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Donnerstag, 3. Dezember 2020

Das pflegerische Subjekt Teil 8 [f] - Immersiver Macht

 


8 (f) - Immersiver Macht


Immersiver Macht, nennen wir fortan 

die affektive Form des pflegerische

Governementalität (intrasituative Regieführung).


Sie generiert und definiert das

pflegerische Subjekt als

Microkonstitution (Taylor).

Darum, weil sie

eingebettet (immersion) ist

in (s)ein Microkosmos at bedside

die ihm zu ein Microraum wurde

die geschickt und mit ein

Chuzpe an Schicklichkeit selbst

proaktiv obwaltet statt sich passiv

vom Schicksal verwalten zu lassen.


Immersion hat vorrangig mit sein situativ

geschlossenen Milieus zu tun

in der das alltagstägliche Leben

seine Bedeutung und Wertschätzung findet.

Doch die Schließung ist nicht Ursache

sondern Effekt inhärenter und

intensiver Qualitäten – es ist 

eine Abschließung, die weder auf den Mauern 

einer Klinik oder Seniorenzentrums 

(fordistische ‘Pflegefabrik’) ruht noch beruht auf 

internalisierten Normen eines Disziplin-Apparates. 


Immersion zeigt sich als eine Form

der Einflussnahme und kann somit

als Machtausübung aufgefasst werden,

die in ein Modulationsgeschehen

als hierarchiefrei inszenierten

sozial-relationalen Kontexten 

erläutert und kontingent

erarbeitet werden muss. 


Max Schelers Definition fügt sich hier

nahtlos ein wenn er die mehrschichtige

Form des Leistungswissen in

Kontext zu einer "Machtpotential

der Subjektivität" setzt.


Als Leitsatz in ein Pflegehandbuch

könnte Schelers Definition des

zu pflegenden Person

als pflegerisches Subjekt sein:

"Zum Sein unserer Person

können wir uns nur sammeln,

zu ihm hin uns konzentrieren -

nicht aber es objektivieren"


(Max Scheler, "Stellung des Menschen im Kosmos" Kap. 6)


Differenzierter: Beim Menschen ist der Drang 

kein Drängen auf etwas hin, 

sondern die sich auslebenwollende Kraft. 

Der Drang als menschliches Phänomen

ist die Urpotenz des reinen Willens. 

Der Drang beim Menschen wird von Scheler

nicht mehr biologisch unter dem Gesichtspunkt 

der Lebenserhaltung betrachtet, 

sondern metaphysisch als 

"Machtpotential der Subjektivität.“ 

Die Idee, „dass der [subjektive] Gefühlsdrang 

die ursprüngliche Erfahrung des Menschen 

von der Wirklichkeit darstelle“, 

hat Scheler in verschiedenen Abhandlungen 

zur Sprache gebracht.


Das Betonen und herausstellen,

dass Vorsicht geboten sei

mit einfache Definitionen 

wie "Leistungswissen" und

ansiedeln von kernige Begriffe an

das Vorhandensein vom
bestimmte subjektive Kräften
und persönlichem Stärken, 

ist ebenfalls ein Verdienst von
Max Scheler:


„Der Mensch ist ein so breites, 

buntes, mannigfaltiges Ding, d

ass die Definitionen alle 

ein wenig zu kurz geraten. 

Er hat zu viele Enden.“[5]


Sozialtheoretisch steht die Immersion als angewandter Pflegekunst die Repression entgegen:

dem Zwang, der Weisung

und Unterwerfung

und beschreibt doch eine Form 

der situativen Einwirkung auf das Denken, 

Fühlen und Handeln eines Individuums.


"Der Mensch soll kein [Pflege-] Kunstwerk werden. 

Selbstbildung bzw. Selbstarbeit ist
nicht „Sich-zum-Kunstwerk-machen-Wollen“,
vielmehr von jeglichem Wollen frei zu halten.
In der Bildung
[als sich selbst 

{weiter-} entwickelnde Selbstarbeit]

soll der Mensch sich „verlieren“, 

um sich selbst zu gewinnen. 

Dies gelingt, indem man sich 

von einem Vorbild erfassen lässt. 

Die so wirksam werdenden Vorbilder 

können unterschiedlicher Art sein. 

Denn es gibt nicht die einzige Humanität, 

die für alle Menschen gilt.


Hinweis: Immersion (fachsprachlich „Eintauchen“)
beschreibt beim pflegerischen Subjekt
den durch seine Umgebung [des Bett als Microraum]

hervorgerufenen Effekt die ihm quasi wie ein
Virtuellen Realität (VR) erscheint:


Die Wahrnehmung einer "Antistruktur" die ihm

bisher fremd war - weil er Gesund und Beschwerdefrei.

Jetzt wird das Bewusstsein und Gefühlsleben

des Nutzers, illusorischen Stimuli ausgesetzt.

Symptomaler Lektüre, die ebenso real 

wie irreal ["Phantomschmerz"] sein können.


Dieses Eintauchen in der Pflegewelt
kann so weit sein, dass dadurch die
Normalität des Alltags in den Hintergrund tritt.

Nur noch die erlittene Abhängigkeit und
notwendige Hilsfsbedarf wird real 

empfunden und so zur  virtuelle Umgebung. 

Ist der Grad an Immersion besonders hoch, 

wird auch von „Präsenz“ gesprochen.


Im Unterschied zur passiven, filmischen Immersion 

erlaubt die virtuelle Realität, so wie sie 

intrasituativ im Durchgangspunkt der Pflege 

als Ereignis passiert und im handlungspflichtigen 

OPP [Obligatory Passage Point] als 
kommunikative Handlung / Maßnahme angefordert wird,

eine Interaktion mit einer virtuell greifbare Umgebung, 

insbesondere mit AAL-Technik, da der Grenze

zwischen erlebte und (digital) auf dem Monitor

präsentierte Pflegewelt sich überschneidet,

wodurch im Rahmen einer Digitalsierung der Pflege 

eine wesentlich höhere

Intensität der Immersion erreicht werden kann.

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