Parasitäre Pflege
Pflegewelten kristallisieren
sich als eine gebackene
‘Privatsprache’ (Wittgenstein),
gemahlen aus Bedeutungen
aus dem Mehl jener Worte
und Vorstellungen, die das körnige
Zeichen lieferte,
und denen ratzfatz einen
Kontingenz fehlt, wenn sie
kein Publikum findet, der ihre
Zuschreibungen ‘versteht.’
Umgekehrt gesagt: kein Pflegekraft
unterstützt mit beiden Händen
Irgendwer ohne dabei
seine ganze Familie zu umarmen
mit seine ganze Verankerung
in sein soziale Kulturkreis.
Nicht nur Romeo und Julia
umarmen auch immer ein
Familienroman,
wer liebend umgreifend
über rotglühenden Lippen haucht.
Niemand steht für sich allein;
jeder lebt auf seiner Weise parasitär.
Caring kennt Hyperrealtäten
nur zu gut - sie ist förmlich
kafkaesk prozessual kodiert.
Denn Zeichencodes im EDV
als modern “dokumentierte”
Checklisten skizzieren anhand
exakte Häkchen im Kästchen
ein Schubladendenke, mit den
fragwürdigen Anspruch,
direkt entschlüsselbare
Botschaften zu sein.
In Wahrheit dagegen sind sie
reiner Selbstzweck,
mit dem systematisch institutionell
betriebene Pflegewelten und
nach SGB normierte SV-Vorschriften
aufrechterhalten werden,
damit „jeder an seinem Platz bleibt.“
Die Zeichen „simulieren“
eine künstliche Pflegerealität
als Hyperrealität, anstatt eine
wirkliche Pflegewelt abzubilden.
„Ein Künstler weiß nie,
wie er zu seinen Sachen kommt.
Desgleichen weiß ein Pflegekraft
nicht, wie er die Spur
seiner Dinge im OPP findet.
Man muss finden,
und zwar genau da
wo es nichts mehr
zu wissen gibt.“
Diese Aussage könnte aus
ein neues Scrum-Handbook
entstammen, aber ist ein
Lehnsatz, die iterative
Herangehensweisen huldigt.
Verwendet wird ein Zitat von
Claude Bernard, (1813 - 1876)
Er war Arzt und Physiologe;
als erster kam er die Ursache
der Diabetes Mellitus
auf die Spur.
Zur strategischen Basisoperation
des pflegerischen Subjekt (praktisch
gefasst und erfasst als Dilettanten und Idiot - Laie bei Nicolaus von Kuess)
zählt es, die Bruchstücke seine Lebenstraum
einer heile Welt und und seine fragmentierten
Wissensbausteine kurzerhand zum
Produktionsprinzip der Selbstsorge zu erklären.
Mit neues, phänomenales Sehen pflegerische Ereignisse - mittels pflegesenitive Recherche-Techniken - die im Zuge des Internet of Things bereitgestellt werden.
Den Docta Ignorantia darzustellen ist eine Grundbedingung der Pflegewissenschaft ebenso wie auch der [Pflege-] Philosophie schlechthin:
es gilt von das Bedingte
innerhalb der symptomale Lektüre auf das
Unbedingte zu schießen, was unbedingt gemacht
werden sollte um als Care-Craftsman praktische Aufschlüsse zu erhalten, wie ad hoc
das Bestmögliche erzielt werden kann;
was als subjektives Normsetzungsbefugnis
oder im Duktus Josè Ortega y Gasset
"Imperativ autonomer Gesetzlichkeit"
normiert und legitimiert ist.
Die Standardaussage
über die eigene Methode lautet,
es sei immer nur ein Anfang,
ein parasitäre Freiversuch, angedockt an dem
was die Normalität betrifft, was, im Fall
einer Pflegefall wegbricht und
zum pflegepflichtigen Problemfall wird.
Mit einzelne Handlungen schafft
man noch nicht das eigentliche Werk;
mit einen einzigen Trick oder Tablette
wird selten irgendwer mit Zauberkraft
aus dem Pflegebett auf den Sportplatz versetzt.
Vielmehr gibt es bei jede Art und Weise
angemessene Pflegepräsenz ein Reservoir
an Unreines, Reste oder eben ein Projekt.
Das praktische Subjekt im
Kittel eines an sich selbst arbeitenden
Dilettant weiß, dass hier besonders,
wie auch sonst im allgemeinen gilt,
dass alles Leben Stellung nehmen bedeutet.
Sein Standort im Mikroraum at bedside
ist ein gesellschaftliche Außenposten
mit nur fraktionierte, nur vorläufige
Möglichkeiten einer verbesserte Lebens- und
Erkenntnisgewinn im obligaten Durchgangspunkt
der Pflege, eben dort, wo Pflege passiert.
Die erzielbare Resultate der dort ringsum
der Pflegebereich befindlichen Relikten
unterliegen eine spezifisch produktive
Funktionschema. Denn ein Rest (Pflege auch in einer "Pflegefabrik"
ist selten oder nie "Fertig" - da steht am Ende
des Fleiß- und Fließband selten ein komplettes
Auto, wie etwa in Sindelfingen, wenn dann ein
Mercedes vom Band rollt - "Fix und Fertig".
Pflege arbeitet parasitär - Bruchstückhaft.
Der liegen gebliebene Rest ist allerdings kein
Verlust oder Schrott sondern der Kondensationskeim
jeden Neubeginns. Im heutigen Scheitern
ruht die Saat des künftigen Pflegefortschritts.
So wie in jedem misslungenen Plan
ein epistemologischer Überschuss steckt,
das Residuum einer unzerstörten
Möglichkeit des Gelingens,
eine zu ziehende Lehre,
mit deren Hilfe ein nächster
Versuch unter günstigeren Bedingungen
starten kann – zumal bei [Reha-] Projekten,
die auf ständige Wiederholbarkeit angelegt sind –,
genauso legt das pflegerische Subjekt
praktisch gesehen im pflegerische Ereignisfeld
"dilettantisch" diesen Rest von Gestern
als Ausgangspunkt seinen Vorhaben zu Grunde,
um ihn als Ferment oder Katalysator
einer neuen Ordnung für den morgigen Tag
zu verwenden: so - und nur so -
funktioniert gelingender Pflege;
iterativ und auf autokonstitutivem Wege
gebrachte und ausgestaltete,
pflegerelevante Scrum-Prozesse.
(In Anlehnung an Michael Krajewski:
"Fragen an Dr. Sommer" in "Dilettantismus als Beruf")
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