Team med-ipflege

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Gut aufgehoben

Mittwoch, 7. Mai 2014

Eine Sorge weniger - meritorisches Gut & Wallraff alias Mr. Undercover aufgespürt

Da steht Kunst im Raum. Kunst setzt Zeichen. Und als solcher ist das Zeichen immer das Supplement der Sache selbst. Kunst mit Mehrwert.

Kunst macht aufmerksam auf das Symbol. Sie zeigt als externer Effekt, im besten Sinn des Wortes, mehr auf wie ein gewöhnlicher Blick durchs Glasfenster. Oder es ist schlechthin (wenn überhaupt) Kitsch statt Kunst. Symbolanalytik weist auf ein Signatur - sowohl bei originärer Kunst wie bei der Kunst angewandter Pflege. Beider spezieller Kennmerk: bei echte Kunst handelt es sich immer um ein meritorisches Gut. Ihre Mehrwert ist mehr wert als ihren Preis. Immer, ob gut gemachte Kunst oder bei Macher einer Pflege mit Format.

Das kann zu eine Überinterpretation führen. Dann, wenn Design und Formensprache mehr zugebilligt wird, wie billigerweise angemessen. 

Wenn das Gegenteil zutrifft kann es sein, das Kunst auf einmal futsch ist.

In Chemnitz passiert. Drei Kreuze entsorgt. Mit der lapidaren Hinweis: eine Sorge weniger. Kunst kann gefährlich werden. Kunst kann nicht gefallen und umfallen oder einfach nur Abfällig werden. 

Meritorische Güter sind eben so - nie auf Dauer gesicherter Gefälligkeit. Man kann sich ihrer entledigen und Kunst als 'erledigt' aus der Welt schaffen.

Nicht nur in Chemnitz fällt es auf Anhieb nicht sonderlich auf, wenn Kunst entsorgt wird. Doch bleibt eine leere Kunstlandschaft nicht folgenlos. 

Leerraum ohne Signatur und Symbolkraft setzen feindosiert den Vorgeschmack seelenlose Landschaften frei. Ödland. Leerlauf ohne abgespürter anagogischer Sinnhaftigkeit verweisen auf denselben Basic: reine Funktionalität. Sang- und klanglos ist was im schwange ohne rhytmischer Impuls. Schade drum.

Im Gesundheitswesen gibt es die nackte Wirklichkeit gemachter Pflege ohne gekonnte Kunst. Nützlich und zweckdienlich aber eigentlich nur auf beschränkt eines auf flacher Bahn verlaufender Werktätigkeit.



Trotz fehlender Symbolkraft wirkt das Machwerk eines auf linearer Reißbrett gezeichneter Pflegetätigkeit nicht einmal verkehrt und verzerrt; an sich hat es schon eine Eigenwert. Sie ist so wie sie erscheint und ist so, wie sie ist, weil sie so unscheinbar wirkt wie sie ist. Wer mehr will und gruseligeres will wird bei Mr. Undercover, Günter Wallraff fündig.


Screenshot Meedia.de vom 06.05.2014
Stoppuhrpflege ist so eine gut gemachte Pflege ohne Symbolschnickschnack. 

Nützlich und gar nicht so übel, wie sogar Mr. Undercover selbst an eigenem Leibe im Selbstversuch erfuhr. 

Nur das Weißbrot zum Frühstück war wohl nicht so sehr Wallraffs Geschmack. Alles andere war passend: gute Pflege und freundliche Mitarbeiter.

Wer es mag, mag Bauhauspflege vielleicht mögen. Warum kein Stoppuhr oder Zeitstempel anwenden? Ankarren, Schellemännekes machen, 'raus aus den Federn', 'rein in die Sachen', ran an den Tisch und fortwährend fort mit dem Ford zum nächsten Fließbandkandidaten; so funktionierte es ja, so oder so ähnlich, ja immer schon.

