinen läßt,
deren Inhalt sich gleichwohl darauf beschränkt,
in der Heterogenität einer anderen
semiotischen Substanz,
der Sprache, eine Abwesenheit
– »er ist nicht hier…« –,
die Abwesenheit des »Selben« zu vermerken.


Diese Vor-Macht des pflegerischen Subjekt sich selbst zur repäsentieren

und sich in digitale Archiven sich selbst re-repräsentiert zu wissen

ist eine extern ausgelagerte "Archäologie des Wissens über sich selbst" und stellt somit eine "fordernde Fiktion" dar.

Eine Forderung nach Selbstentwicklung

die im Bezugsrahmen einer

Dilettantismus als Beruf gelesen

und vom pflegerischen Subjekt

als "Frage an Dr. Sommer"

mit inventive Kartierung gedeutet

werden kann - und sollte.


Eine etwas anders gelagerte Macht

des Ohnmächtigen möge hier

nicht unerwähnt bleiben:

die Reduktion auf das Selbst,

die scheinbare Selbstbeohnmächtigung.

Ein Tugend die (nach Meister Eckhard),

vom Wesen her korrespondiert

mit autarkes, "selbstinnesein"

bzw. auf Apatheia fußende "Gelassenheit"

und stoische Selbstgenügsamkeit.


Deren Kennmerk zeichnet sich darin aus,

um seine [begrenzte] Fähigkeiten

bescheid zu wissen.

Als ebenso ohnmächtiges und belastendes

wie wervolles Basic und belastbares Gepäck.


Zu wissen was man ist,

zu wissen was man kann

und zu wissen, wo die Grenzen sind,

sind Einträge auf das Lebenszeitkonto.

Einsatzkapital im Grundstock,

die kommunikative Handlungen

sinnvoll zu steuern vermögen wenn

einsetzbares Sozialkaptital

mit Glück und Beratung

zu gelingende Investitionen

auf der Gesundheitsmarkt werden.


Dieses Aktienpaket

mit verfügbare Ressourcen,

und seine sie noch so "ohnmächtig"

(penny-stocks) ohne große Nennwert,

sind dennoch Chips im

Pflege-Poker-Spiel,

die im pflegerischen Aktionsfeld

befähigen, seine Daseinsversorgung

anhand ein probability approach

profitabel auszugestalten.


Macht der Ohnmächtige,

weil im persönlichen Gepäck

als verfügbares, persönliches

"jemeiniges" Budget auch bei

kleines und geringes kreditfähiges

ein Vermögen verborgen liegt.

Verfügbares Vermögen,

mit der das pflegerische Subjekt

trotz seiner Ohnmächtigkeit

effektiv (L'effet c'est moi")

sein Wort und Wille

Nachdruck zu leisten vermag.

Mit dem Ziel, als Broker sein

restierendes Gesundheitskapital

gewinnbringend als Prosument

einzusetzen ohne eine

Nervenzusammenbruch oder

totale Erschöpfung als

Gesundeheits-Insolvenz anmelden zu

müssen mit klinisch relevante Folgen:


- operationsbedürftig

- intensivspflichtig

- Pflegebehandlungsbedarf

- vermehrte Risikofelder

- komplexitätssteigernde Fallverlauf

- gesteigerte Multimorbidität

- hohe Letalitätsraten


Profitable Pflege-Poker

ist die spielerische Form,

mit seiner Ohnmacht und Macht

sich selbst als Joker mit Verve

selbstbestimmt einzubringen

um so mit seiner Gestaltungsmacht

so kongruent wie effizient

zu haushalten und zu wirtschaften.


In Jean Jacques Rousseaus Sprache

gesagt (zitiert in sein "Emile"):


"O Mensch [o pflegerisches Subjekt]!

Leben Dein Leben in Dir selbst,

und Du wirst nicht mehr

unglücklich sein.

Bleibe an dem Dir von

der Natur zugewiesenen Platz

in der Reihe der Geschöpfe,

und er wird Dir

durch nichts

streitig gemacht

werden können.

Deine Freiheit,

Deine [Ohn.] Macht

reichen nicht weiter

als Deine natürliche Kräfte;

alles übrige ist

Sklaverei,

Illusion, 

Blendwerk.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen