Das Ethische Imperativ
als Pflegerisches Imperativ praktiziert:
Sei offen für Veränderungen, damit die Anzahl möglicher Optionen größer wird.
Das agile pflegerisches Subjekt will keine schnelle Lösungen, die wie Schablonen simple Pflegezuschnitte erlauben, die gut und gerne mit einer heiße Nadel genäht werden.
Caring trifft in komplexe Vielfalt eine Auswahl ihre Handlungsmöglichkeiten - was nur gelingt, wenn die Wahlmöglichkeiten geschickt und gezielt erweitert werden. Nur eine verlorene und verlogene Pflege akzeptiert eine unfreie Zwang zwischen Ja / Nein.
Die pflegerische Arbeitsbühne nutzt Vielfalt und liebt professionelle Komplexität innerhalb einer ehrliche handlungs- und verwandlungsfähige Potentiallandschaft.
Ihre Allergie gegen “Kurzschlüsse” und “Fehlschüsse” aus kurzer Distanz sind legendär. Toxische, blinde Schnellschüsse aus der Hüfte @Bedside heißt: es knallt ganz schön ordentlich, es gibt viel Schall und Rauch. Viel Lärm um Nichts.
Des Dudels Kern und das Schwarze auf der Dartscheibe zumeist verfehlend, erzielt Fixpflege zumeist Querschläge in der Peripherie. Einschüsse und Einschlüsse die ebenso imposant beeindruckt wie imponierende Kollateralschaden hinterlassen. Weil, mit Mumfords Worte: "Das Leben selbst, in seiner Fülle und Ganzheit nicht delegiert werden kann."
Darum vermeidet pragmatisch angewandte Caring auf gangbare Pflegerouten programmatische Bevormundungen geflissentlich. Denn hier gilt: “Du möchtest Dir ein Stichwort borgen // Allein, bei wem?” (Gottfried Benn).
Denn ultimative Expertisen und Absolutismen Ex Cathedra tendieren zu Obskurantismen:
„Obskurantismus (lat.), Gegensatz zu Aufklärung (s. d.), sowohl die Hinneigung zur geistigen Dämmerung als das System, alle Aufklärung von andern abzuhalten. Die Anhänger des O. heißen Obskuranten" (Finsterlinge - Meyers Konversationslexikon 1888).
Dem entgegnen Pflegepraktiker mit postmoderne (sogar - sensu stricto - antimoderne) statt de nomine "modernes" Pflegemanagement auf den Spuren José Ortega y Gasset:
"Der Christ [hier als Pflegepraktiker] ist antimodern: er hat sich bequemerweise ein für allemal der Moderne gegenüber- und entgegengestellt. Er nimmt sie nicht hin."
Was heute, im Jahre 2025 als "modern" in der Gesundheitsindustrie verkauft wird, ist de facto übernommenes und überkommenes kopieren von "best practices", die in hierarchisch strukturierte Pflegelandschaften den zeitgenössische Bürger suggeriert, er bekäme deswegen Pflege und Medizin nach Standart, weil es gerade angesagt und auf der Markt verfügbar wäre.
Verfügbar sind in der Regel routinierte Prozesse, die der normale Patient per Versorgungsvertrag erhält, zugewiesen von Experten und Kostenträger. In der Annahme, seine pflegesensible Versorgungsservice @Bedside wäre das Nonplusultra Dessen, was möglich und machbar.
Anbieter auf dem Marktplatz Ehrenamt mit prägnante selbständige Pflegepräsenz im Angebot und der smarte Patient @ Bedside, der in seiner Person das pflegerisches Subjekt als [post-] moderne Sozialfigur repräsentiert, vermögen ein Einvernehmen eine selbstpostulierte Modernität mit dem doktrinär ausgerichtetete "institutionelles Imperativ" darum nicht hinnehmen weil der institutionelle Imperativ die Tochter einer im Finstern schaltenden und verwaltenden Macht ist mit seltsame Dark Father Allüren.