Ankarren, Schellemännekes machen u.s.w. lässt natürlich systematischer Pflege im Bau schrumpfen auf den skelletierten Rumpf radikaler Funktionalität. Funktionalität, die Trumpf ist in der häuslicher Pflege und im Bauwerk eines Pflege-Haus. Bauwerke, die im Format eines Klinikums als eine Care4factory die Instantiierung einer hilfsbedürftige Eigenschaft ausmacht. Oder sie sind rühmlich bekannt als ein mit satter Gebrauch von Euphemismen sauber gepflegte, (ab-) gesicherter Bastion eines von Parkbäume verhüllter Heim-Bau vor der Horizont eines Abendfrieden.

Nicht ohne Hintersinnigkeit. Denn auch Bauhaus gestylte Pflege hat Symbolkraft. Man nehme nur die Brille eines Architekten hinzu, beispielsweise eines Wittgenstein. 


Wittgenstein


Alles, nicht nur die Raumausleuchtung mit nackter Glühbirne in rein funktional geprägte Räumlichkeiten verkörperern umgeformte Ideen und sind in ihre Brutalität Museal gewordenes Gedankengut in Stein, poliertes Beton, kalter Stahl und glattes Glas. 

Screenshot http://www.metalocus.es
Ohne Bauhausphilosophie merkt man jedoch sehr schnell wie hinter dem Gemäuer reiner Funkionalität das der verbaute Lebensraum sich zum 'Bau' verzerrt. Ideale Brutstätten für Kafkaeske Lebenswelten und Verwandlungen aufgrund der Bauweise:  ... Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines Menschenzimmer ... wie Kafkas Held Gregor Samsa der Raum seiner Metamorphose aufs seltsamste erlebt. Das Bauhaus wird ein Bau, ein Klaustrum, eine genormter 12 qm enge Zelle das denkbar wenig Gefühl fürs gelebte Leben bietet und mächtig viel Ansätze bildet für stereotypische Wiederholungen: "Ich möchte lieber nicht", oder wie Bartleby es im New Yorker Wall Street es im Original zur Sprache bringt: “I would prefer not to.” 


Screenshot Bauhaus-dessau.de


Screenshot Haus-Wittgenstein.at
Wittgenstein hätte möglicherweise sein Spaß an das Gefühl der reine Funktionalität in der Pflege. So klar wie ein Watschen.

Ich gönne es ihm und seinesgleichen gerne, Exerzitien zwischen kahle Wände als wahre Wonne im explanatorischem Sinne der Raumwahrnehmung wahr zu nehmen.

Wer nicht auf das maximal Minimale des Pharresia getrimmt ist, fühlt geradezu eine explanatorische Lücke

Eine unbeschreibliches Defizit, weil bei allem bewusstem erleben und erkennen kein Raum da ist - Leerraum - um Lust und Leiden erklären und erläutern zu können.



Das ergibt ein Weltbild ohne Symbolkraft und meritorischer Design. 

Auch sie kommt uns 'hautnah' an:

wie düster schwarze Autokollonnen im Dauerregen,
wie umpflügten Ackerfeldern ohne Korn und Ähren
wie abgemähte Wiesen ohne Heublumen,
wie unerwiderte Liebe: 
ohne salzige Tränen, 
ohne ein inniger Kuß und 
ohne ein "Ich freue mich dass Du einfach da bist".

An ein Wort, manchmal sogar mit eine einzige wortlose Geste, 
kann alles hängen und abhängen.

Das vorbehaltlose "Ich mag Dich" in der Aussage vermag alles mit Symbolkraft aufzuladen.

Apropos: auch Wittgenstein weiß etwas vom richtig gepflegten und echt gespürten und fraktal gespurten Leben:

" Wissenschaftliche Fragen können mich interessieren, "
" aber nie wirklich fesseln. Das tun für mich nur "
" begriffliche und ästhetische Fragen. Die Lösung "
" wissenschaftlicher Probleme ist mir, im Grunde, "
" gleichgültig; jener andern Fragen aber nicht. "

Gut, wer merkt, wo und wie auch immer:
hier bin ich  Gut aufgehoben.



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