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Gut aufgehoben

Mittwoch, 2. Dezember 2020

Das pflegerische Subjekt Teil 8 [e] - Pflegekolonie I - Pflege-Panoptikum

 




8 (e) - Kolonisation I - ASO Perspektiven


Das pflegerische Subjekt ist “Door-opener.” 

Nur bei innenseitig gedrückter Klinke 

findet Caring statt.  Zulassen, Zugang bieten ist 

ausgeübtes, prärogatives “Vor-Recht.“ 


Darum beruht Caring auf eine affektiv-relationale

Modalität von Macht- und Subjektivierungswirkung.

Dies ist eine immersive Spielart von Macht.

Immersion beschreibt den durch 

eine Umgebung der Virtuellen Realität 

hervorgerufenen Effekt, 

der das Bewusstsein des Nutzers, 

illusorischen Stimuli ausgesetzt zu sein, 

so weit in den Hintergrund treten lässt, 

dass die virtuelle Umgebung 

als real empfunden wird.


Immersive, biopolitischer Macht setzt die

von Foucault beschriebene historische Linie,

beginnend bei der souveränen Macht,

über Disziplinarmacht als Zwischenstufe,

weiter geführt als Gouvernementalität,

in die Gegenwart fort - wenn dem nicht

ein Unvernehmen (Rancière) entgegengesetzt wird.


Unvernehmen in der hier vertretene Haltung

ist Pflegepolitik die der Pflegeprozess,

sooft sie als instantande, intersubjektive Entität

in Erscheinung tritt, vorstellt als eine Kette 

von Subjektivierungen.


Als eine Lebenspraxis des Streits, eines 
Lebenskampf, dessen Ruf niemals endet (Hesse).

Es ist nicht der Kampf zwischen Arm und Reich, 

zwischen Mächtigen und von der Macht Ausgeschlossenen.

Es ist ein "biopolitischer"  Herausforderung, 

welches nicht parteipolitisch zu lösen gilt, 

sondern es ist Realpolitik des Alltagtäglichen selbst. 


Indem der gesellschaftliche Anteil der Ohnmächtigen,

der Anteillosen („la part des sans-part“) 

sich seiner Position bewusst wird und 

das pflegerische Subjekt 

für seine Rechte eintritt, 

werden soziale Strukturen revidiert. 


Das bedeutet in einem auch eine klare 

Absage an den vordergründigen 

Konsens einer medialisierten Pflegepolitik,

die Voll- und Teilkasko Lösungen,

theologisch gesagt, "extra nos" als

methodisch nach Schema und Schablone

Lösungsschema vorschreibt und überstülpt.


Auf den Weg gebrachtes Unvernehmen ist

Inanpruchnahme eines in Freiheit ausgeübte,

unverbrüchliches Vor-Recht. Nicht zuletzt ausgelöst von den selbständig

agierenden Care-Craftsman.


"Noch lastet Das erst kürzlich kolonisierte Greisentum der modernen Zeit auf dieser Gesellschaft
mit dem gleichen Druck wie die seinerzeit
kolonisierten Völker der Eingeborenen.
Der Ausdruck Drittes Lebensalter sagt genau,
was es beinhaltet: eine Art von Dritter Welt.« "Die Alten," so Baudrillard,
"seien zu einem Tod verurteilt,
der ständig zurückweicht,
mit der Folge, dass dieses Alter seinen Rang
und seine Vorrechte verliert.
Das war einmal anders: Der Status
des Greises, der durch den des Ahnen
vollendet wird, war der angesehenste.
Aber der Greis war auch ein seltener Fall."

Der französische Soziologe Jean Baudrillard hat das schon 1982 exakt beschrieben, und man kann seine Worte vierzig Jahre später nur mit Schrecken nachsprechen, denn es hat sich nichts geändert, es ist nur schlimmer geworden: »Das dritte Lebensalter wird für die gesellschaftliche Verwaltung zu einer gewaltigen toten Last. Ein ganzer Teil des gesellschaftlichen Reichtums (Geld und moralische Werte) verpufft, ohne dem Alter einen Sinn geben zu können. So wird ein Drittel der Gesellschaft in einen Zustand der Sonderung und des ökonomischen Parasitentums versetzt. Die dem Terrain des Todes abgerungenen Gebiete sind gesellschaftlich verwüstet."
Als Massenphänomen wird

das Alter zum »trash«. zum Müll.  So das Resümee von Gronemeyer & Schlultz in ihr Buch "Die Rettung der Pflege" auf S. 120. Sie greifen Baudrillards Thesen zur Kolonisierung an andere Stelle auf und definieren diese Kolonisierung, rein sprachlich als Elend (Etymologisch von e-lend ohne land) - Im Heim und doch Heimatlos.

Heimatlos, mit Jung-Stillings "Heimweh " im Herzen, ohne Jung Stillings Hoffnung im Sinn und dessen pistologische Verankerung im Leben.

Nur aufgrund seines heroldischen

und heroischen Einsatz gelingt es dem Care-Craftsman

das pflegerische Subjekt in der Lage zu bringen sich selbst und seine Lage zu beschreiben.

Indem es eine Neuauflage eines contrat social

(Rousseau) erstellt, aufgrund dessen es sich selbst aus sein

'selbst verschuldete Unmündigkeit' (Kant) herauslöst

und sich aus institutionelle Umklammerungen 

(aus den Kolonisation vorgefertigte Pflegewelten)

effektiv und effizient zu befreien vermag.


