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Gut aufgehoben

Montag, 18. März 2019

McDonaldisierung in der Pflege - NDR Report - Ausstieg aus der ambulante Pflege



Kranke Pflege 


droht ein Ausstieg der Arbeitgeberverbände 
der AWO und der Diakonie aus der ambulanten Pflege. 

Als Grund wird genannt, dass die Kassen zu wenig 
für Pflegeleistungen zahlen würden. 

In Niedersachsen wären von einem solchen Ausstieg 16.000 Pflegebedürftige und 5.000 Pflegekräfte betroffen.

Im Unterschied zu anderen Anbietern ambulanter Pflege 
zahlen AWO und Diakonie Tariflöhne. Den Kassen werfen sie vor, 
dies nicht zu berücksichtigen. "Die Kassen produzieren
seit Jahren einen erheblichen Druck auf uns und versuchen, 
uns als tarifgebundene Anbieter immer mit denen zu vergleichen, 
die nicht tarifgebunden sind und uns damit auch zu drücken", 
sagte Rüdiger Becker, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Dienstgeberverbands Niedersachsen (DDN), 
dem NDR Regionalmagazin Hallo Niedersachsen. 

Würden die Kassen die ambulante Pflege nicht endlich 
kostendeckend vergüten, müssten die Arbeitgebervertreter 
von Diakonie und AWO die Reißleine ziehen: "Dann müssen 
wir unseren Mitgliedseinrichtungen empfehlen, ihre Arbeit in der ambulanten Pflege einzustellen. Es ist nicht mehr refinanzierbar."

3/4 der ambulante Dienste der Wohlfahrt schreiben rote Zahlen

Datenbasis dieser Bewertung sind die Bilanzen von Pflegediensten 
der AWO, Diakonie, Caritas und der kommunalen Anbieter 
aus dem Jahr 2016. Das Ergebnis: Von 87 repräsentative 
Pflegediensten schreiben nach Verbandsangaben
63 Dienste rote Zahlen. Fast drei Viertel (72 Prozent) 
hätten negative Betriebsergebnisse und könnten nicht überleben. 
"Wir haben transparente Kosten dargestellt", sagte Rifat Fersahoglu-Weber, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands AWO Deutschland.

Vor einem Jahr hatten AWO, Diakonie, Caritas und kommunale 
Anbieter ambulanter Pflege den Kostenträgern ein detailliertes Kostenmodell auf Datenbasis von 200 Pflegediensten vorgelegt. 
Damit wollten sie transparent dokumentieren, welche Kosten 
sie für unterschiedliche Pflegeleistungen haben und wie die 
Differenz zu den Vergütungssätzen aussieht, die die Kassen zahlen. 
 
Das allerdings, schildert Rifat Fersahoglu-Weber, 
habe an der Haltung der Kassen nichts verändert.

Ersatzkassen-Verband (vdek) kritisiert unrealistische Erwartungen

Der vdek äußerte sich in einer schriftlichen Stellungnahme 
kritisch zu den Vorwürfen der Pflege-Anbieter. 
 
Diese gäben viel Geld aus für Rechtsanwälte und externe Berater, 
"die dann völlig überzogene Forderungen entwickeln und eine unrealistische Erwartungshaltung bei den Pflegediensten schüren. 
Ein Kompromiss wird dadurch unmöglich gemacht".

"Fronten zwischen Kassen und Trägerverbänden verhärtet"

Tatsächlich sind die Verhandlungen über die Finanzierung 
der ambulanten Pflege zwischen den Pflegeanbietern 
und den Kassen seit mehr als einem Jahr festgefahren. 

Martina Hasseler, Pflegeforscherin an der Universität Heidelberg analysiert: "In Niedersachsen haben sich die Fronten zwischen 
den Kassen und den Trägerverbänden verhärtet. 
Wenn dieses Problem nicht gelöst wird, werden wir 
ein großes Problem haben - eines Pflegenotstands, 
eines Pflegekollapses, sodass die ambulanten Dienste 
in Niedersachsen ihre Leistungen für die Pflege 
tatsächlich nicht mehr anbieten können."

Kassen werfen den Verbänden Dramatisierung vor

Ein solches Szenario halten die Kassen für überzogen. 
Der vdek verweist darauf, dass er sich dem guten Umgang 
mit dem Geld der Versicherten verpflichtet fühle. Höhere Pflegevergütungen für Leistungen aus der Pflegekasse würden automatisch höhere Eigenanteile der Versicherten 
mit sich bringen. 
 
