Betreuung mit Nebenwirkung
Stell Dir vor, Du willst das museale Bild der Pflege
positiv verändern indem Du Dich selbst einbringst.
Dann - was denn sonst -
bleiben Friktionen nicht aus;
Pflege hat sein eigenes Narrativ, weil sie wird praktisch gelebt, statt
von theoretische Gebilden doziert wird.
In der Regel ohne Nebenwirkungen.
Nebenwirkungen
Behörden ticken anders.
Vor allem, wenn sie Konzepte lesen, die anders lauten,
wie gewohnt und bekannt.
Da wittert man inexistente Gefahren
die noch nie existieren konnten,
weil die kritisierte Zukunft
noch begonnen werden muss.
Dergleichen lockt förmlich Widerspruch aus beim Antragsteller:
die Zukunft angemessener Pflegepräsenz
und bürgernahe Betreuungsleistungen
jenseits der Gesetze zu gängeln
hat weder Stil noch guter Geschmack.
Sie trägt ein Aktenzeichen: S 4P 306/21
Eindrücke
Die Behörde argumentiert nicht;
sie ist gewohnt zu delegieren,
und zu parieren ohne auf Sinn
und Zweck zu hinterfragen.
Daher werden amtliche Nebenbestimmungen
argumentationsfrei erläutert
aufgrund subjektive Eindrücke, faktenfrei
"ohne tieferen Sinn," unbegreiflich
und nicht kommunikationsfähig.
Vermeidungen
Mit der Widerspruch betraut
wird die Widerspruchabteilung,
die zuständig ist für
"Finanzen,Controlling und Planung.
Mit der monetäre Brille dieser Spezialabteilung für Finanzen etc.
dominiert in dem Widerspruchs.Fall
die Abrechnungs-Perspektive:
"Die Nebenbestimmung ist rechtens,
denn es könnten ja
in Zukunft
Abrechnungs-Fehler auftreten.
"Tell me why"
Gegen unterstellte, potentielle Abrechnungs-Fehler
die auch den Besten der Besten unterlaufen können,
kann man sich wehren
mit einer lakonisches Gegenargument:
"Wer nichts tut,
kann keine Fehler machen"
Diese Fehlervermeidungsstrategie zeigt jedoch in der Praxis
zu lasten pflegebedürftige Bürger ein spiegelbildliches Paradox:
Wer nichts tut, macht auch nichts
Richtig - oder, anders gesagt:
komplett unterlassene Pflege,
Unterstützung und Zuwendung
(nur um "Fehler zu Vermeiden")
kann sich als sehr viel größere Fehler
entpuppen; gegen den Muckenschiß einer haltlos aufgeworfene,
denkbar zukünftiger Abrechnungsfehler
ist der Pflege-Tsunami einer vernichtende
Pflegenotstand (eklatanter Pflege-Bedarf
bei akut Gefährdeten Bürger
mit ausgewiesene Pflegebedürfigkeit,
aber leider ohne Personal)
geradezu eine Groteske.
Es ist eine barocke Pflegestil
mehr Hand-Orakel à Gracian (Nr. 169)
denn Handlungsrelevant
bei alltäglicher Pflegepräsenz:
Noch einmal Gracian (Handorakel #231)
Ehe eine Sache Alles ist, ist sie nichts
Nie seine Sachen sehen lassen,
wann sie erst halb fertig sind:
in ihrer Vollendung wollen sie genossen seyn.
Alle Anfänge sind ungestalt
und nachmals bleibt diese Mißgestalt
in der Einbildungskraft zurück.
Die Erinnerung,
etwas im Zustande
der Unvollkommenheit
gesehn zu haben,
verdirbt dessen Genuß,
wann es vollendet ist.
Einen großen Gegenstand
mit Einem Male zu genießen,
verwirrt zwar das Urtheil
über die einzelnen Theile,
ist aber doch allein
dem Geschmack angemessen.
Ehe eine Sache Alles ist,
ist sie nichts:
und indem sie zu seyn anfängt,
steckt sie noch tief
in jenem ihren Nichts.
Die köstlichste Speise zubereiten zu sehn,
erregt mehr Ekel als Appetit.
Deshalb verhüte jeder große Meister,
daß man seine Werke
im Embryonenzustande sehe:
von der Natur selbst
nehme er die Lehre an,
sie nicht eher ans Licht zu bringen,
als bis sie sich sehen lassen können.
Ach ja
"Wozu dient das Wissen
wenn es nicht praktisch ist?
Zu leben verstehn ist
heutzutage [Gracian lebte von 1601 - 1658]
das wahre Wissen."
Balthasar Gracian, Ebenda # 232
Pflegepräsenz 2021 in Reinkultur!
"Der Kluge
erledige sein Wild
und begnüge sich nicht,
es aufgescheucht zu haben"
(B.G. Ebenda, # 242)
Und wozu Klagen?
"Man wende die menschliche Mittel an,
als ob es keine göttlichen,
und die göttlichen,
als ob es keine menschliche Gäbe.
>Großer Meisterregel,
die keinen Kommentars bedarf< "
Gracians kürzester Sentenz (Ebenda # 251)
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