Denn die fixierenden Strukturen der Pflegewelt

werden - nicht zu unrecht -gerne bezeichnet als »Einschließungsmilieu«. Das betrifft sowohl

das pflegerische Subjekt durch seine Bindung durch Umgrenzung (an administrative

[Teilkasko-] Versorgungsstrukturen),

wie des üblichen Verdächtigen: des von Lohnpflegegleichgültigkeit gehemmten

Pflegekraft, der, gebunden und abgesichert

während feste Arbeitszeiten mehr reagiert (auf den Klingel) wie proakiv und mobil agiert. 


Pflegeparkplätze mit verängstigte,

“enggeführte” Bunkermentalität

in ASO-Pflegefabriklandschaften

war Gestern?


Max Weber zufolge entstammt

der Ausdruck "Fabrica" des Mittelalters. Dort als Umschreibung von Kellerwerkstätten.

Ländliche Werkstätten, die nicht

im Besitze mehrere Handwerker waren

sondern dem Gutsherrn gehörte. Zitiert bei P. Laslett "Verlorene Lebenswelten Wien 1988, S. 224


Pflegefabriken im Eigentum von Gutsherren?

Nicht von Handwerker, sondern von Kaufleuten gelenkt und geführt? Eigentlich gestrig.

Und doch nicht: postmoderne Realität

in Oberhausen 2021 / 2022

Kurisoserweise als Folge

zweckrationalisiertes, ökonomisiertes und renditeträchtiges Denken i.V.m. einer energisch betriebene

Entlassungsproduktion.


Um Pflegenotstand zu kurieren werden

moderne Pflegekabinen fabrikmäßig und

fleissig am Fließband produziert.


Bienenwabigeng gereihte Zellen mit

eigene Naßzellen incl. - total 23-24 m²

Kunden erhalten 2021 / 2022

teuerwerter Kreuzfahrtkomfort

geboten; Kursana werkelte in Haminkeln schon seit 2019

in noble Domizilen.

2021 am Start in Oberhausen (2023 noch nicht realisiert).

Pflegehotels waren 2022 Politprogramm: temporäre Kolonisieren von Menschen

mit Bedarfe, die von Interimskräfte versorgt, betreut, unterstützt und gepflegt werden - sollen.

Sollen - sollten - was bisher, 2023, weder funktionierte im Kursanas Projekt

im Lebenspark Oberhausen, noch

als sonstiger P-Hotel-Konstruktionen.


Himmelstürmende Raketen

im koloninisierten Gesundheitswesen

verwenden aktuell als Antrieb ein Trägerstufe mit ein irgendwie modifiziert

übernommene Konzepte der ASO: Pflege raus, Betreuung rein.

Am erfolgreichsten: täglich

proportioniere Begleitung in der

Tagespflege: spart Hoteleriekosten

und aufwändiges Vorhalten med.

geschultes, pflegefähiges Fachpersonal.


Deren Erfolg darin mithin besteht, überwiegend mit Teilzeitbeschäftigte

Betreuungspersonal und Alltagshelfer

statt VZ Pflegekräften als Bootspersonal,

in See zu stechen; postmoderne

Meeresstille und glückliche Fahrt

als boomende Pflegewelt

statt romantische Klangwelt.


Das der Begriff der Kolonisation

weiter greift als nur beschränkt auf

hybride Formen einer günstige Betreuung, die

verkauft wird als teuerwerte Pflege,

bei der makrokönonomisch viel Umsätze

generiert werden in Mikrossegementen,

die auf Zellen zwischen 16 -24 qm. beschränkt

sind, sei mit Hinweis auf Hardt/Negri's Buch "Empire" erwähnt.


Nach diesseitiger Auffassung ist den vorgenannten Autore zuzustimmen, dass

wir uns allenfalls einen postkoloniale

Blickwinkel aneigneten, sooft wir meinen

unsere Daseinsverständnis (incl. Daseinsversorgung)

wäre unbefangen von Prä-Determinanten. Wir kommen auch als Symbolanalytiker

in Zukunft nicht so ohne weiteres los von den Schatten unsere Herkunft:

"Das postkoloniale existiert nur im Gefolge,

als Danach-Danach, das am Kolonialismus haftet" Dieses Zitat von Prakash trifft jene besonders,

die mit mikroökonimische Pflege-Paramter sich als mit pflegesensible Leistungen als Zukunftmöglichkeitsmacher in Quartiersnahe Vesorgungsbetrieb

situieren wollen. Um erfolgreich die Pflegelandschaft 2023 zu gestalten bedarf

es weit mehr als Pflegekolonien in Heimqualität zu immitieren und in abekupferte Klein-Klein-Format

zu restrukturieren - als Produkt von selbsternannte

und oder auch qualifizierte, auf der Pflegemarkt mit Fug zugelassen Pflegexperten. Veränderungen wird nur der Klient schaffen,

der in Selbstarbeit seine Sorge proaktiv als Prosument

selber souverän - inmitten einer hybride Gesellschaft,

die sich digitale vernetzt und offen aufgestellt den User

auch Zugriff bietet und gewährt zu effektive und effiziente Service in Gig-Economy-Konstellationen,

die wiederum sich als "Dritte Raum" präsentieren,

um sein Mikroraum at bedsite selbst gestalten

und sein Bedarf an Pflege-Sachleistungen selbst,

passgenau und nach Maß,

ohne Bevormundungen und "Anmaßungen"

nach § 35a SGB XI beauftragen kann.



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