In seiner schriftlichen Stellungnahme schreibt der vdek:

"Es ist nicht redlich, für eigene finanzielle Interessen 
mit den Ängsten der Menschen zu spielen. ... 
Jede Preiserhöhung dazu, dass Pflegebedürftige weniger Pflege 
in Anspruch nehmen können oder aber sie oder 
hre Angehörigen mehr dazuzahlen müssen."

Forscherin empfiehlt Systemwechsel in der Pflege


In der Praxis rechnen ambulante Dienste Geld für Pflegeleistungen 
für einen Patienten einerseits mit der Krankenkasse und andererseits 
über die von der Krankenkasse vertretene Pflegekasse ab. 
Diese Abrechnungspraxis ist kompliziert und wenig transparent. 
 
Aus Sicht von Pflegeforscherin Hasseler ist sie auf Dauer untauglich. 
Die Pflegeversicherung als "Teilleistungsversicherung" sei angesichts steigender Zahlen pflegebedürftiger Menschen überholt. 

Prof. Hasseler plädiert für einen beherzten Systemwechsel 
und empfiehlt ein Gemeindeschwestermodell. Allerdings nicht 
wie in Deutschland bis Mitte der 90er-Jahre praktiziert, 
von den Kirchen finanziert, sondern steuerfinanziert. 
So machten es Schweden und Dänemark erfolgreich vor.

Anfang April 2019 stehen entscheidende Schiedsgerichtstermine an. 
Vom Ergebnis wird abhängen, ob Diakonie und AWO 
ihre Drohung wahrmachen und aussteigen.


MMW-med-ipflege empfiehlt: authentisches und

aktives agieren anstelle passives reagieren.


Kompetenzen stärken und konkret in Anspruch nehmen 

statt Konferenzen über Pflegekonzepte zu starten 

und Ergebnisse abzuwarten.


Pflege unbürokratisch vereinfachen nach dem Discounterprinzip 


Pflegeservice charakterisieren anhand von vier Hauptaspekten:

      • Effizienz – die optimale Methode, eine Aufgabe zu lösen

      • Kalkulierbarkeit – das Pflegeziel sollte nach Zeitaufwand quantifizierbar sein 

      • Voraussagbarkeit – mit ein einziger Click Online gestellter Pflegeangebot on demand

      • Kontrolle – persönliche Nähe im Quartier garantiert Pflege als Chefsache  



Das bedeutet praktisch:

"Ein Stück weit in den Schuhen 
des anderen gehen, 
aber dabei die eigenen Socken tragen."  
 
Klartext: Verständnis und Empathie aufbringen. 
Den selbständigen Prosumenten im Zentrum 
des pflegerischen Ausnahmezustandes stellen.  
 
Denn nur dann ist das pflegerische Subjekt  
souverän, wenn er selber 
über seine Pflege-Situation frei entscheidet. 
(nach Carlo Schmidt. 
 
Seine angemeldete Bedürfnisse mit ihm zusammen realisieren. 
 
Besser kurz um knapp in ein günstiges Hotel 
einquartieren statt unendlich lange über Preisheiten 
im Quartier zu debatieren.

Ein Fingerhut gelingender Pflege 
bringt mittels das Discounterprinzip:
'Konzentration auf das Wesentliche'
mehr als eine Gießkanne voller 
mitfühlende Sympathie bei rein funktionales 
behandeln pflegerische Defizite mit Gebrechlichkeitskompensationskompetenz. 
Mit der Begriff Empathie soll nichts schöngeredet werden. 
Schon im Jahr 2010 thematisierte Prof. Hasseler als Gesundheitswissenschaftlerin Volatilitäten 
am Pflegemarkt treffend und packend. 
In Fachzeitschrift wies sie darauf hin,  
dass Umbrüche und Verwerfungen 
in der Pflegebranche zunehmend Klischees 
zerstören und zermalmen müssen. 

Pflege bewegt sich in eine lebendige Gesellschaft. 
Aus pflegerische Sicht verlor die aktive Gesellschaft 
schon längst deren grundlegende Basis, 
aufgestellt anhand starre Reglementierungen und Traditionen. 
 
Durchführungsbestimmungen, die noch vor 50 Jahren galten, 
als Krankenpflege anfing, sich als eigenständige 
Profession zu entwickeln sind Out of order. 
 
Pflege versteht sich schon lange nicht mehr 
als ausführendes Organ einer delegierenden Ärzteschaft.

Deshalb ist Nachvollziehbar das Prof. Hasseler (überspitzt) 
mit Fug der Grundsatzfrage stellt 
Ist die Pflege eine sterbende Profession?

Diese letzte Abschnitt ist dem Buch entnommen 
"Auftrittsmenschen" Seite 357 mit Fn.

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