Die Mutter die bei ein institutionäres Imperativ das Sagen hat steht sozusagen am Herd eines Dark-Kittchen, die Obst aus dem Garten kocht und auftischt. Deren schale Pflege-Paradiesäpfel erhält der Patient, sachlich als Klient etikettiert statt persönlich als Mensch angenommen, von Fürst:innen der schwarze Kunst. Wohlgemerkt: mit meisten nur häppchenweise zugeteilte Pflege, die auf schmalem Wegen und Gassen transportiert werden und terminiert innerhalb beängstigend enge Zeitkorridore.
Der "institutionelle Imperativ" ist im Übrigen ein Begriff, der von dem Ökonomen und Nobelpreisträger Oliver Williamson geprägt wurde. Er bezieht sich auf die Tendenz von Organisationen (Institutionen), Entscheidungen und Verhaltensweisen zu entwickeln und beizubehalten, die nicht unbedingt rational im Sinne der Maximierung von Effizienz oder Gewinn sind, sondern eher auf internen Routinen, etablierten Strukturen, Machtdynamiken und der Anpassung an das institutionelle Umfeld beruhen.
Einfacher ausgedrückt:
- Institutionen handeln nach ihren eigenen Regeln: Eine Institution, sei es ein Unternehmen, eine Behörde oder eine Universität, entwickelt im Laufe der Zeit bestimmte Wege, Dinge zu tun (Routinen, Verfahren, Kulturen). Diese Wege können sehr stark werden und das Handeln der Institution prägen.
- Beharrlichkeit und Trägheit: Auch wenn sich die äußeren Umstände ändern, kann es für eine Institution schwierig sein, diese etablierten Wege zu verlassen. Es gibt eine gewisse "Trägheit" oder "Beharrlichkeit", da Änderungen Kosten verursachen, Widerstände hervorrufen können oder einfach nicht in den etablierten Denkmustern der Organisation verankert sind.
- Anpassung an das Umfeld: Institutionen passen sich auch an die Erwartungen und Regeln ihres Umfelds an (z.B. Gesetze, Branchennormen, gesellschaftliche Erwartungen). Manchmal bedeutet das, dass sie Dinge tun, die nicht unbedingt die effizientesten sind, aber notwendig, um als legitim und akzeptabel angesehen zu werden.
- Macht und Interessen: Innerhalb von Institutionen gibt es oft verschiedene Gruppen mit eigenen Interessen und Macht. Diese internen Dynamiken können dazu führen, dass Entscheidungen getroffen werden, die den Interessen bestimmter Gruppen dienen, auch wenn sie nicht optimal für die gesamte Organisation sind.
Beispiele für den institutionellen Imperativ:
- Bürokratie: Eine Behörde hält an komplexen Verfahren fest, obwohl diese ineffizient sind, weil sie historisch gewachsen sind, Sicherheit bieten oder bestimmte Interessengruppen davon profitieren.
- Traditionen in Unternehmen: Ein Unternehmen behält bestimmte Produktionsmethoden bei, weil sie schon immer so gemacht wurden, selbst wenn es effizientere Alternativen gäbe.
- Investitionsentscheidungen: Ein Manager investiert weiterhin in ein bestimmtes Projekt oder eine Technologie, weil er persönlich damit verbunden ist oder seine Karriere davon abhängt, auch wenn es objektive Gründe gäbe, die Investition einzustellen
Zusammenfassend kann man sagen, dass der institutionelle Imperativ darauf hinweist, dass das Verhalten von Organisationen nicht nur durch rationale Kosten-Nutzen-Überlegungen bestimmt wird, sondern stark von ihren eigenen internen Strukturen, Routinen und der Art und Weise, wie sie in ihr institutionelles Umfeld eingebettet sind, beeinflusst wird.
