Team med-ipflege

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Gut aufgehoben

Dienstag, 22. Dezember 2020

Das Pflegerische Subjekt Teil 12 - Unheimlich

 



12 - Unheimlich


Caring, als Eingriff

in die Alltagsnormalität, 

nimmt dort, wo sie passiert, 

nämlich konkret at bedside

Einfluss auf das situativ Gegebene 

anhand einer Pflegediagnose, 

die irgendwie immer “komisch” klingt. 


Das Dasein ist nicht Syntaktisch (Beckett).

 

Die Möglichkeit des aktiven Handelns 

ist für den Verbraucher 

pflegerische Leistungen eingeschränkt. 


Das, was dran ist (ti-draso) 

im Kontingenz des Alltags 

figuriert sich beim pflegerischen Subjekt 

als ein unlösbaren ti-draso-Zustand, 

bei der >etwas begehen< und

>etwas tun wollen< aus 

gegebener, intrasituativen Anlass, 

verunmöglicht wurde. 




Die Aktivität der Tat steht selbst 

auf dem Spiel: nicht mehr zielstrebig 

Selbstpflege, selbständig als “Selbstarbeit” 

gestalten und bewirken zu können. 


Eine unheimliche Leerstelle, 

eine Handlungslücke tritt in Erscheinung; 

das proaktiv ausgerichtete 

pflegerische Subjekt gerät schnell 

in ein verharrenden Wartemodus. 


Die Zeit dieses Ereignisses umschließt 

eine leere Zeit ohne Gegenwart, 

die sich von allen aktuellen, 

körperlichen Inhalten befreit 

und nur das enthält, 

was auf dem pflegerischen Ereignisfeld 

in Erscheinung trat oder 

als Vorkommnis noch ereignen wird, 

aber, im Augenblick nicht, 

nicht mehr oder noch nicht passiert. 


Dieses unheimliche Zuwarten 

ist eine kritische Zwischenzeit, 

eine tote Zeit, dort, 

wo nichts geschieht, 

kongruente Pflegepräsenz noch nicht 

im Blickfeld geriet und dann

 im Modus eines unendliches Wartens

runtergeschaltet wird, sofern 

die Gestaltungsmacht des Prosument 

noch nicht erweckt, oder (dichterischer)

wach geküsst von die Muse der Pflegekunst. 







Es ist und bleibt ein Jammer 

wenn das pflegerische Subjekt 

unheimlich weit hinter seine Möglichkeiten

und Kapazitäten zurückbleibt (Discountet).


Jämmerlich, wenn der homo capax

seine angeborene Fähigkeiten nicht nützt 

indem es seine (Pflege-) Probleme auf 

der lange, lange, unendlich langen Bank schiebt. 


Der ewige Wartebank ist bestückt 

mit Wartenden auf Godot (Beckett). 

Im Hinterkopf einer moderne Spielart 

eines unheimlicher Spukbild
eines Handlung hemmender reservatio mentalis:

 

entweder passiv, demütig, 

geduldig teetrinkend zuwarten - 

irgendwann bin ich dran kann; 


oder agitiert, aggressiv mit unverkennbarer 

Touch einer moral hazard (ethisches Wagnis) -

eigentlich bin ich jetzt endlich

auch mal dran;

vorzüglich dran, 

eigentlich sofort, 

eigentlich auf der Stelle, 

schließlich bin ich genau dafür versichert, 

dass ich eigentlich auch immer dran komme, 

wenn ich dran genommen werden will. 





So kommt zur obligaten Pflegesituation 

ein Unheimliches, was akademisch von Ernst Jentsch 1906 beschrieben:

“Zur Psychologie des Unheimlichen.”

 

Pflegepraktisch läuft's genau so:

auf der Monitor tauchen

literale Symptom auf, mit

heimlichen intrasituativen Kenmerk

die dazu kommen ohne

eigentlich als Schatten dazu zu gehören. 


Manchmal wie ein entdeckte 

“blinde Passagier.” 


Zuckersüß als “Alter Ego” 

schon immer an Bord. 

Bis es als Diabetes Umstände macht. 


Manchmal wie Demenz und Corona: 

unheimliche Gegebenheiten 

die das geläufigen Alltagsgeschehen 

spektakulär ändern indem es 

Daseinsversorgung umstülpt durch 

dementieller Selbstentfremdung oder Corona. 


Mit obligater Pflegesituation definieren wir 

eine konkrete Situationsgegenwart – 

vertraut in ihrer Typik, die sich in einer

anschaulichen Umwelt 

gerne als hidden action darstellt. 


Eingeschrieben mit virtuellen

Finger in unser Alltag:

Der sich bewegende Finger schreibt;

und nachdem er geschrieben hat,

geht er weiter:

Weder deine ganze Frömmigkeit

noch dein Witz werden

Inskriptionen zurücklocken.

Dein Hasten und Sputen vermag

keine eine halbe Zeile

abzuknapsen;


Inskriptionen sind

immutable Mobiles, instantane,

intersubjektive Entitäten.


All deine Tränen,

all dein Tun und Treiben waschen vom pflegerischen Signatur

kein Wort aus, noch vermag heftiges ruckeln, rütteln, abreiben und aufreiben,

Zeichen des Signifikats auszulöschen und

zunichte zu machen.


Pflege ist nicht immer großartig

dafür i/d Regel quicklebendig;

sie quinkeliert lieber als lebendiger Spatz

denn mächtig zu protzen

als ausgestopfter Adler.




Troubleshooter


Das pflegerische Blickfeld hat 

ihre besonderen und beschränkten 

Horizonte (innerhalb des Welthorizontes). 


Ihre Framing (Rahmenbedingungen)

ist von einem jeweiligen 

praktischen Interesse geprägt 

hinsichtlich des, was in Frage kommt.


Die fokussierte pflegerische Imagination

ist 

mithin exakt bestimmt von dem, 

was in der ebenso unheimliche 

wie spezifische und dramatische 

ti-draso-Zustand DRAN ist.

 

Dran - in Sachen Arbeitssituation, 

Reisesituation, Marktsituation, 

Erholungs- und Spielsituation etc.


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