Mit dem pflegerischen Imperativ auf dem Panier führt der smarte Patient als Prosument nicht mehr die Modernität, also die Inanspruchnahme einer Gesundheitsindustrie als reife Frucht eines [metaphysische, ideelle] Gottesgedanken in sein pflegesensibles Handlungsfeld @Bedside voran. Vielmehr entsagt er, in der Gestalt des "smarten Patient" (Werner, Matuszeck) die vermeintliche Wohltaten einer Over-Protectet-Care. Stattdessen nimmt er proaktiv eine Rolle ein, die sich radikal von dem Performance eines voll verköstigte 'all-you-can-eat-Konsument' abhebt - in dem sicheren Wissen, das der Bauchladen sogenannte "kostenlose" staatlich gegängelter Pflegemärkte nur Schale Früchte im Basic-Pflege-Buffet anzubieten hat für Beitragszahler in der Pflegekasse. Es ist ihm ein Horror, sich vorzustellen, dass der vermeintlich einzigen Zugang zum Pflegeparadies nur über ein staatliche Institutionen zu erreichen wäre. Als ob nur Staat und Markt (und nicht er selbst) in der Lage sei, mit administrative Methodik passende Zuteilung von Care-Arbeit zu gewähren. Ergo: er mutiert vom Player zum Player.
Im Selbstverständnis der Moderne steht eine hierarchisch verwaltete Sorgearbeit mit ihre mundgerechte Minimallösungen eigentlich auf den Standpunkt, eines heilsamen Problem- und Erlöser einer Pflegemisere zu sein.
Ob deren Haltung, von Amts wegen, jedwede autopoietische Selfcare, egal, ob informell oder profizient strukturiert, als unzureichend qualifiziert zu vermaledeien, deswegen auch sofort als 'antichristlich' genannt werden muss sei dahingestellt.
Anklänge an dem Typik eines Nietzsche sind nicht fernstehend und Töne, die pflichtschuldienst verlangen, sich eines autoritäres Diktum unterwerfen zu müssen in der Tradition eines Leviathan nach Hobbes und Co. sind unüberhörbar: wenn im Prinzip Gott Tod ist, ist jeder sein eigener Gott. Je mehr man aus sich macht, je mehr gottgleiche Macht man hat. Was auch dann gilt, wenn sie zur Persiflage wird und uns den Grillen des Haustyrann entgegentritt bzw. das rotzfreche Kind, völlig altersunabhängig, Eltern und Lehrer terrorisiert.
Machtgehabe als Spiele der Erwachsene (Berne) werden im Pflegesektor genauso als surreale Szenen auf der pflegesensitive Arbeitsbühne aufgeführt wird wie Becketts "Warten auf Godot."
Mit der Folge, dass es den Anschein hat, als ob sachkundige administrative Tätigkeiten von Expert:innen, die beabsichtigen bürgerschaftliches Engagement als eine Art Alchemie zu betreiben indem sie mit Fingerzeigen zuweisen und zuteilen ohne Hand ans Werk anlegen. Was im Grunde genommen meint, Sorgearbeit in Pflege-Versorgungs-Zentren (PVZ), Pflegestützpunkte und Quartierbüros werden mehr registrierend l verwaltet statt Probleme energisch bewältigt.
Letztenendes erscheinen diese Experten als Fürst:innen einer schwarze Kunst. Ausschließlich dafür zuständig, am Schalter zu sitzen und die Hebel der Macht zu bedienen, statt zu dienen. Mit der einzige Aufgabe betreut, Sorgeservice in geschlossene Zirkel zu organisieren durch zugelassene ambulante und stationäre Verwahr- und Versorgungsanstalten, wenn der bittstellende Patient am Schalter oder Tresen der Pflegebüro vorstellig wird.
Es mag auf Verwaltungsebene die Überzeugung vorherrschen, ihre Institution wäre zur Welt gekommen als eine 'Moderne' die sich grundsätzlich im Unterschied befände und im Gegensatz stünde zur religiösen Idee. Hegel gab in dieser Hinsicht ganz sicher den Tipp, die Staat als Idee einer höchste Realität zu sein, sooft der Geist des selbstbewusst Denkenden und Handelnden sich voll entfaltet weiß, etabliert in Gesellschaft und Gemeinwesen.
Jetzt, 2025 mutet man diese selbstbefindliche 'Modernität' zu, er solle sich geradezu als 'Moderner' zur Gotteskindschaft bekennen, als eines Menschen, der, nach Luther, Calvin und andere Reformatoren: den freien Christ genannt wird. Propagiert in den Worten "Niemanden Knecht oder Untertan." Inmitten einer Dialektik nach Barthsche Schematik, wie sie in seiner 9 Bände umfassende "Kirchliche Dogmatik" hinterlegt ist: Einerseits ist der Pflegekraft "Ein Christenmensch und ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan“ und analog dazu: der Care-Craftsman ist "Ein Christenmensch und ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Das ärgert ihn. Das heißt - dem Grunde nach - die festen Standpunkte der Geschichte Hegelsche Staatsverständnis und (seine Fußsporen folgend) Marxistische Prägung des Marktgeschehens umkehren, heißt, auf einen Überzeugungswechsel antragen. UmCare als Kehre (Heidegger) ist angesagt, weil es gefühlt und ausgewertet ein Unding ist, dass ein Großteil der Menschen täglich über zwölf Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit leisten – während 2017 hingegen nur acht Personen mehr besaßen als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, so die Autorinnen in ihrem Buch "Um-Care: Wie Sorgearbeit die Wirtschaft revolutioniert."
Leider hat der moderne Mensch sich im jetzigen Wohlstandsgesellschaft meistens genüsslich eingerichtet, auch wenn er sich überwiegend komfortabel auf sein Couch Potato flenst. Er ist wenig geneigt auf der Bühne im tagesaktuellen Spielplan 2025 eine Rolle als Antichristen und Antimoderne zu spielen, ja überhaupt eine aktive Rolle und Pflegeperformance zu spielen. Er verweigert sich die Mühe eines Wandels. Kein Gamechanger, kein Metabletica, kein Transformationsanalyse und transversale Pflege: sie wollen lieber in Trägheit verharren.
Sein, wirkliches Dasein und Sosein ist jedoch reine Bewegtheit und unaufhörliches In-Bewegung-Sein.
Das im Kleid der Moderne kostümierte Rollenspiel mit 'antichrisliche' und antimoderne Haltung wollen sich nicht bewegen, wollen nicht sein - von wegen Seinsinnesein & Periechontologie (Jaspers), von wegen Ontomacht und Commoning (Ostrom - Helfrich) - deswegen begnügen sie sich mit dem "Dagegensein" nach Lust und Laune und, je nachdem, begnügen sich mit Leistungen nach dem Maß, wie viel Geld sich im Beutel befindet. Sie sind Bürger im Pool die nicht ungerne von Ehrenamtsbehörden und Pflegebüros "beraten und für Dumm verkauft" werden. Denn auch hochintelligente Schafe bleiben Schafe und nützlich Idioten unter der Obhut vermeintliche [Verwaltungs-] Experten; sie bleiben ein Leben lang Unschuldslämmer die willig die Stimme ihres Hirten gehorchen. Selbst dann wenn (wie bei moderne kafkaeske Pflege-Prozesse nicht unüblich) die Stimme, die sie hören und vernehmen auch nur süß über eine [digitale] Schalltrichter "his masters voice" (Edison) herüberschallt, gekoppelt an ein Monitor, wo jeder einzelne Handlungsschritt pedantisch zu befolgen ist, Step by Step, wie auf dem Display vorgegeben - und womöglich von ein Künstl. Intelligenz vorgeplaudert.
Das pflegerische Imperativ in Verbindung mit die Entdeckung des pflegerischen Subjekt hat somit zwei tiefreichende geschichtliche Wurzeln: die eine von ihnen ist negativ, die andere positiv.
Die negative ist der Skeptizismus, die positive ist das Christentum.
Weder hätte jene ohne diese noch diese ohne jene eine solches Ergebnis zeitigen können
Nach: José Ortega y Gasset, "Was ist Philosophie?" München, 1968, S. 170
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